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Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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Vergangenheit angehören –, und es beunruhigt mich, dass Sonia schon äußerlich kaum wiederzuerkennen war.
    Aber inzwischen hatte ich auch meine eigenen Probleme. Verschiedene Gemeindemitglieder beschwerten sich über meinen Predigtstil, fanden ihn altmodisch und langweilig. Louis Acheron ärgerte sich darüber, wie ich seinen Sohn behandelte (ich hatte den jungen Acheron, der damals sechzehn war, an den Ohren gezogen und gezwungen, die weiß getünchte Mauer des Gyms abzuschrubben, die er kurz zuvor mit einem Smiley und einem Hakenkreuz verunziert hatte), und nun war die gesamte Familie sauer auf mich.
    Acheron, ein Steuerberater, saß in mehreren von Caros Komitees und hatte bei einigen Projekten mit Georges Clairmont zusammengearbeitet. Die Familien waren befreundet, ihre Söhne ungefähr gleich alt. Gemeinsam überzeugten sie den Bischof, dass meine altmodischen Ansichten innerhalb der Gemeinde für Spannungen sorgten. Sie deuteten außerdem an, ich würde eine Art Kleinkrieg gegen den alten Mahjoubi und seine Moschee führen.
    Dann gingen die Clairmonts und die Acherons plötzlich in Florient zur Messe. Dort gab es einen neuen jungen Priester, einen gewissen Père Henri Lemaître, der immer beliebter wurde. Es dauerte nicht lange, bis ich begriff, dass Caro, die früher zu meinen treuesten Anhängerinnen gehört hatte, nun Père Henris Charme erlegen war und heimlich, aber konsequent auf meine Versetzung hinarbeitete.
    Und als ich vor einem halben Jahr meinen täglichen Morgenspaziergang durch Les Marauds machte, fiel mir etwas Ungewöhnliches auf: Die Moschee des alten Mahjoubi hatte ein Minarett bekommen.
    In Frankreich ist so etwas selbstverständlich nicht Sitte, ein Minarett wird als unnötige Provokation betrachtet. Aber die alte Gerberei hatte einen Schornstein – aus Backstein, etwa sieben Meter hoch und mit einem Durchmesser von gut anderthalb Metern. Dieser Schornstein war wie der Rest des Gebäudes vor kurzem neu verputzt worden, und man hatte eine silberne Mondsichel darangehängt, die in der Morgensonne leuchtete. Doch nun hörte ich eigenartige Geräusche, eine Stimme, die durch den offenen Abzugsschacht verstärkt wurde – und diese Stimme trug in arabischem Sprechgesang den traditionellen Ruf zum ersten Morgengebet vor.
    Allahu akbar, Allahu akbar.
    Der Gebetsruf darf nach französischem Recht nur im Inneren des Gebäudes und ohne jede Form akustischer Verstärkung gesungen werden. Bei der alten Gerberei befand sich im Inneren des Schornsteins eine Leiter, so dass der Muezzin, der Rufer, die natürliche Akustik des Gebäudes nutzen konnte. Der alte Mahjoubi hielt sich also durchaus an die Gesetze, aber trotzdem war es in meinen Augen eine bewusste Provokation. Die Aufgabe des Muezzins wurde in der Regel von Mahjoubis Sohn Saïd übernommen, und inzwischen hallt sein Ruf über ganz Les Marauds. Wir hören ihn fünf Mal am Tag, père! Über den Fluss dringt der Gebetsruf zu uns, und es ist schon vorgekommen, dass ich (möge Gott es mir verzeihen) morgens und abends besonders laut die Glocken geläutet habe, um ihn zu übertönen.
    Und etwa zur selben Zeit zog diese Frau in den Laden, Karim Bencharkis Schwester. Mit ihrer Tochter, einem elf- oder zwölfjährigen Mädchen. Die beiden machten keinerlei Ärger, aber trotzdem gab es irgendwie sofort Probleme. Nichts, was man genauer hätte benennen können. Keine besonderen Vorkommnisse, keine Streitereien. Ich besuchte die beiden, um mich vorzustellen, und bot meine Hilfe an, falls sie irgendetwas brauchten. Die Frau sagte fast nichts. Mit gesenktem Blick, den Kopf gesenkt, von Kopf bis Fuß schwarz verschleiert, so stand sie vor mir, und ich begriff, dass meine Hilfe weder erwünscht war noch gebraucht wurde. Also ließ ich sie von da an in Ruhe. Sie hatte mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mit Leuten wie mir nichts zu tun haben wollte.
    Aber ich grüßte sie immer höflich, wenn wir uns auf der Straße begegneten. Sie reagierte nie auf meinen Gruß, nickte mir nicht einmal zu. Ihre Tochter sah ich nur selten. Ein dünnes kleines Ding, mit großen dunklen Augen unter dem Kopftuch. Ein paarmal versuchte ich, ein Gespräch mit ihr anzufangen. Genau wie ihre Mutter antwortete sie nie.
    Und so ergab es sich, dass ich von der anderen Seite des Platzes aus alles beobachtete, genau wie damals, als Vianne Rocher in unser Dorf kam. Ich hoffte, auf diese Weise wenigstens ein bisschen etwas über diese Frau und ihre Aktivitäten

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