Himmlische Verfuehrung
Nathan bezahlte. Als er sich verabschiedet hatte und aus dem Laden gegangen war, schaute ich auf die Uhr. Es war schon kurz vor sechs. Die Zeit war mit Timothy und Nathan wie im Flug vergangen. Ich räumte noch etwas auf. Mrs. Evans ging zur Kasse und machte die Abrechnung.
„Kann ich noch etwas helfen“, fragte ich sie.
„Nein. Es ist soweit alles fertig. Du hast heute auch genug getan. Waren das Freunde von dir, die du beraten hast?“
„Ja. Sie schienen heute ihren Einkaufstag zu haben“, sagte ich lachend.
„Das ist bei Männern ja eher selten.“ Sie stimmte in mein Lachen mit ein. „Du kannst ruhig nach Hause gehen. Allerdings hätte ich noch eine Frage. Kannst du morgen im Laden aushelfen? Katie brauchte morgen Urlaub, weil ihre Oma gestorben ist und morgen beerdigt wird.“
„Oh. Natürlich, das ist kein Problem. Ich habe morgen nichts vor.“
„Danke. Aber nur wenn es dir gesundheitlich gut geht. Ich möchte nicht, dass du dich überanstrengst“, sagte sie besorgt.
„Ja, mir geht es wirklich gut“, versicherte ich ihr.
„Na gut. Dann mach jetzt mal Feierabend.“
„Ok.“ Ich ging in den Aufenthaltsraum. Megan und Katie kamen mir entgegen und gingen schnell aus dem Laden. „Typisch“, dachte ich mir. „Ja keine Minute länger bleiben. Es könnte schaden.“ Ich nahm meine Tasche aus dem Schrank und hatte wieder einmal das Gefühl, dass jemand bei mir war. Ich drehte mich zu allen Seiten um, konnte aber niemanden entdecken.
„Sixt“, fragte ich leise, bekam allerdings keine Antwort. Langsam dachte ich ehrlich, ich würde verrückt werden. Ich bildete es mir bestimmt alles nur ein. Ich ging durch den Laden zur Tür.
„Tschüss, einen schönen Abend noch“, rief ich Mrs. Evans zu.
„Danke. Dir auch“, erwiderte sie und ich ging hinaus. Vor dem Laden stand Sixt schon an seinem Wagen gelehnt und lächelte mich an. Ich ging direkt zu ihm und er zog mich in seine Arme.
„Hi“, sagte er sanft.
„Hi.“ Er beugte sich zu mir herab und küsste mich. Dann hielt er mir die Autotür auf und ich stieg ein. Als er ebenfalls im Wagen saß, fuhren wir los.
„Wie war die Arbeit?“
„Eigentlich gut. Timothy und Nathan waren heute da und haben sich neu eingekleidet“, berichtete ich.
„Oh, dann war dir sicher nicht langweilig“, stellte er fest.
„Nein, das auf keinen Fall. Ich war ihre persönliche Beraterin und Mrs. Evans hat jetzt anscheinend zwei neue Kunden dazu gewonnen. Sie wollen jetzt nur noch in der Boutique einkaufen. Sag mal, kann es sein, dass du gerade unsichtbar im Laden warst“, fragte ich ihn.
„Nein, wieso“, wollte er wissen.
„Weil ich das Gefühl hatte, als ob jemand bei mir gewesen ist, aber ich habe niemanden gesehen. Aber vielleicht habe ich es mir auch eingebildet.“
„Also ich war wirklich nicht bei dir und ich wüsste auch nicht, dass ein anderer Schutzengel dort gewesen ist“, kam es von ihm und es klang glaubwürdig. Wieso sollte er mich auch anlügen? Dann war es doch nur Einbildung gewesen. Jetzt wo ich wusste, dass Schutzengel die Fähigkeit besaßen, sich unsichtbar zu machen, spielten meine Sinne wahrscheinlich etwas verrückt und ich nahm an, dass jemand da war, obwohl es nicht der Fall war.
„Dann war es doch nur Einbildung“, tat ich es ab. „Ach, bevor ich es vergesse. Morgen gehe ich auch arbeiten. Ich springe für eine Kollegin ein.“ Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Sixt nicht sehr erfreut aussah. Wieso? Hatte er etwa schon etwas für uns beide geplant und ich brachte nun seinen Plan durcheinander? Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Vielleicht hätte ich ihn vorher fragen sollen, bevor ich Mrs. Evans zugesagt hatte. Als ich zu ihm herüberblickte, veränderte sich schnell seine Miene und er schaute mich sanft an.
„Wie lange musst du denn arbeiten“?
„Von zehn bis vier Uhr.“
„Wie wäre es, wenn ich dich danach abhole und wir zu mir fahren. Dann kannst du bei mir übernachten und am Sonntag lerne ich mit dir und Sasha“, schlug er vor.
„Ja das hört sich gut an“, erwiderte ich und schon war mein schlechtes Gewissen verschwunden und ich freute mich auf den nächsten Tag.
Am Samstagmorgen brachte Sixt mich zur Arbeit. Ich hatte meine Sachen für das Wochenende gepackt und bei Sixt im Wagen gelassen. Meinen Eltern hatte ich bevor wir losgefahren waren bescheid gesagt, dass ich das Wochenende bei Sixt war. Auf der Arbeit war nicht soviel los. Erst ab mittags gab es mehr zu tun. Ab und zu bildete ich mir
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