Himmlische Leidenschaft

Sattel und Steigbügel.«
    »Gut«, murmelte er. »Wenn ich die Steigbügel benutzen kann, ist es angenehmer für mein Bein.
    »Wo hast du gelernt, so zu sprechen?«
    »Wie?«
    »Wie Butter und Honig und Kerzenschimmer.«
    »Als ich Pferde zugeritten habe«, erklärte er. »Schien sie zu beruhigen.«
    »Deine Stimme wirkt auch beruhigend auf Vögel.«
    »Wie ist es mit Menschen?«
    »Ich bin noch wach«, gab sie mit bewußt gedämpfter, samtiger Stimme zurück, »aber es fällt mir schwer, die Augen offen zu halten.«
    Die Haut in seinen Augenwinkeln kräuselte sich leicht.
    Als er einatmete, stieg der Duft nach Rosen und warmem Sonnenschein und frischer Luft von ihr auf und verschmolz zu einem Parfüm, berauschender und faszinierender als alles, was er jemals in einem teuren Kristallflakon gerochen hatte.
    Sie wünscht sich einen großen Bruder, keinen Liebhaber, rief er sich ins Gedächtnis zurück. Und das ist es auch, was ich für sie sein möchte.
    Dann dachte er gereizt: Verdammt, ich wünschte nur, ich könnte meinen blöden Schwengel davon überzeugen. Ich bin nicht mehr so geil gewesen, seit ich damals zum ersten Mal entdeckt habe, daß er noch zu mehr taugt als nur zum Pinkeln.
    Unruhig verlagerte er sein Gewicht hinter dem Sattel, um den Druck seines sich rasch versteifenden Schafts zu lindern. Als er sich zurechtsetzte, versuchte er zu vergessen, wie verlockend weich und dennoch fest sich Sarahs Körper unter seinen Händen angefühlt hatte, als er sie an sich vorbei ins Haus gehoben hatte.
    Sie hat genau die richtige Größe, dachte er wieder. Nicht so klein, daß ein Mann sie im Bett glatt verlieren würde, aber auch nicht von der Größe eines Scheunentores, so wie Lola.
    Lola würde zwei Männer aus Ute machen.
    Muß für interessante Nächte in der alten Reisighütte sorgen.
    »Siehst du die Einkerbung in dem Felsrand weiter zur Rechten?« fragte Sarah.
    »Ja.«
    »Reite darauf zu. Es gibt dort einen Pfad, der die Felsen hinaufführt und über den Rand.«
    Er trieb Cricket auf die Schlucht zu.
    Das Land begann langsam anzusteigen. Je weiter sich der Hengst vom Fluß entfernte, desto trockener wurde der Boden. Statt des melodischen Murmelns des Baches und des fröhlichen Vogelgezwitschers in den Weiden war jetzt nur noch ein gelegentliches Rascheln zu hören, wenn die Steigbügel verdorrtes Unterholz streiften.
    Gewaltige Pyramidenpappeln wichen rasch zerzaust wirkenden Büschen mit schmalen, ledrigen Blättern. Feigenkakteen und andere Kakteenarten wuchsen an Stellen, wo der Boden zu trocken oder zu nährstoffarm für Gras war. In den blassen, schräg fallenden Strahlen der Sonne bildeten die Kaktusstacheln einen golden schimmernden Kranz um die Pflanzen.
    Kältere Luft von dem Hochplateau strömte auf ihrem Weg in das Tal hinunter an den Reitern vorbei. Die Brise brachte den Geruch der kommenden Nacht mit sich, kühl und frisch und geheimnisvoll.
    Bald waren das Knirschen von Leder und der ruhige, gleichmäßige
    Atem des Hengstes die einzigen Geräusche in der Stille des Spätnachmittags.
    Wie immer schweifte Cases Blick unablässig über das Land, während er nach etwaigen Gefahren Ausschau hielt. Diesmal sah er jedoch nichts als die karge, atemberaubende Schönheit in einer Landschaft, wo Felsen die Farbe erdgebundener Regenbögen annahmen und Formen aufwiesen, die den wildesten menschlichen Phantasievorstellungen zu entstammen schienen.
    Jenseits des Felsrandes wurde der Pfad ebener, allerdings nur für ungefähr eine Meile. Dann stieg das Land erneut steil an, bis sich eine Wand von rostroten Felsen und hohen, roten Granitpfeilern vor ihnen erhob. Ausgetrocknete Wasserläufe zeichneten sich als hellere Bänder gegen den Boden und dunklere Streifen auf den Felsen ab.
    »Wieviel weiter noch?« wollte Case wissen.
    »Siehst du den Felshügel dort links? Oben auf der Kuppe herrschen kräftige Aufwinde.«
    Cricket bahnte sich vorsichtig einen Weg um Felsblöcke herum und tastete sich über Geröllfelder und Flächen gefährlich schlüpfrigen Grundgesteins. Obwohl der Hengst die doppelte Last trug, zeigte er keinerlei Anzeichen von Ermüdung.
    »Jetzt sind wir weit genug geritten«, sagte Sarah nach einer Weile.
    Case schwang sich von Crickets Rücken. Als er hinauflangte, um Sarah beim Absitzen zu helfen, verwandelte das schräg fallende Sonnenlicht ihre Augen in ein leuchtendes Gold-Grau, wie Zwillingskerzen, die hinter Nebelschleiern brennen. Dasselbe Licht ließ ihr zimtbraunes Haar wie