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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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einen Narren, daß er sich überhaupt für den Schatz interessierte.
    Dreihundert Pfund in Silberbarren konnten in jedem von den Tausenden namenloser kleiner Canyons verschwinden, ohne jemals für Aufsehen zu sorgen. Das Land war nach dem Maßstab der Ewigkeit erschaffen, nicht nach menschlichen Vorstellungen.
    »Waren die Worte in Spanisch oder Englisch oder Französisch oder Latein?« fragte er wie beiläufig.
    »Hauptsächlich in Latein«, erwiderte Sarah. »Teilweise in Spanisch.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Der Mann, der den Brief schrieb, war Jesuitenpriester«, erklärte sie brüsk. »Latein war die bevorzugte Sprache für kirchliche Dokumente, obwohl die Korrespondenz häufig auch in einer alten Form des Spanischen geführt wurde.«
    Seine dunklen Augenbrauen schossen in die Höhe. »Dein Ehemann muß ja ein richtiger Gelehrter gewesen sein, um den Brief zu entziffern.«
    »Hal konnte noch nicht einmal seine Muttersprache lesen oder schreiben, geschweige denn irgendeine andere Sprache.«
    »Wer hat den Brief dann übersetzt?«
    »Ich.«
    Case gab einen Laut der Befriedigung von sich, als hätte er endlich eine Beute aufgestöbert.
    »Du kannst Latein«, sagte er.
    »Ja.«
    »Und Griechisch?«
    »Ja.« Sie blickte ihn an. »Überrascht dich das?«
    »Mich überrascht nur, daß du noch immer auf der Lost River Ranch bist.«
    »Was meinst du?«
    »Mit deiner Bildung könntest du eine Anstellung als Schullehrerin in Denver oder Santa Fe oder San Francisco bekommen.«
    Sarah fühlte, wie sich ihre Kehle zuschnürte und ihre Gesichtsmuskeln sich anspannten.
    Sie wollte nicht in den Großstädten leben, wo man ihre Gelehrsamkeit zu schätzen wissen würde. Alles, was sie sich wünschte, war, auf ihrer Ranch zu leben mit den wilden Canyons und dem süßen Wasser und dem zeitlosen Wind, der ihrer Seele sanfte Lieder vorsang.
    Aber es ist nur noch so lange mein Land, bis ich das Silber gefunden habe, erinnerte sie sich. Dann gehört meine Hälfte der Ranch Case.
    »Richtig, das könnte ich«, gab sie zu.
    Ihr Tonfall besagte, daß sie lieber in Ketten gefesselt sein würde.
    »Wo ist die Landkarte jetzt?« wollte Case wissen.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ein Geheimnis, wie?«
    »Nein. Ich weiß es schlicht und einfach nicht«, erwiderte sie ruhig. »Ich habe die Karte - und Hal - das letzte Mal im Herbst vor einigen Jahren gesehen, als er sich wieder einmal auf die Suche nach dem Silber machte.«
    »Er ist nie zurückgekehrt?«
    »Nein.«
    »Wie ist er gestorben?« fragte Case.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber du bist dir sicher, daß er tot ist?«
    »Ja.«
    »Wie kannst du dir so sicher sein?«
    »Mein Bruder ist damals Hals Spur gefolgt. Er lag im Sterben, als Conner ihn fand. Conner hat ihn begraben, wo er lag.«
    »Scheint ein bißchen seltsam, daß ein Mann in den besten Jahren ganz plötzlich sterben sollte«, sagte Case in neutralem Ton.
    »Hal war mehr als dreimal so alt wie ich.«
    Er warf Sarah einen raschen Seitenblick zu, während er sich vorzustellen versuchte, wie jemand mit ihrer Schlagfertigkeit, ihrem Humor und ihrem übermütigen Lachen mit einem Mann verheiratet war, der dem Alter nach ihr Großvater sein könnte.
    Kein Wunder, daß sie nicht über ihre Ehe sprechen will, dachte er voller Unbehagen. Ich bezweifle, daß ein derart alter Mann viel Geduld mit jungmädchenhaften Allüren aufgebracht hat.
    »Es überrascht mich nur, daß dein Bruder die Landkarte nicht mit zurückgebracht hat«, sagte er nach einer Weile.
    »Er hat damals mitgebracht, was wir zum Überleben brauchten -das Pferd, den Mantel, die Vorräte, die Waffen.«
    Case sah im Geist das Kennedysche Blockhaus vor sich. Vier mal fünf Meter. Recht und schlecht zusammengezimmert. Keine Fensterscheiben. Kein Fußboden, nur festgestampfter Lehm, in den Sarah phantasievolle Muster ritzte, wenn sie nicht zu erschöpft vom Spinnen und Kochen und Waschen und der Pflege diverser kranker Geschöpfe war.
    Ohne die persönliche Note, die sie dem Blockhaus verliehen hatte - die Kräuterbündel, die zum Trocknen in einer Ecke hingen, die duftenden Wacholderzweige in den Matratzenfüllungen, den köstlichen Geruch nach Maisbrot und frisch gewaschener Wäsche -, ohne all diese Dinge wäre das Haus ungefähr so gemütlich wie ein Grab gewesen.
    »Es muß ziemlich hart für dich gewesen sein mit einem kleinen Jungen, den du großziehen mußtest, und ohne die Hilfe eines Mannes«, sagte Case.
    »Conner hat früh gelernt, ein guter Jäger zu werden. Ich

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