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Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben

Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben

Titel: Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Quarch
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teils ihrer Kunden, teils ihrer Partner, teils ihrer potenziellen Partner. DerKonkurrenzdruck ist groß, was wiederum den Irrsinn des „Schönheits“-Wahns anfeuert.
    Und so machen alle mit, prostituieren sich mehr oder weniger subtil, lassen sich pornographisieren; sie kaufen, konsumieren, kaufen wieder und so weiter – ein endloses Rotieren an der Oberfläche, ein endloses Marktgeschehen ohne Sieger, aber voller Verlierer: voller Männer und Frauen, die in diesem irrsinnigen Spiel ihre Seele verlieren und ihr Herz verraten. Versteh mich nicht falsch, ich werfe das niemandem vor. Wir leben in einer Welt, die es uns schwer macht, diesen Dynamiken zu entkommen. Auch mir gelingt das nicht immer. Nein, es geht nicht um Moral. Pornographie und Prostitution sind nicht moralisch verwerflich und so gesehen auch nicht schlimm. Aber wer sich von ihnen in Besitz nehmen lässt, wird zu einer tragischen Gestalt, die weder Schönheit noch Glück, weder Blüte noch Kraft in ihrem Leben entfalten kann.
    Pornographie und Prostitution haben noch eine dritte Schwester, eine, die besonders perfide ist und auf die wir besonders achtgeben müssen. Denn sie kommt – anders als die beiden erstgenannten – im Gewand der moralischen Sauberkeit daher. Sie steht hoch im Kurs, fatalerweise besonders bei Jugendlichen. Ihr Name ist
Coolness
. Und sie ist allgegenwärtig. Es schmeckt mir überhaupt nicht, dass „cool“ in der Jugendsprache gleichbedeutend ist mit „gut“. Als ob es gut wäre, eine glatte, kalte Oberfläche zu entwickeln – eine Oberfläche, die sich unberührbar, unbeweglich macht; die starr ist wie eine Betonwand, hinter der das Herz erstickt.
    Aber was ist Coolness? Coolness ist die Qualität einer Oberfläche – einer glatten, undurchlässigen, kalten Oberfläche, die wie geschaffen ist für das Leben in einer pornographischen Welt. Es ist cool, abweisend zu sein; es ist cool, abwesend zu sein; es ist cool, Sex zu haben ohne Liebe; es ist cool, auf der Kinoleinwand das schlimmste Grauen zu sehen, ohne sich dadurch im Geringsten berühren zu lassen; es ist cool, mit dem Gestus des Was-geht-mich-das-an? durch die Welt zu laufen. Die Oberfläche feiert in solch einem Gebaren ihre Triumphe. Das Ich macht sich unempfindlichund verschanzt sich hinter seinem Körper. Mit Erfolg. Aber die Seele – die geht dabei kaputt. Wir begraben sie bei lebendigem Leibe und lassen nichts mehr an sie herankommen. Wir verbauen unsere Chancen, uns im Herzen berühren zu lassen, dadurch in die Liebe zu fallen und ein blühendes Leben zu führen. Hochglanzfotos statt Blumen – das ist das coole, tote Gesicht unserer Welt.
    Schlimm ist daran, dass diese Unkultur der Coolness unsere Fähigkeit tötet, in Verbindung zu sein. Die Virtuosen der Coolness sind unberührbar, es gibt nichts, was sie etwas angehen könnte, sie sind unempfänglich für jeden Anspruch. Und sie sind dies in dem Maße, in dem sie sich in virtuellen Welten unempfindlich und hart gemacht haben. Internet und Fernsehen eignen sich perfekt als Oberflächenhärter, denn durch das ästhetische Szenario, das sie suggerieren, erlauben sie den Zuschauern, in kühler Distanz zu verharren – selbst dann noch, wenn grausigste oder schamloseste Dinge gezeigt werden. Und das bleibt nicht folgenlos: Wir wissen, dass sich in unserem Gehirn dieselben Vorgänge abspielen, wenn wir realer Gewalt auf der Straße oder fiktiver Gewalt im Fernsehen ausgesetzt sind. Das Hirn unterscheidet nicht. Aber es gewöhnt sich daran. Und je mehr es sich an Gewaltszenen oder Schamlosigkeiten gewöhnt, desto mehr entkoppelt es die Wahrnehmung von den normalen emotionalen Reaktionen. So stumpfen wir ab. So werden Menschen im Extremfall emotional völlig unbeteiligt – eben cool – selbst Gewalttaten vollbringen. Oft genug in Form von sexualisierter Gewalt.
    Menschen werden Zeugen von Gewalttaten und sind außerstande zu helfen: Es geht sie nichts an. Es berührt sie nicht. Sie bleiben unbeteiligt. Und die Angst triumphiert – die Angst des Ich, durch Berührung, Beteiligung und Bewegung ins Wanken zu geraten. Diese Angst sitzt hinter der coolen Fassade als Königin unerschütterlich auf ihrem Betonthron. Sie wird immer größer, je weniger wir fühlen – je weniger wir uns der Verbundenheit mit allen und allem bewusst sind. Das ist das Fatale. Denn am Ende wird Coolness aus Angst geboren. Und je weiter sie uns gefrieren lässt, desto mehr fördert sie eben diese Angst. Es ist ein Teufelskreis. DieAngst

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