Himmlische Verfuehrung
warum ich gerne wieder ein Mensch wäre. Ich möchte mit dir zusammen alt werden.“
„Geht das? Kannst du wieder ein Mensch werden“, fragte ich.
„Es gibt wohl eine Möglichkeit. Man muss einen sehr guten Grund vorlegen, warum man eine zweite Chance als Mensch haben möchte und auch gute Taten verrichtet haben, wie zum Beispiel auf den Schützling sehr gut aufpassen. Man darf sich halt keinen Fehler leisten. Aber die Entscheidung liegt ganz beim Engelsrat. Und bis jetzt wurde nur sehr wenigen Schutzengel die Chance gegeben wieder ein Mensch zu werden“, erwiderte er traurig.
„Ich könnte auch ein Schutzengel wer ... .“
„Schlag dir das gleich wieder aus dem Kopf. Ich will nicht, dass du stirbst“, unterbrach er mich wütend.
„Es war ja nur so ein Gedanke“, brachte ich eingeschüchtert heraus. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Dann schaute er mich mit einem sanften Blick an.
„Versprich mir das du nie wieder an so etwas denkst“, flehte er.
„Ich verspreche es.“ Ich aß von meinen Spaghettis. Sie schmeckten richtig gut. Eine Weile sagte keiner von uns etwas. Dann brach ich das Schweigen.
„Können Schutzengel sterben“, wollte ich von ihm wissen.
„Ja. Dann kommen wir als Engel in den Himmel und dürfen nicht mehr auf die Erde als Schutzengel zurückkommen.“
„Das heißt, ihr seid eigentlich unsterblich, wenn man es mal so betrachtet, da ihr als Engel doch weiterlebt, wenn auch nur im Himmel.“
„Ja so kann man es sehen.“
„An was kann denn ein Schutzengel so gesehen sterben“, fragte ich.
„Wir sterben nicht an einem natürlichen Tod, wie zum Beispiel einen Herzinfarkt oder an einem Herzstillstand. Wenn wir sterben dann durch einen daneben gehenden Rettungsversuch unseres Schützlings.“
„Zum Beispiel wenn du es nicht rechtzeitig gemerkt hättest und der Ast auf uns geknallt wäre?“
„Zum Beispiel“, sagte er und ich erschrak.
Nach dem Essen gingen wir zurück zum Auto und fuhren nach Hause. Wir hatten noch fast zwei Stunden zu fahren und ich wollte mich noch umziehen, bevor wir zur Bar fuhren. Sixt hielt die ganze Fahrt über meine Hand.
„Ich wollte dich noch etwas fragen“, setzte er an.
„Was denn?“
„Naja ich habe von den Anderen gehört, dass es gestern wohl einen Streit mit Monica gab. Was war denn da los?“
„Ach Monica hat herumerzählt, dass ich dich ihr weggenommen habe. Sie wollte wohl anscheinend die Anderen gegen mich aufhetzen. Da hab ich ihr mal die Meinung gesagt und hab mich anschließend weggesetzt“, erzählte ich.
„Und jetzt hast du wegen mir mit deiner Freundin Streit. Das tut mir leid“, sagte er bedauernd.
„Dir muss es nicht leidtun. Von Freundin ist, da keine rede. Früher dachte ich, wir wären befreundet. Doch dann habe ich gemerkt, wie hinterhältig und egoistisch sie ist. Für mich ist sie nur noch eine Bekannte. Vor allem versucht sie ständig, die Schuld auf andere zu schieben. Es wurde halt mal Zeit, dass ich ihr die Meinung sage. Es hat mir gereicht, für alles und jeden der Sündenbock zu sein. Und sie hat mich oft so dargestellt. Ich habe gelernt, dass ich solche Leute nicht brauche.“
„Da hast du recht. So etwas musst du dir nicht antun.“
„Naja wahre Freunde zu finden ist halt sehr schwer. Ich habe schon so viele Rückschläge erlitten, dass es für mich sehr schwer ist, mich auf eine Freundschaft einzulassen“, gestand ich ihm.
„Das kann ich verstehen. Ich werde immer für dich da sein“, sagte er und zog mich zu sich heran.
„Weißt du, ich bin so froh, dass ich mit dir über alles reden kann und das du mich ernst nimmst.“
„Ich nehme dich immer ernst. Solange du nicht wieder über Klippen kletterst, ist alles gut“, sagte er lächelnd.
„Nein das werde ich nicht mehr. Versprochen.“ Sanft strich Sixt mir über das Haar und küsste mich auf die Stirn, bevor er wieder auf die Straße sah.
Kapitel 6
Als wir bei mir zu Hause ankamen und ins Haus gegangen waren, ging ich als Erstes hoch ins Schlafzimmer um mich umzuziehen. Sixt verschwand kurz, um sich ebenfalls etwas anderes anzuziehen. Er versprach sofort wieder zurück zu sein und löste sich in Luft auf. Ich empfand diese Fähigkeit als recht praktisch. So konnte man blitzschnell überall hin, wo man wollte. Ich durchwühlte meinen Kleiderschrank und fand mein rotes knielanges Kleid. Dazu holte ich noch die passenden roten hochhackigen Schuhe heraus und zog mich um. Ich ging ins Badezimmer, kämmte meine Haare
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