Himmlische Leidenschaft
Munition«, murmelte Lola.
»Er hat jedes Tier mit einem Schuß erlegt«, sagte Sarah. »Drei Vögel. Drei Kugeln. Das Schnellste, was ich je gesehen habe.«
Lolas Augenbrauen schossen in die Höhe.
Conner pfiff anerkennend durch die Zähne.
»Ein erstklassiger Schütze, das muß ich schon sagen. Alle Achtung«, meinte Lola. »Kein Wunder, daß er die Machtprobe mit den Culpeppers überlebt hat.«
»Er hätte die Schießerei beinahe nicht überlebt«, sagte Sarah gepreßt.
»Mädchen, ich hab’ noch nie zuvor gehört, daß jemand nach einer Schießerei mit den Culpeppers überhaupt in der Lage gewesen wäre, sich wegzubewegen, darauf kann ich dir Brief und Siegel geben.«
»Hmmm«, meinte Conner. »Und ich habe schon geglaubt, daß er nicht sonderlich gut mit einem sechsschüssigen Revolver sein könnte.«
»Warum?« fragte Sarah verdutzt. »Weil er angeschossen wurde?«
»Nein. Weil er bei seiner Waffe weder das Visier abgefeilt hat, noch den Lauf verkürzt, den Schlagbolzen zurechtgefeilt oder den Abzug verändert hat, damit sie schneller schießt.«
»Salontricks«, meinte Lola.
»Vielleicht, aber diese Tricks machen die Culpeppers so schnell wie der Blitz beim Feuern«, gab er zurück.
»Sind das die Dinge, die Ute dir beibringt, wenn du eigentlich deine Arbeit erledigen solltest?« verlangte Sarah zu wissen.
» Adios«, sagte ihr Bruder und schloß energisch die Tür hinter sich. »Wir sind vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück.«
»Conner Lawson!« rief sie. »Antworte mir!«
Sie bekam nur Schweigen zur Antwort, was jedoch ebenso aufschlußreich wie Worte war. Sie fuhr zu Lola herum.
»Ich möchte nicht, daß Ute Conner Revolverheldentricks beibringt«, sagte sie ärgerlich.
»Das brauchst du mir nicht zu sagen. Sag es lieber deinem Bruder. Er ist derjenige, der Ute ständig mit Fragen über Revolver und solche Sachen löchert.«
Sarah biß sich auf die Lippen und wandte sich schweigend ab. Mit großer Behutsamkeit stellte sie die winzigen Tonbecher in eine natürliche Nische in der Holzwand.
Ich muß diesen Schatz finden, dachte sie zum wiederholten Male. Ich muß ihn einfach finden.
Aber an diesem Tag hatte sie leider keine nennenswerten Fortschritte erzielt.
Case hatte mehrere neue Löcher gegraben, hatte als Lohn für seine Mühe jedoch nur zerbrochenes Tongeschirr und die Überreste alter Lagerfeuer gefunden. Abgesehen von Tonscherben, einem verkohlten Blechtopf, der dazu benutzt worden war, Bohnen über einem Feuer zu erhitzen, und einem eingerissenen, spröde gewordenen Stück Leder von einem Zügel hatte die Fläche rund um die Ruinen keinerlei Spuren von menschlichem Leben erkennen lassen.
»Hörst du mir überhaupt zu?« fragte Lola ungeduldig.
Sarah wandte sich um, abrupt aus ihren unglücklichen Gedanken gerissen.
»Hast du etwas gesagt?« fragte sie erstaunt.
»Und ob ich was gesagt habe.«
»Entschuldige. Ich habe ... nachgedacht.«
»Dann denk mal über das hier nach«, erwiderte Lola. »Du solltest besser froh sein, daß dein kleiner Bruder ein scharfes Auge hat, schnelle Hände und auch den Mumm, sie in einem Kampf zu benutzen. Diese Culpeppers sind nicht von der Sorte, die brav zur Kirche geht und fromme Lieder schmettert. Sie sind abscheulich, brutal und bösartig bis ins Mark, und zwar jeder verfluchte einzelne von ihnen.«
Sarah blickte überrascht auf. Die Gewißheit in der Stimme der älteren Frau wurde noch durch die harten Linien ihres Gesichts unterstrichen.
»Du hast die Culpeppers früher einmal gekannt, nicht?« fragte Sarah. »Nicht nur Ab, sondern den ganzen Clan.«
»Ich bin in ihrer Nähe aufgewachsen. Meine Ma hatte mal auf einen von Abs Onkeln aus dem Hinterhalt geschossen, weil er sich mir aufzwingen wollte, als ich zwölf war. Leider muß ich dazu sagen, daß der Schuß den Saukerl nicht umbrachte.«
Sarah sah so schockiert aus, wie ihr zumute war.
»Er war nicht der erste«, fügte Lola hinzu, »und auch nicht der letzte. Ma hat mich ziemlich früh ins Geschäft eingeführt.«
Sie zuckte die Achseln und schenkte Sarah ein zahnlückiges Lächeln.
»Ich erwähne es auch nur deshalb«, fuhr sie fort, »damit du nicht an Conner herumnörgelst, wenn er tut, was getan werden muß, um sich und die Seinen zu schützen.«
»Ich will nicht, daß mein Bruder ein solches Leben führt«, sagte Sarah mit stiller Verzweiflung.
»Ein Mann tut, was er tun will, und die Frauen haben das Nachsehen.«
Sarahs Lippen wurden schmal. Sie wollte
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