Himmlische Verfuehrung
raste auf mich zu. Sixt hatte mich gerettet. Aber warum war er so schnell verschwunden? Wo kam er eigentlich her? Und warum war der Wagen nicht langsamer geworden? Die Fahrerin hätte doch sehen müssen, dass ich auf der Straße war. Oder hatte sie mich gar nicht bemerkt? Ich hatte auf die Fragen keine Antwort. Als ich aus dem Laden kam, hatte ich Sixt gar nicht gesehen. Also musste er gerade erst gekommen sein, als ich schon auf der Straße stand. Ein Schmerz fuhr mir durch den Arm. Ich schaute nach und sah eine Schürfwunde an meinen Unterarm. Das musste passiert sein, als Sixt mich auf den Bürgersteig gerissen hatte. Es sah aber nicht so schlimm aus. Einigermaßen beruhigt, startete ich den Motor und fuhr nach Hause. Dort ging ich als Erstes ins Badezimmer und wusch mit Wasser die Wunde aus, damit sie sich nicht durch den Dreck, der hineingelangt war, entzündete. Anschließend nahm ich ein Pflaster und klebte es auf die Wunde.
In dieser Nacht schlief ich nicht gut. Ich träumte, dass ich auf einer Straße stand. Sie war menschenleer. Ein Auto kam auf mich zu. Es lief alles in Zeitlupe ab. Eine Frau mit blonden Haaren saß in dem Wagen. Sie sah mich direkt an und lachte. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich wollte weglaufen aber meine Beine blieben stehen. Ich sah Sixt auf dem Bürgersteig stehen.
„Jamie“, rief er und gab mir Zeichen, dass ich zu ihm kommen sollte. Noch immer konnte ich mich nicht bewegen. Das Auto kam immer näher.
„Jamie“, rief Sixt wieder und es hörte sich panisch an. In dem Moment erfasste mich der Wagen und ich erwachte mit einem Schrei aus diesem Albtraum. Ich saß im Bett und mein Herz schlug schnell. Ich atmete mehrmals tief durch und beruhigte mich langsam wieder. Das Mondlicht schien durch das Fenster in mein Zimmer und erhellte etwas den Raum. Ich konnte in einem dunklen Raum nicht schlafen und musste immer etwas Licht im Zimmer haben, damit ich alles sehen konnte. Naja ok, ich hatte Angst im Dunklen. Ich bekam richtige Panikattacken, wenn ich in einem stockdunklen Raum war. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, legte ich mich wieder hin. Ich drehte mich auf die Seite und schaute zur Wand. Dabei erschrak ich. Eine weiße Gestalt stand neben meinem Bett an der Wand. Ich hatte sie zuvor gar nicht bemerkt gehabt. Sie war am Flackern, so als ob sie jeden Moment verschwinden würde. Ich schaute mehrmals hin, um mich zu vergewissern, dass ich nicht träumte. Ich hatte Angst und mein Herz schlug wieder schneller. Ich wusste nicht, was diese Gestalt von mir wollte. War sie friedlich oder wollte sie gar etwas Böses? Eisige Schauer liefen mir über den Rücken. Ich schloss die Augen und traute mich nicht sie wieder zu öffnen. Ich merkte, wie etwas ganz nah an mein Gesicht kam, und spürte etwas Kaltes auf der Stirn. Wie ein Kuss. Dann verschwand es. Ich wollte meine Augen nicht öffnen. Ich traute mich einfach nicht. Vor lauter Angst war ich ganz steif und bewegte mich keinen Zentimeter. Nach einigen Minuten nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und schlug die Augen auf, aber die Gestalt war weg. Ich tastete nach dem Schalter von meiner Nachttischlampe und schaltete sie ein. Was war das gewesen? War es ein Geist? Aber was wollte er von mir? Gab es überhaupt Geister? Immer noch erschrocken saß ich im Bett. Immer wieder schaute ich zu der Wand, aber da war nichts. Ich legte mich wieder hin, ließ das Licht dennoch an. Doch an Schlaf war erst einmal nicht zu denken. Mein Herz schlug immer noch wie wild in meiner Brust und ich musste mich erst einmal beruhigen. Doch immer wieder stellte ich mir die Frage, was diese Gestalt gewesen sein mochte und warum sie ausgerechnet bei mir in diesem Zimmer gewesen war. Ebenfalls fragte ich mich, ob die Berührung wirklich echt gewesen war, oder ob ich es mir nur eingebildet hatte. Dabei war ich mir sicher, dass es keine Einbildung gewesen war. Ich war hellwach gewesen und ich hatte diese Berührung gespürt. Nach einer Weile übermannte mich die Müdigkeit und ich schlief ein.
Auf dem Weg zur Uni ließ ich das Geschehene von gestern Abend noch einmal Revue passieren und nahm mir vor Sixt zur Rede zu stellen. Ich hoffte nur, dass ich ihn heute sehen würde. Der Schrecken von der Nacht lag mir noch in den Knochen und ich merkte, dass ich müde war. Ich suchte mir einen Parkplatz und stieg aus. Ich wollte gerade in Richtung Gebäude gehen, als ich Sixt an seinem Wagen einige Meter von mir entfernt stehen sah, der lächelnd zu mir
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