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Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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genug, dass ich unter dem Verdacht stand, den Laden angezündet zu haben. Aber wenn mich jemand ertappte, wie ich hier saß, total durchnässt, immer noch mit einer Bierfahne und in der Gesellschaft einer jungen Muslima – einer unverheirateten jungen Muslima –, die offenbar geistig völlig durcheinander war, und wenn sie das Motiv, das mich in diese Lage gebracht hatte, missdeutete, mich in ihrer Verwirrung noch anklagen könnte, ich hätte sie überfallen oder Schlimmeres …
    »Bitte, Alyssa. Hören Sie mir zu.« Mein Tonfall war schärfer als beabsichtigt. »Sie frieren. Wenn Sie so sitzen bleiben, holen Sie sich den Tod. Sie müssen mir erlauben, Sie nach Hause zu bringen.«
    Wieder schüttelte Alyssa den Kopf.
    »Warum denn nicht?«
    Schweigen. Das Mädchen ignorierte mich.
    »Okay«, sagte ich. »Dann bringe ich Sie nicht nach Hause. Aber hier können Sie unmöglich bleiben. Ich hole Ihre Mutter.«
    Nein. Nein.
    »Ihre Schwester? Eine Freundin?«
    Wieder nur: Nein.
    So allmählich verlor ich die Geduld. Das war doch lächerlich. Wenn das Mädchen eine von uns gewesen wäre, hätte ich keine Bedenken gehabt, sie einfach nach Hause zu zerren. Aber sie kam aus Les Marauds, wo ich eine persona non grata war und wo jedes Zeichen von Zwangsausübung extrem schlecht aufgenommen würde.
    Genauso undenkbar war es allerdings, das Mädchen ohne Schutz hier sitzen zu lassen, und wäre es auch nur für zehn Minuten oder so, während ich den Arzt holte. Ein Mädchen, das einmal in den Fluss springt, kann das jederzeit wieder tun. Und wenn Alyssa Mahjoubi nicht ganz zurechnungsfähig war, dann brauchte sie jemanden, der auf sie aufpasste, zumindest bis die Krise überwunden war. Ein heißes Bad, trockene Kleidung, ein Bett, vielleicht eine Mahlzeit.
    Meine eigene Wohnung kam nicht in Frage. Für die Aufgabe hier brauchte ich eine Frau. Ich dachte an Caro Clairmont, die früher immer so gut mit den Leuten aus Les Marauds ausgekommen war, aber die Vorstellung, ihr die ganze Angelegenheit zu erklären, ausgerechnet ihr –
    Und Joséphine? Sie war eine Seele von Mensch, und ich wusste auch, dass sie diskret wäre. Aber durfte ich eine junge Muslima bitten, sich in einem Haus aufzuhalten, in dem alkoholische Getränke ausgeschenkt wurden? Wie wäre es mit Joline Drou, der Lehrerin? Aber sie gehörte zur Gefolgschaft von Caro Clairmont und war eine üble Tratschtante – morgen früh wüsste ganz Lansquenet Bescheid.
    Doch dann fiel mir die Lösung ein. Ja, klar! Ein Ort, an dem Alyssa in Sicherheit war. Niemand würde erfahren, wo sie sich aufhielt, und man würde sie behandeln, als gehörte sie zur Familie.

12

    Donnerstag, 19. August
    Ich hatte lange gebraucht, um einzuschlafen. Ein Klopfen weckte mich auf. Ein gebieterisches Getrommel, erst an der Tür, dann an den Fensterläden. Anouk und Rosette teilten sich das Schlafzimmer, ich hatte es mir auf dem Sofa bequem gemacht, und als ich mich aus dem Schlaf herauskämpfte, wusste ich erst gar nicht so richtig, wo ich mich befand. Schwebend im Netz eines Traumfängers, zwischen dem einen Leben und dem anderen.
    Das Gehämmer wurde immer heftiger. Ich zog einen Morgenmantel über und öffnete die Tür. Und da stand Reynaud, starr und defensiv, und neben ihm ein junges Mädchen mit einem schwarzen hijab. Beide rochen nach dem Fluss. Das Mädchen war höchstens achtzehn und zitterte.
    Reynaud setzte zu einer Erklärung an. Er klang genauso unbeholfen, wie er aussah. »Es tut mir leid. Aber sie erlaubt mir nicht, sie nach Hause zu bringen, und sie sagt mir auch nicht, warum sie in den Tannes gesprungen ist. Ich habe versucht, sie zum Reden zu bringen, aber sie traut mir nicht. Keiner von denen traut mir. Entschuldigen Sie, dass ich Sie damit behellige, aber ich wusste nicht weiter und …«
    »Bitte«, unterbrach ich ihn. »Das kann alles bis morgen warten.« Ich lächelte dem Mädchen zu, das mich mürrisch und misstrauisch musterte. »Ich habe ein paar Handtücher im Bad und Klamotten, die dir passen könnten. Ich mache Wasser heiß, dann kannst du baden und dich umziehen. Wir haben noch keinen Strom, Luc meint, es dauert ein paar Tage, bis das geregelt ist, aber wir haben Kerzen, der Herd ist noch warm, wir werden dich in null Komma nichts aufwärmen. Und was Sie betrifft« – ich schaute Reynaud an –, »bitte machen Sie sich keine Sorgen. Sie haben genau das Richtige getan. Versuchen Sie, nicht so streng mit sich selbst zu sein. Gehen Sie nach Hause, und schlafen Sie ein

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