Himmlische Leidenschaft
erröten, wenn sie daran dachte, was an diesem Morgen passiert war - als die Sonne noch kaum aufgegangen war und sie halbnackt und mit heruntergerutschten Hosen im Gebüsch gelegen hatte, von einem wilden Glücksgefühl erfüllt.
Hastig wandte sie den Blick von Case ab. Das Feuerholz, das er mitgebracht hatte, stammte offensichtlich aus dem höher gelegenen Gebiet jenseits des Lost River Canyon. Es war sogar etwas Fichtenholz unter den Kiefern- und Wacholderästen.
»Danke«, sagte sie. »Du bist sehr geschickt mit der Axt, die Ute, äh, gefunden hat.«
Sie hatte den starken Verdacht, daß Ute die Axt - und noch einige andere nützliche Gegenstände - im Lager der Banditen im Spring Canyon »gefunden« hatte.
»Du brauchst mir nicht zu danken«, erwiderte Case. »Ich komme ja auch in den Genuß des Essens, das über diesem Feuer gekocht wurde.«
Die Haustür öffnete sich. Conner steckte den Kopf herein.
»Wenn du mit dem Holz da fertig bist«, sagte er zu Case, »könnte ich deine Hilfe gebrauchen.«
Sarah sah hastig von ihrer Arbeit auf.
»Was gibt es denn?«
»Nichts, worüber du dir Gedanken machen müßtest«, erwiderte ihr Bruder.
»Dann braucht auch Case sich keine Gedanken darüber zu machen«, sagte sie. »Er hat heute den ganzen Tag wie ein Pferd geschuftet, um Feuerholz herbeizuschaffen.«
»Es wird nicht lange dauern«, meinte Conner.
Case musterte den grobknochigen Jungen und erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung. Er hatte schon etwas in dieser Art erwartet, seit Conner am Morgen nur widerwillig fortgegangen war und seine Schwester in Cases Bett zurückgelassen hatte.
»Ich komme gleich«, sagte er.
Conner verschwand, ließ jedoch ziemlich ostentativ die Tür offen, als er hinausging.
»Dieser Junge«, murmelte Sarah kopfschüttelnd, während sie ihre Spindel beiseite legte. »Man sollte meinen, ich hätte ihm überhaupt keine Manieren beigebracht.«
»Ich mache die Tür zu, wenn ich hinausgehe.«
Als Case die Tür hinter sich schloß, wartete Conner ein Stück abseits des Hauses neben einem der hohen Salbeibüsche. In dem nachlassenden Licht der untergehenden Sonne warf der Junge einen langen, dünnen Schatten. Der schwere, umgearbeitete Revolver, den er trug, war eine plumpe, schwarze Wölbung an seiner Hüfte.
Er hat sich bewußt so gestellt, daß er die Sonne im Rücken hat und mir das Licht direkt in die Augen scheint, dachte Case. Vielversprechend, der Junge.
Ich hoffe nur, er lebt lange genug, um zum Mann heranzuwachsen.
»Was ist heute morgen vorgefallen?« verlangte Conner zu wissen, sobald der andere Mann in Hörweite war.
»Du hast doch gehört, was deine Schwester gesagt hat.«
»Woher hast du den Kratzer unter dem Auge?«
»Was ist los mit dir? Ist dir irgendwas Spezielles über die Leber gelaufen?«
»Sarah. Laß sie in Ruhe.«
Case nahm eine betont entspannte Haltung ein und hakte die Daumen in seinen Gürtel.
»Du erinnerst dich doch sicher noch, wessen Bett dort draußen im Gebüsch ist und wessen Bett im Haus steht, nicht?« fragte er ruhig. »Bist du schon mal auf die Idee gekommen, daß du vielleicht der falschen Person Vorhaltungen machst?«
Conners Lippen wurden schmal. Der Ausdruck in seinen dunkelgrünen Augen war viel zu erwachsen für einen Jungen von fünfzehn Jahren.
»Sarah würde sich niemals von einem Geschöpf abwenden, das ihre Hilfe braucht«, sagte er. »Ute hat ihr gesagt, du brauchtest sie. Sie ist zu dir gegangen, und du hast sie gepackt.«
»Deine Schwester ist zu mir gekommen, ja. Aber ich habe sie nicht gepackt. Das ist alles, was du wissen mußt. Wenn du mir nicht glaubst, frag sie. Sie wird dir nichts anderes erzählen.«
Conner musterte Case mit einem kühlen, abschätzenden Blick.
»Meine Schwester würde mir selbst dann nichts anderes erzählen, wenn du sie vergewaltigt hättest«, erwiderte er rundheraus. »Weil sie Angst hätte, daß ich mich deswegen mit dir anlegen würde und dabei getötet werden könnte.«
»Aber du legst dich nicht mit mir an.«
»So dumm bin ich nicht. Ich kann dich ebensowenig in einem fairen Kampf schlagen, wie Sarah dich heute morgen im Dunkeln abschütteln konnte.«
Case nickte, aber er war nicht so entspannt, wie er nach außen hin wirkte. Er rechnete halb damit, sich mit einem Satz auf Conner stürzen zu müssen, wenn der Junge seinen viel zu großen Revolver zog.
»Und deshalb würde ich nicht fair gegen dich kämpfen«, fuhr Conner kühl fort. »Sondern ich würde dir mit einer
Weitere Kostenlose Bücher