Himmlische Leidenschaft
Case sich.
Dann dachte er an das Land, das nach ihm rief, und er wußte, daß er nicht mehr davonlaufen konnte. In dem Moment begriff er, wie einem Wolf in einer Falle zumute sein mußte.
Keinerlei Fluchtmöglichkeit.
Nichts und niemand, gegen den er kämpfen konnte, außer gegen sich selbst.
Eine Menge Wölfe starben auf diese Weise, verbluteten elendiglich, wenn sie sich die eigenen Beine abnagten in dem verzweifelten Versuch, in die Freiheit zu entkommen.
14. Kapitel
Frustriert stützte Case sich auf seine Schaufel und starrte hinunter in das Loch, das er am Fuße einer Säule aus rotem Fels gegraben hatte. Es sah täuschend ähnlich wie die anderen Löcher aus, die er in den vergangenen beiden Wochen ausgehoben hatte.
Leer.
Bevor er zu graben angefangen hatte, hatte alles darauf hingedeutet, daß an der jeweiligen Stelle einmal ein Lagerplatz gewesen war. Aber es ließ sich unmöglich erkennen, wann der Fels von einem Lagerfeuer geschwärzt worden war - ob vor drei Jahren oder vor dreißig oder dreihundert.
Oder auch vor dreitausend Jahren. Die trockene Luft der Granitwüste konservierte alles, von Holz über Knochen bis hin zu zerbrochenem Tongeschirr.
Ich bin ein verdammter Narr, daß ich hier unentwegt Löcher grabe, wenn ich mir statt dessen ein eigenes Blockhaus bauen könnte, um darin zu leben, dachte er.
Der kalte Wind, der den namenlosen Canyon heraufheulte, schien ihm zuzustimmen.
Er war wirklich ein Narr.
Verschwitzt und nackt bis zur Taille trotz des eisigen Windes, griff Case nach der Schaufel und machte sich wieder an die Arbeit. Das stählerne Schaufelblatt grub sich knirschend in eine Mischung aus
Erde, Sand und Geröll, das sämtliche Formen und Größen aufwies, von pennygroßen Kieseln bis zu Felsbrocken vom Umfang eines Ponys.
Ich könnte mir ein paar eigene Mustangs fangen, überlegte er. Die Pferde, die ich dort draußen habe frei herumlaufen sehen, machten einen vielversprechenden Eindruck.
Mit Cricket als Zuchthengst und ein paar guten Stuten aus Kalifornien oder Virginia könnte man prachtvolle Tiere züchten.
Das Geräusch von etwas Schwerem, das über den Boden geschleift wurde, riß Case abrupt aus seinen Gedanken. Er richtete sich auf und blickte den Canyon hinauf.
»Verdammt, Sarah!« brüllte er. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich nicht mit dem schweren Zeug abschleppen. Überlaß mir das.«
»Du solltest mal sehen ... was ich ... dort oben ... gelassen habe«, keuchte sie.
Trotz des bitterkalten Windes und des Rauhreifs, der noch immer im Schatten der Felsen auf der Nordseite glitzerte, trug sie nur Rehlederhosen und ein Lederhemd, mit einem dünnen Mieder darunter. Ihre Hosen waren von Dornenranken zerkratzt und schmutzig von knochenharter Arbeit.
Ihre Jacke lag über einem niedrigen Busch, ungefähr hundert Meter weiter den Canyon hinunter in der Nähe des ersten Loches, das Case gegraben hatte. Ihr Hut lag auf der Jacke. Von einem bestimmten Blickwinkel aus hatte der Busch eine so große Ähnlichkeit mit einem vorgebeugten Mann in Jacke und Hut, daß Case schon zweimal nach seinem Revolver gegriffen hatte, bevor ihm sein Irrtum klargeworden war.
Doch obwohl er wußte, was wirklich dort unten war, hinderte es ihn nicht daran, jedesmal zusammenzuzucken, wenn er aus den Augenwinkeln einen Blick auf die menschenähnliche Form erhaschte.
Sarah zerrte ihren Schatz noch ein paar Meter weiter und ließ ihn dann neben das Holz fallen, das sie gesammelt hatte, während Case grub. Einen Moment lang stand sie nur schweratmend da und betrachtete den Berg von Feuerholz.
»Das dürfte genug sein, um für beide Packpferde zu reichen und für meinen kleinen Mustang«, sagte sie, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war.
»Shaker ist besser als Packpferd geeignet als zum Reiten«, meinte Case. »Ihr Trott könnte einem glatt die Zähne aus dem Kiefer schütteln.«
»Was glaubst du wohl, wie sie zu ihrem Namen gekommen ist?«
Er warf einen Blick auf den Haufen von Feuerholz. Das letzte Stück, das Sarah herbeigeschleppt hatte, war kein Ast - es war der ganze Baumstamm.
»Du hättest den Stamm da zusammen mit den anderen schweren Teilen für mich oben im Canyon liegenlassen sollen«, sagte er.
Sie ignorierte ihn.
Es überraschte ihn nicht sonderlich. In den letzten beiden Wochen hatte er herausgefunden, daß Sarah sich sehr gut darauf verstand, einfach zu übergehen, was sie nicht diskutieren wollte.
Sex stand ganz zuoberst auf ihrer Liste der Dinge, die sie
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