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Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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kannst es mir nicht befehlen.«
    Eine wütende arabische Wortsalve. Karims hektische Farben loderten. Er machte einen Schritt auf Alyssa zu. Diese wich protestierend zurück, während er immer lauter wurde.
    »Hören Sie auf! Lassen Sie sie in Ruhe!« Das war Luc. »Sie wohnt bei Vianne. Es geht ihr ausgezeichnet. Wenn sie irgendw-wann nach H-Hause kommen will …« Sein Kindheitsstottern schlich sich wieder in die Sätze ein, aber sein Blick war fest, und er klang erstaunlich erwachsen. »Wenn sie bereit ist, nach Hause zu gehen, wird sie gehen. Aber die Entscheidung trifft sie ganz allein.«
    Einen Moment lang erwiderte Karim seinen Blick. Offenkundig kannte er Luc gar nicht, der ja die letzten beiden Jahre hauptsächliche an der Universität verbracht hatte. Dann machte er noch einen Schritt auf Alyssa zu. Vlad knurrte leise. Karim beäugte den Hund.
    »Halt deinen Hund im Zaum.«
    Alyssa entgegnete etwas auf Arabisch.
    Karim warf ihr einen wütenden Blick zu und zog sich zurück. »Das ist doch lächerlich«, sagte er. »Willst du dich zum Gespött der Leute machen?« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf Luc. »Bist du seinetwegen weggelaufen? Was für Lügen hast du den Leuten hier aufgetischt?«
    Luc sagte: »Ich glaube, Sie sollten g-gehen.«
    Karim musterte Luc eingehend. Dann sagte er: »Ich kenne deine Mutter. Madame Clairmont, richtig? Sie unterstützt uns. Ich frage mich, was sie davon hält, wenn sie erfährt, wie du dich aufführst.«
    Einen Augenblick lang war Luc sprachlos. Dann konterte er ohne jedes Stottern: »Es geht hier nicht um meine Mutter. Das Haus hier gehört mir. Alyssa ist mein Gast. Und Pilous Hund reagiert wütend auf Menschen, die meine Gäste bedrohen.«
    Karim machte ein verdutztes Gesicht. Wir waren alle ziemlich erstaunt über den kleinen Luc. Der passive, missmutige, stotternde Junge hatte sich endlich von seiner übermächtigen Mutter befreit.
    Alyssa verfolgte die Szene sehr aufmerksam. Ihr Gesicht strahlte, als hätte sie gerade die Antwort auf eine bisher offengebliebene Frage gefunden. An ihren Haaren und ihrem Gesicht klebten noch Reste gelber Farbe. Sie sah unglaublich jung und herzzerreißend schön aus.
    Ich merkte Karim an, dass er widersprechen wollte, aber er wirkte jetzt eher gekränkt als zornig. Als hätte zum ersten Mal jemand seinem Charme widerstanden. Hilfesuchend sah er Joséphine an.
    »Madame Muscat …«
    Joséphine schüttelte den Kopf. »Ich kannte einmal einen Mann wie Sie«, sagte sie. »Aber Vianne hat mir damals gezeigt, dass ich nicht weglaufen muss, wenn ich über mein Leben selbst bestimmen will. Alyssa weiß das jetzt auch. Sie hat Freunde, die ihr beistehen. Alyssa braucht Sie nicht, und sie braucht auch keinen anderen Mann, der ihr sagt, was sie tun soll.«
    Karim blickte in die Runde, doch niemand kam ihm zu Hilfe.
    »Ich werde meine Mutter von Ihnen grüßen«, sagte Luc.
    Karim drehte sich um und ging zur Tür, doch er blickte noch einmal zurück, zornig drohend. Sein Blick schloss Anouk, Rosette und mich ein. »Nehmt euch in Acht«, sagte er. »Das ist ein Krieg. Passt auf, dass ihr nicht in die Schusslinie geratet.«

9

    Donnerstag, 26. August
    Die Sonne stand tief, bald würde sie hinter dem Horizont verschwunden sein. Es war Zeit, Maya zu Hause abzuliefern. Außerdem hatte ich versprochen, ein paar Pfirsichtaschen mitzunehmen und Alyssa zu ihrem jiddo zu bringen. Wir sagten den anderen gute Nacht. Alyssa zog ihren hijab wieder an. Als Anouk und Jeannot sich verabschiedeten, fing ich einen Blick auf – etwas Helles in den Farben der beiden, wie ein Versprechen künftiger Geheimnisse. Wir packten Pralinen und frisch gebackene Pfirsichtaschen in eine Schachtel und machten uns auf den Weg zum Haus der Familie Al-Djerba.
    Alyssa sagte auf dem ganzen Weg kein Wort. Auch Anouk war stumm und schaute nach, ob sie eine neue SMS bekommen hatte. Maya und Rosette liefen voraus und spielten ein geräuschvolles Spiel, in dem immer wieder die Namen Bam und Foxy auftauchten. Bam konnte ich deutlich sehen, er hüpfte über den gepflasterten Boulevard. Aber Foxy muss sich erst noch zeigen. Ich nehme an, dass Maya ihn sieht. Ob Rosette ihn ebenfalls sehen kann, weiß ich nicht.
    Wir kamen zu dem Haus mit den grünen Fensterläden und klopften. Mayas Mutter öffnete. Sie trug einen gelben hijab, dazu Jeans und einen seidenen kamiz. Ihr hübsches Gesicht leuchtete auf, als sie uns sah.
    »Vianne hat Kuchen mitgebracht«, trompetete Maya. »Selbst gebacken!

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