Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)
ein großzügiges Trinkgeld, obwohl mich schon allein der Preis für das Essen halb ruinierte. Trotz allem irgendwie gut gelaunt schleppte ich die Kostbarkeiten auf meine Theke und las laut all die Gerichte vor, die ich bestellt hatte, weil jemand sie freundlicherweise auf einer beigelegten Speisekarte angekreuzt hatte. Als ich fertig war und mich umdrehte, lehnte Levian im Türrahmen und beobachtete mich. Er hatte seine Hose angezogen, den Oberkörper aber aus Ermangelung weiterer Kleidung frei gelassen. Sein dreckverkrustetes zerrissenes Shirt hatte ich weggeschmissen. In diesem Augenblick wünschte ich allerdings, ich hätte es behalten. Er sah mal wieder viel zu gut aus. »Du musst im Bett bleiben.«
»Das ist langweilig.«
»Hinlegen.«
»Auf den Boden?«
»Ins Bett.«
»Nein.«
»Essen nur im Bett, klar? Ich habe bezahlt, ich bestimme also.«
»Kommst du mit ins Bett?«
»Nein!« Die Vorstellung war zu verlockend. Er und ich im Bett, nah aneinander gedrängt. Wir würden uns zufällig immer wieder berühren. Ich könnte ihn mit kleinen köstlichen Häppchen füttern und er würde mich …
»Im Bett zu essen ist langweilig, außer man ist zu zweit und nackt.« Mit diesen Worten nahm der unverschämte Engel auf einem der drei Hocker vor der Theke Platz und begann, die Deckel der verschiedenen Packungen zu öffnen.
Verflixt! Mein Kopfkino nahm epische Ausmaße an. Er und ich nackt? Großartig … Aber wer konnte denn da noch ans Essen denken?
»Na gut, wenn du unbedingt willst, dass es dir wieder schlechter geht …«, gab ich mich geschlagen.
»Mir wird es nach dem Essen bestimmt nicht schlechter gehen.«
»Mir egal«, sagte ich und setzte mich auf den anderen seitlich stehenden Hocker, um genügend Abstand zwischen uns zu bringen, damit ich klar denken konnte.
»Komm doch hierher«, meinte er und klopfte einladend auf den Hocker neben sich. Ich schüttelte wieder den Kopf.
»Du bist ja schüchtern.«
»Das nimmst du sofort zurück!«
»Nikka ist schüchtern«, summte er und spießte ein großes Stück Fleisch mit einer von mir bereitgelegten Gabel auf.
»Nein«, erwiderte ich hoheitsvoll. »Du bist mir nur zu ungewaschen.« Ich rümpfte die Nase, obwohl er eigentlich nach nichts roch. Levian glitt wortlos vom Hocker, verschwand im Bad und knallte dabei die Tür so heftig zu, dass sogar mein Computer wackelte.
Ich blieb sitzen und ärgerte mich, weil ich ihn beleidigt hatte, nur weil ich mich nicht traute, neben ihm zu sitzen, ohne ihn ständig berühren zu müssen.
Drei Minuten später, die geöffneten Schalen dampften noch, kam Levian wieder heraus. Er hatte sich die feuchten Haare aus der Stirn gekämmt und sah ziemlich sauer aus. Noch während er wieder Platz nahm, zog er den Hocker neben sich ein Stück zurück und sah mich an. »Wären wir dann soweit oder haben wir noch etwas an mir auszusetzen?«
Hätte ich nicht so ein schlechtes Gewissen, wäre ich schwer versucht gewesen, genauso böse zu blicken wie er. Doch stattdessen stand ich auf, setzte mich neben ihn, stützte den Kopf auf meine Hände und starrte stur geradeaus auf die Küchenzeile. Levian hatte schweigend zu essen begonnen. Ein feuchter Tropfen löste sich aus seinem Haar und ich schielte seinem Weg über einen muskulösen Arm hinterher, obwohl mir schon die Augäpfel wehtaten. Er war einfach viel zu nah. Und er hatte viel zu wenig an. Morgen, bevor ich zu meinen Eltern fuhr, würde ich ihm einen Schwung neue Shirts kaufen. Zu meiner eigenen Sicherheit.
»Danke.«
»Hm?«, fragte ich, weil er mich aus meinen Gedanken riss.
»Danke dafür …« Levian zeigte auf die vielen Schälchen.
»Schon gut.«
»Du solltest mal probieren oder herrscht bei dir immer nur Flüssigdiät?«
»Nein, hin und wieder esse ich mal etwas anderes. Wenn meine Eltern eine Feier geben zum Beispiel und viele unterschiedliche Dämonenrassen vertreten sind.«
»Aber Blut ist am besten?«
»Das andere macht nicht satt. Einiges schmeckt, aber ich würde verhungern ohne Blut.«
»Warum hast du dann eine Küche? Die brauchst du doch dann eigentlich nicht.«
»Es sind teilmöblierte Apartments.« Levian zog ein paar Schalen näher heran und drapierte mir ein paar Kostproben auf einen Deckel. »Verstehe. Hier, das kann ich wirklich empfehlen.«
Ich probierte das Fleisch und nach ein paar Mal Kauen musste ich ihm recht geben. »Lecker.«
Er sah mich an und plötzlich lächelte er wieder. »Irgendwie ist es total beruhigend, dich normal essen zu
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