Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
Vom Netzwerk:
klappt bestimmt«, sagte sie. »Weil es nämlich einer von meinen drei Wünschen ist.«
    Ja, Maya. Vielleicht klappt es. Es sind schon seltsamere Dinge geschehen. Durch meinen Besuch beim alten Mahjoubi weiß ich bereits, dass sein Leiden nicht von einer körperlichen Krankheit herrührt. Hinter seinen Qualen steht das, was Omi waswas nennt: dieses Wispern, das sich in die Gedanken einschleicht und schlechte Träume, Depressionen und Verzweiflung verursacht. Der Streit mit seinem Sohn. Die Tatsache, dass man ihn nicht mehr für einen geeigneten Berater hält. Dass Alyssa unter so mysteriösen Umständen verschwunden ist – das alles hat zweifellos zu dem plötzlichen Verfall des alten Mannes beigetragen.
    »Wir bringen ihm welche mit. Alyssa will ihn nachher auch besuchen. Ihr zwei macht ihn wieder gesund.«
    »Foxy schafft das bestimmt«, sagte Maya.
    Um fünf Uhr kam Anouk mit Pilou, Luc, Jeannot und Alyssa zurück. Alle waren bester Laune und von Kopf bis Fuß mit Farbe verschmiert. Ich schickte sie ins Bad, damit sie sich wuschen und umzogen, und schob noch ein Blech mit Pfirsichtaschen in den Ofen. Vlad, der penetrant nach frischer Farbe roch, legte sich vor den Küchenherd und zuckte im Traum unruhig mit den Pfoten. Ich kochte dann noch mehr heiße Schokolade, mit extra viel Zucker, Marshmallows und Sahne, und bald darauf saßen wir alle um Armandes zerkratzten Küchentisch herum, aßen, tranken und lachten, als würden wir schon immer hier wohnen und nicht erst seit zwei Wochen.
    »Der Laden sieht super aus«, schwärmte Anouk. »Fast so schön wie früher. Jetzt brauchen wir nur noch ein neues Schild.«
    Ich sah sie an. Sie blickte zu Jeannot. »Das heißt, wenn jemand da wieder eine Chocolaterie aufmachen möchte. Das wäre gar nicht so schwer. Man müsste nur noch eine Theke einbauen und ein paar Glasvitrinen und Tische und Stühle auftreiben.«
    Rosette gab durch Gebärden zu verstehen: Mir gefällt es auch. Ich habe Affen an die Wand gemalt.
    »Ist nur so eine Idee«, sagte Anouk. »Aber eine Schule ist es nicht mehr, glaube ich.«
    Ach, Anouk. Ach, Rosette. Die Dinge sind nie so einfach. Es war uns nicht bestimmt, hierzubleiben, uns hier niederzulassen. In Paris leben wir schon länger als an irgendeinem anderen Ort. Das aufzugeben hieße, eine Niederlage einzugestehen. Das ist vollkommen undenkbar.
    Und dann ist da noch Roux. Was würde er dazu sagen? Er hat sich so bemüht, mit uns ein gemeinsames Leben aufzubauen, als Kompromiss zwischen seinem Vagabundendasein und unserem unsteten Lebensstil. Es wäre eine schlimme Zurückweisung, wenn wir das wegschieben würden – und ausgerechnet für Lansquenet. Könnte er das überleben? Kann sich eine Flussratte jemals ändern? Würde ich wollen, dass er es versucht?
    Durch ein Klopfen an der Tür wurde ich aus meinen Grübeleien gerissen. Joséphine öffnete. Vielleicht glaubte sie, es sei Reynaud.
    Es war Karim Bencharki.
    Er schob Joséphine zur Seite, als wäre sie ein Vorhang, und ich fühlte mich auf einmal an Paul-Marie erinnert, wie er vor acht Jahren betrunken und zornig die Tür der Chocolaterie aufbrechen wollte. Karims Farben spielten verrückt, sein Gesicht war gerötet. Er war immer noch der gutaussehende junge Mann, aber um ihn herum flackerte ein neues Licht, ein gefährliches Leuchten, wie ein Flächenbrand.
    Als Alyssa ihn sah, erstarrte sie. Dabei hätte ihre Strategie fast funktioniert. Der Raum war voller Menschen, und die kurzen Haare veränderten sie so stark, dass Karim sie beinahe übersehen hätte. Seine goldfarbenen Augen schweiften über ein halbes Dutzend Gesichter, die ihn anschauten. Dann fiel sein Blick auf Alyssa, und seine Augen weiteten sich.
    »Dann ist es also wahr. Du bist tatsächlich hier!« Er wandte sich mir zu. »Tut mir sehr leid, Madame Rocher. Ich wollte nicht so hereinplatzen. Ich weiß nicht, was sie Ihnen erzählt hat, aber Alyssa wird seit Tagen vermisst. Ihre Familie ist …«
    »Wer hat Ihnen gesagt, dass sie hier ist?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle. Jedenfalls stimmt es.« Er wandte sich wieder Alyssa zu. »Was hast du dir dabei gedacht, einfach wegzulaufen? Weißt du nicht, dass deine Eltern außer sich sind vor Sorge?«
    Alyssa antwortete etwas auf Arabisch.
    Er unterbrach sie. »Genug jetzt. Komm sofort nach Hause.«
    Alyssa schüttelte nur stumm den Kopf.
    »Komm schon, Alyssa. Zieh dich ordentlich an. Deine Mutter verliert noch den Verstand.«
    »Das ist mir egal. Ich gehe nicht zurück. Und du

Weitere Kostenlose Bücher