Himmlische Verfuehrung
herüberschaute. Ich ging zu ihm, denn ich wollte wissen, wieso er einen Tag zuvor, nachdem er mich gerettet hatte, einfach verschwunden war.
„Hi“, sagte er.
„Hi. Ich muss mal mit dir reden“, nervös stand ich vor ihm und schaute ihn an.
„Kein Problem. Schieß los.“
„Es geht um gestern Abend.“ Ich beobachtete ihn dabei genau. Aber er blieb ganz ruhig. „Ich wollte mich dafür bedanken, dass du mich vor dem Auto gerettet hast. Aber warum bist du einfach abgehauen?“
„Wovon redest du“, fragte er und sah verwirrt aus.
„Na von gestern Abend auf der 56. Avenue. Ich kam von der Arbeit und wollte über die Straße zu meinem Auto. Da kam ein Wagen angerast und du hast mich von der Straße gerissen, bevor das Auto mich erfassen konnte“, erklärte ich ihm.
„Da scheinst du etwas zu verwechseln. Ich war das nicht.“
„Doch. Ich habe dich doch gesehen. Du warst da und dann warst du allerdings auch sehr schnell wieder verschwunden. Ich frage mich nur warum.“ Ich verstand nicht, warum er leugnete, da gewesen zu sein. Ich wusste doch, was ich gesehen hatte.
„Jamie, ich war wirklich nicht da. Du musst mich verwechselt haben. Ich muss jetzt allerdings auch los. Mein Kurs fängt gleich an“, sagte er schnell und ging davon. Ich schaute ihn verwirrt nach. Was war das denn jetzt? Wieso stritt er ab, dass er da gewesen war? Ich hatte ihn doch gesehen. Hatte ihm direkt in die Augen geschaut. Ich schaute an meinen Unterarm. Das Pflaster klebte noch dort, wo die Wunde war. Ich hatte mir das alles nicht eingebildet. Immer noch verwirrt ging ich zum Gebäude, in dem mein erster Kurs stattfinden würde. Ich betrat das Gebäude und ging in den Kursraum, wo ich mir, einen Platz in der letzten Reihe suchte. Nach und nach fanden sich die Studenten in dem Saal ein. Darunter war auch das Mädchen mit den auberginefarbigen Haaren, die zu Sixts Freunden gehörte. Sie lächelte mir kurz zu, was ich erwiderte, bevor sie sich einen Platz zwei Reihen vor mir suchte. Mr. Parker kam in den Saal und begann mit der Vorlesung. Wie immer hörte ich aufmerksam zu und machte mir Notizen. Ich würde nicht sagen, dass ich eine Streberin war. Aber ich nahm mein Studium sehr ernst und wollte einen guten Abschluss haben. Nicht nur weil meine Eltern das Studium bezahlten und ich nicht wollte, dass sie das Geld umsonst ausgaben, sondern auch, weil ich etwas aus meiner beruflichen Zukunft machen wollte. Ich schrieb gerade etwas auf meinen Block, als mich etwas Kaltes am rechten Arm berührte. Es fühlte sich genauso an, wie in der Nacht, als ich eine Berührung an der Stirn gefühlt hatte. Das konnte doch nicht sein. Sollte diese Gestalt etwa hier im Raum sein? Ich schaute mich zu allen Seiten um, konnte aber diese Gestalt nicht sehen. Auch sonst war niemand in meiner Nähe. Ich saß in der letzten Reihe. Rechts neben mir war der Gang und auf der linken Seite war der Platz frei. Selbst wenn dort eine Person gesessen hätte, so hätte sie sich hinter mir herüberbeugen müssen, um mich am Arm berühren zu können, weil vor mir, hätte ich es doch gesehen. Aber warum hätte die Person das dann tun sollen? Es war irgendwie merkwürdig und es machte mir langsam Angst. Was hatte das alles zu bedeuten?
Kapitel 3
Am Nachmittag saß ich in der Bibliothek und lernte für Finanzwirtschaft. Es war bei dieser einen Berührung geblieben und ich hatte die nächsten Stunden darüber nachgegrübelt, was es gewesen sein könnte. Fakt war zumindest, ich hatte es mir nicht eingebildet. Ich hatte diese Berührungen wirklich gespürt und die Gestalt gesehen. Meine Unterlagen hatte ich auf den Tisch ausgebreitet. Die Bibliothek war ein toller Platz zum Lernen. Hier war ich gerne. Wenn mir etwas in meiner Mitschrift fehlte oder ich etwas nachschlagen musste, standen hier die richtigen Bücher. Ich saß an meinen Stammplatz im hintersten Bereich am Fenster und las etwas über Investitionen, als sich jemand gegenüber von mir setzte. Ich schaute auf und sah direkt in eisblaue Augen.
„Hi. Ich sah dich durch das Fenster mit den ganzen Büchern und dachte mir, du könntest den hier gut gebrauchen“, lächelte er und reichte mir einen Kaffeebecher.
„Danke. Ja den kann ich wirklich gebrauchen. Finanzwirtschaft ist nicht gerade einfach“, seufzte ich und nahm den Kaffeebecher. Eigentlich war ich noch etwas sauer auf ihn, weil er mich heute Morgen einfach so stehen gelassen hatte. Aber ich wollte das Thema nicht wieder ansprechen. Anscheinend
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