Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)
früh am Morgen. Wenn ich Glück hatte, öffneten sie mittags. Yaris fiel mir ein. Natürlich! Warum hatte ich nicht gleich daran gedacht? »Ich habe eine Freundin«, sprudelte es aus mir hinaus. Levian zog die linke Augenbraue hoch.
»Sie ist kein Blutdämon.«
»Wie beruhigend.«
»Jetzt hör mir doch mal zu«, sagte ich euphorisiert. »Sie besucht mich manchmal und sie mag Kekse. Ich glaube, ich habe noch eine Packung irgendwo in einem der Küchenschränke. Und so ein Getränkepulver, das man mit Wasser aufgießt und das süß schmeckt. Total widerlich.«
Um die Mundwinkel des Engels zuckte es amüsiert. »Also ich wäre total scharf auf dieses widerliche Getränk und die Kekse.«
»Siehst du, ich lasse dich nicht verhungern«, sagte ich immer noch hocherfreut über meinen genialen Einfall.
»Das ist total nett von dir«, erwiderte Levian scheinbar todernst.
Ich hingegen merkte genau, dass er sich dabei über mich lustig machte. »Wer weiß, wo die Kekse liegen?«, spielte ich sein Spiel mit. Levian zog die Stirn kraus und ich fand es hinreißend.
»Du«, sagte er dann.
»Richtig.«
Kaum stand ich vor meiner Küchenzeile, war mir wieder schlecht. Als ich Wasser über das Getränkepulver schüttete, wurde mir übel von dem süßlichen Geruch. Ich schmiss die Kekspackung auf ein Tablett und stellte die Tasse daneben. Nun hieß es Haltung bewahren. Sollte es wieder vor meinen Augen flimmern, half nur stehen bleiben und warten, bis es vorüberging. Doch ich hatte Glück. Levian blickte gierig auf die Kekse, als ich das Tablett auf der weichen Matratze abstellte.
»Essen und dann wieder ausruhen«, sagte ich streng.
»Dito«, erwiderte er. Sein Lächeln war warm und er war viel zu hübsch. Ich lächelte zurück, aber natürlich nur, weil ich schwach und schwer verwundet war. Er biss in einen der Kekse, und da ich nicht mit ansehen konnte, wie er das ganze Bett vollkrümelte, beschloss ich, mir auch etwas für meinen leeren Magen zu beschaffen.
Wenig später piepte der Aggregatwandler und ich riss ungeduldig an dem Verschluss einer Dose. Zusammen mit dem angewärmten Blut ging ich hinüber zur Couch und ließ mich erschöpft darauf nieder. Müde war ich zwar nicht unbedingt, weil ich in der Zentrale schon so viel geschlafen hatte, aber mein ganzer Körper tat weh und die Wunde an meinem Bauch zog unangenehm. Mein linker Arm war immer noch ein wenig taub.
Mit einem Magen voll warmem Blut legte ich mich auf die Couch und versuchte mich auszuruhen. Aus dem Schlafzimmer drangen immer noch knuspernde Geräusche. Der Engel hatte Appetit, was ich für ein gutes Zeichen hielt. Ich streckte mich und kuschelte mich in die weichen Kissen. In ein paar Stunden würde ich wieder aufstehen und Levian etwas Richtiges zu essen bestellen. Das war ein guter Plan.
5. Kapitel
Nikka träumt
I ch befand mich wieder in dem verlassenen Kino. Wind heulte durch zerborstene Fenster und schien zu flüstern, dort, wo seine geballte Kraft an den gläsernen Spitzen aufriss.
»Nikka!«
Die Stimme meines Vaters. Doch ich konnte ihn nicht sehen, es war stockdunkel in dem Gebäude. Ich tastete nach meinem Waffenhalfter, doch ich griff ins Leere. Von irgendwo hörte ich Schritte, sie näherten sich und ich schloss die Augen, um mich zu konzentrieren. Kam das Geräusch von hinten oder doch von der Seite? Meine Haare hingen mir im Gesicht, sie raschelten an meinen Ohren und kitzelten am Hals. Wieso hatte ich sie nicht zusammengebunden vor dem Einsatz?
Plötzlich war etwas hinter mir. Es packte mich, drückte meine Kehle zu und lachte in die Dunkelheit.
»Du wirst damit aufhören! Verstehst du?«
»Vater?« Meine Stimme brach, als sich die Hand noch enger um meine Kehle legte. Ich schluckte immer wieder und versuchte, Luft zu holen, doch meine Sinne begannen zu schwinden.
Dann war er weg. Ich atmete tief durch. Ein unerwarteter Tritt in den Rücken raubte mir erneut die Luft. Seine Wucht schleuderte mich durch die Tür hinaus auf die Straße. Nebel waberte über den zerbröselten Asphalt und die Luft schmeckte feucht und brannte auf der Zunge. Ein Zischen ließ mich den Kopf drehen.
Ich hustete und griff an meinen Hals, als ich erkannte, wer dort näherkam.
Das konnte nicht sein, nicht er. Und was war das? Blaues Feuer …? Es leuchtete durch den Nebel wie ein tanzendes Irrlicht.
»Nein«, krächzte ich. »Nein, ich kann nicht …«
Etwas griff an meine Schulter, strich über mein Haar und ich hörte meinen
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