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Himmlische Verfuehrung

Himmlische Verfuehrung

Titel: Himmlische Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Trust
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war wolkenlos. Einige Sterne waren schon zu sehen.
    „Ich sitze gerne hier und schaue mir die Sterne an“, sagte Sixt und schaute in den Himmel.
    „Ich schau sie mir auch gerne an“, erwiderte ich. „Erzählst du mir etwas von deinem Leben?" Ich wusste ja noch gar nichts von seinem Leben, bevor er ein Schutzengel geworden war.
    „Was möchtest du denn wissen“, fragte er und schaute mich an.
    „Am liebsten alles. Aber vor allem, was du, bevor du ein Schutzengel geworden bist, so gemacht hast.“
    „Na gut. Also, ich wohnte früher mit meinen Eltern und meinen beiden älteren Brüdern in New York. Meine Eltern haben dort ein Reihenhaus. Mein Vater heißt Keith. Er ist jetzt vierundfünfzig Jahre und ist Bauleiter von Beruf. Meine Mutter Diane ist fünfzig Jahre und arbeitet halbtags im Büro in der Baufirma, wo auch mein Vater arbeitet. Mein ältester Bruder Carlton ist jetzt dreißig und hat Architektur studiert. Mein anderer Bruder Hunter ist sechsundzwanzig und hat Journalismus studiert. Er müsste jetzt eigentlich mit seinem Studium fertig sein.“
    „Hast du deine Familie nach dem Unfall noch einmal gesehen“, fragte ich ihn. „Ich meine, wissen sie, dass du ein Schutzengel bist“?
    „Nein. Das heißt doch. Einmal habe ich sie noch nach dem Unfall gesehen. Ich habe vom Himmel aus bei meiner Beerdigung zugeschaut. Mir wurde zwar von anderen Engeln davon abgeraten, weil es doch irgendwie krass ist, seine eigene Beerdigung zu sehen, aber ich wollte meine Familie noch ein letztes Mal sehen, da ich es nun als Schutzengel nicht mehr darf. Aber die anderen Engel hatten recht. Ich hätte nie zuschauen dürfen. Ich habe vom Himmel aus gesehen wie meine Familie und meine Freunde gelitten haben. Wie meine Mutter weinend vor meinem Grab zusammengebrochen ist“, flüsterte er traurig. „Ich wollte am liebsten zu ihnen. Ich wollte sie trösten und sagen, dass alles gut wird. Dass ich als Schutzengel wieder auf die Erde komme. Aber es ging nicht. Ich durfte es nicht.“ Er schaute mich traurig an und in seinen Augen glitzerten Tränen. Ich strich ihm sanft über die Wange und nahm ihn in den Arm.
    „Das tut mir so leid. Es muss schrecklich gewesen sein das mit anzusehen“, sagte ich leise. Ich wollte es mir gar nicht vorstellen, was er durchgemacht haben musste. Es musste wirklich schrecklich sein, erst einmal die eigene Beerdigung zu sehen und dann auch noch mitzubekommen, wie die Familie wegen des Verlustes litt. Dazu musste man noch damit klarkommen, dass man seine Familie, Freunde, Verwandte, einfach die Leute, die man liebte, nie wiedersehen durfte.
    „Ja, das war es und ich hätte es nicht tun dürfen. Die Bilder der Beerdigung, wie meine Familie und meine Freunde um mich getrauert haben, haben sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt und ich werde sie nie vergessen.“ Deshalb hatte er so traurig ausgesehen, als ich bei unserem ersten Date in der Eisdiele von meiner Familie gesprochen hatte. Er hatte bestimmt an seine Eltern und Brüder gedacht und vermisste sie wahrscheinlich sehr. Ich verstand jetzt auch, warum er mir nichts über seine Familie erzählt hatte. Da ich zu der Zeit noch gar nicht gewusst hatte, dass er ein Schutzengel war, hätte er mich wahrscheinlich ebenso belügen müssen, wie meine Eltern, was seine Familie betraf. Das wollte er anscheinend nicht. Deswegen hatte er lieber geschwiegen.
    „Das glaube ich dir. Ihr könnt vom Himmel aus auf die Erde schauen und uns sehen?“
    „Ja, aber das geht nur im Himmelreich, wo die Engel leben, die keine Schutzengel werden wollen. Ich konnte das nur sehen, weil die Beerdigung stattgefunden hat, wo ich mich entscheiden konnte, ob ich ein Schutzengel werden wollte oder nicht und ich in dieser Zeit im Himmelreich war. Man bekommt halt einige Tage Zeit, um sich zu entscheiden und die muss man im Himmelreich verbringen. Der Engelsrat will sichergehen, dass man sich richtig entscheidet und nicht nach ein paar Tagen ankommt und sagt, man möchte doch lieber ins Himmelreich oder andersherum ein Schutzengel werden. Es gab schon so einige Fälle, wo sich die Engel nicht entscheiden konnten, was sie wollten. Und diese Tage soll man halt dazu nutzen, um genau darüber nachzudenken. So lernt man aber auch das Himmelreich kennen und kann schauen, ob man nicht lieber dort bleiben möchte. Die Engel im Himmelreich sehen die Menschen, aber nur wenn sie draußen sind. Also sie können jetzt nicht durch Dächer und Wände schauen. Es ist so, als ob du von oben

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