Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben
über das Elend seines selbst geschaffenen Gefängnisses hinwegtäuscht und -tröstet. Und so gehen die Jahre ins Land – nichts geschieht, nur die Verbitterung und Enttäuschung über das nicht gelebte Leben nisten sich immer mehr in einem ein.
Dann ist es an der Zeit, dass das Ego aufwacht. Und das Schöne ist, dass die Seele Mittel und Wege dafür ersonnen hat. Allen voran die Sehnsucht. Vielleicht kennst du das: Irgendwann schleicht sich unverrichteter Dinge die Sehnsucht in dein Herz. Du spürst sie, aber wenn deine Freunde dich fragen, wonach du dich sehnst, kannst du es nicht sagen. Da ist einfach nur Sehnsucht. Da ist einfach nur die Seele in dir, die dich daran erinnert, dass Leben mehr ist, als die Pläne deines Ich zu verfolgen und dem Bild zu entsprechen, das du dir von dir selbst gemacht oder von anderen übernommen hast. Die Seele schickt dir diese erotische Sehnsucht, weil sie zu sich selber kommen möchte. Sie sendet ein Angebot an dein Ich und lädt dich ein, dich einfach hinreißen zu lassen, dich hinausziehen zu lassen über dein Selbstbild – hin zu dem, was du eigentlich bist.
Auf den Wegen der Sehnsucht schleicht sich Eros in dein Leben. Und nun muss sich entscheiden, ob du ihm gewachsen bist. Ob du seinem Ruf zu folgen vermagst oder doch lieber daran glaubst, deine fixen Ideen den Signalen deiner Seele zum Trotz verwirklichen zu müssen.
Aber was hieße es, der Sehnsucht zu folgen? Wohin wird sie dich führen? Ist sie nicht gefährlich? Oh ja, das ist sie! Und es ist keine leichte Übung herauszufinden, ob das, was dein Wünschen und Sehnen erfüllt, wirklich die Sehnsucht deiner Seele und nicht doch eher das Wollen deines Ich ist. Du kannst mir glauben, dass ich seit Jahrzehnten daran herumlaboriere und nicht wirklich behaupten kann, die Sehnsucht der Seele und das Wollen des Ich immer gut auseinanderhalten zu können.
Wie gut ist es dann, Freunde oder Partner zu haben, mit denen du dich verständigen kannst. Es ist nicht der kleinste Segen einer guten Partnerschaft, dass du darin einen Menschen an deiner Seite hast, der dich wie kein anderer kennt. Und der ein sicheres Gespür dafür hat, was echt an deinem Wünschen ist, was aus der Seele kommt – und was nicht. Freunde und Freundinnen, Partner und Partnerinnen sind unsere besten Coaches und Trainer, wenn es dazu kommt, den
way back into love
– den Weg zurück in die Liebe – zu finden. Denn sie wissen noch, wie wir uns anfühlten, als wir einst in der Liebe waren. Und selbst wenn sie sich dessennicht bewusst sein sollten, diesen Geschmack deines liebenden Herzens haben sie nie vergessen. Sie kennen die Richtung, und deswegen können sie dir dabei helfen, deinen Weg zu finden.
Damit meine ich nicht, dass der Weg der Transformation des Ich zurück in die Pubertät führt. Es geht nicht darum, noch einmal 17 oder 20 zu sein. Im Gegenteil: Es geht darum, endlich erwachsen zu werden, endlich in die Verantwortung für das eigenen Leben zu kommen; endlich mit dir selbst in Kontakt und Verbindung zu treten – mit deiner Seele; mit dem, der du in Wahrheit bist.
Noch einmal: Die Sehnsucht des Eros nach der Einheit zeigt sich in der Dimension des Ich als Wunsch nach verlässlicher und verbindlicher Partnerschaft. Dieser Wunsch ist wahr und gut. Ganz wie auch Partnerschaften wahr und gut sind. Denn sie stiften eine Verbindung zwischen Menschen, die es erlaubt, dass sie Wandlungsprozesse wagen; sie schaffen einen geschützten Raum, der sie wissen lässt, dass nicht gleich alles zusammenbricht, wenn sie die Angst ihres Ich überwinden und sich auf die Seele und deren sehnsuchtsvollen Eros einlassen. Das ist der große Segen erwachsener und gewachsener, reifer Partnerschaften.
Aber diese Partnerschaften sind selten. Und gar zu oft stehen sie, die doch den geschützten Raum für echte Transformation und Entwicklung bereithalten könnten, einem wirklichen Wandel im Wege. Denn gar zu oft wollen die Partner gerade nicht den Wandel, weil sie die Entwicklungsschritte des anderen fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Dann klammern sie sich ans Bekannte, Bewährte, Bestehende. Dann fängt die Liebe an zu kleben. Dann beginnt ein Strampeln und Zerren, ein Hauen und Stechen. Und der Eros stiehlt sich davon.
Es ist ein Drama: Wie kostbar sind feste Beziehungen für unser Fortkommen durchs Leben! Wir schön könnten sie sein, wenn wir uns in ihnen offen, aufrecht und wahrhaftig begegnen könnten! Wie gut täte es uns, würden wir unsere Partner
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