Himmlische Leidenschaft
Loches am Einstürzen zu hindern. Dabei prallte sie hart gegen Case. Er fing ihr plötzliches Gewicht ab, ohne sich einen Zentimeter von der Stelle zu rühren.
Ein Teil der Grube stürzte trotz ihrer Anstrengungen ein.
»Entschuldige«, murmelte sie. »Ich hatte Angst, du würdest bis zu den Achselhöhlen unter Trümmern begraben werden.«
»Statt dessen stecken wir beide bis zu den Ellenbogen drin«, erwiderte er trocken.
Sie blickte auf ihre Unterarme und Hände, die in dem losen Schutt verschwunden waren. Seine desgleichen. Aus einem unerfindlichen Grund kam ihr der Anblick so lächerlich vor, daß sie laut auflachte.
Der silberhelle Klang ihres Lachens schärfte seine Sinne fast schmerzhaft, als hätte er gerade einen besonders stimmungsvollen Sonnenaufgang beobachtet.
Er wandte sich zu Sarah um, die noch immer gegen ihn lehnte, um nicht kopfüber in das Loch zu fallen, das er ausgehoben hatte. Silbergraue Augen sahen ihn an, nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, blitzend vor Belustigung über das Leben im allgemeinen und die augenblickliche Situation im besonderen.
Wie kann sie immer noch lachen? fragte Case sich in Gedanken. Sie hat ihre Familie sterben sehen. Ihr Ehemann ist gestorben. Sie ist arm wie eine Kirchenmaus. Überall um sie herum sind Banditen, die nur darauf warten, sie in die Finger zu kriegen.
Und sie lacht!
»Hast du dir weh getan?« fragte sie, atemlos vor Lachen.
»Nein. Wieso?«
»Weil du einen Moment lang so ausgesehen hast, als ob du Schmerzen hättest.«
»Und du hast dich einen Moment lang benommen, als ob du verrückt wärst«, gab er zurück. »Du hast wie eine Hyäne gelacht.«
»Es ist so ein komischer Anblick, wie wir beide bis zu den Ellenbogen im Dreck wühlen - wie Kinder in einer Sandkiste.«
Case konnte den funkelnden Humor in ihren Augen nicht länger ertragen. Er ließ seinen Blick zu ihrem Mund schweifen.
Ihre rosigen Lippen waren halb geöffnet von dem Lachen, das noch immer durch ihren Körper vibrierte.
Bevor Case wußte, was geschah, hatte er sich so dicht zu Sarah vorgebeugt, daß er die Wärme ihres Atems auf seinen Lippen spüren konnte.
Ich sollte das hier nicht tun , dachte er.
Aber er tat es trotzdem.
Ihr Lachen erstarb, als sie die plötzliche Hitze seines Atems an ihren Lippen fühlte. Und dann war sein Mund auf ihrem, hüllte sie in seinen leidenschaftlichen Kuß ein. Instinktiv versteifte sie sich, voller Furcht, von seiner sehr viel größeren Kraft überwältigt zu werden.
Statt dessen kostete er sie mit einer Zurückhaltung, die erstaunlich war in ihrer gezügelten Intensität.
Ein seltsamer kleiner Laut entrang sich ihrer Kehle, als sie mit der Zungenspitze seine behutsame, unendlich zärtliche Berührung erwiderte.
Beide fühlten das heftige Zittern, das ihn durchlief, bevor er sich mit einer ruckartigen Bewegung von ihr löste.
»Entschuldige«, sagte Case schroff. »Ich hätte das nicht tun sollen.«
Sarah war noch derart verwirrt von seinem Kuß, daß sie ihn nur mit leuchtenden grauen Augen anblicken konnte.
»Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen«, murmelte er rauh. »Ich wollte nur ... verflucht. Ich wollte nur wissen, wie Lachen schmeckt.«
Sie holte zitternd Luft. Etwas prickelte in ihrer Magengrube, eine Reaktion sowohl auf seine Worte als auch auf seinen Kuß.
»Und? Wie schmeckt es?« fragte sie mit kehliger Stimme.
»Wie du. Wie sollte es wohl sonst schmecken?« sagte er brüsk.
»Ich dachte, es hätte nach dir geschmeckt.«
Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Als er sie erneut anblickte, war der Ausdruck seiner Augen so kühl und distanziert wie der Klang seiner Stimme.
»Steckst du in dem Schutt fest, oder kannst du deine Hände herausziehen?« fragte er.
Sarah sah ihn an und zuckte unwillkürlich zusammen.
Ich hasse es, dich zu begehren. Es bedeutet, daß doch nicht soviel von mir gestorben ist, wie ich gehofft hatte.
Aber diesmal brauchte Case die Worte nicht laut auszusprechen. Sie waren deutlich in jeder kalten Linie seines Gesichts zu erkennen.
Ihr Mund verzog sich zu einer Kurve, die eher resigniert als belustigt wirkte. Schweigend richtete sie sich auf und zog ihre Hände aus dem Schutt heraus. Sie zuckte leicht zusammen, als ein scharfkantiger Felsbrocken rauh über ihr Handgelenk schabte.
»Alles in Ordnung mit dir?« fragte Case mürrisch.
Mit brüsken Bewegungen staubte sie ihre Hände ab.
»Sicher. Und was ist mit dir?«
Ohne ein Wort riß er seine Hände aus dem
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