Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben
ohne Druck, ohne die Frage, was nun moralisch oder unmoralisch wäre.
Natürlich setzt das ein hohes Maß an Vertrauen voraus. Deshalb bin ich dafür, Sexualität für intime Räume zu reservieren, in denen solche Vertrautheit wachsen kann bzw. besteht. Intimität und Sex gedeihen einfach am besten in einem verlässlichen, vertrauten Raum; da ist es gut, wenn es Absprachen oder unausgesprochene, aber klare Vereinbarungen gibt, in denen ein Paar sich frei und leicht entfalten kann. Deshalb meine ich,dass das Ich vollkommen recht hat, wenn es sagt: Ich will Verlässlichkeit. Ich will Stabilität. Ich brauche den geschützten Raum der Partnerschaft, in dem ich mit dir das Fest der Sexualität feiern möchte. Das geht nicht mit jedem, jederzeit und einfach mal gerade so nach einer Party.
Ich will damit nicht sagen, dass es außerhalb einer Paarbeziehung, auch nicht außerhalb unserer Ehe, keine sexuelle Attraktivität geben dürfte. Nein, so einfach geht’s nicht. Klar gibt es Frauen, die mich anmachen. Klar gibt es Männer, die dich anziehen … Natürlich kommt es vor, davon habe ich oben schon gesprochen, dass du dich in einen anderen verliebst oder ich mich in eine andere verliebe. Nur: Jetzt, wo wir erfahrener und gereifter sind, wissen wir, dass Verliebtheit (3. Dimension) nicht unbedingt Sex (1. Dimension) als Ausdrucksform braucht. Es gibt so eine feine, sublime Sexualität, die sich in harmlosen Berührungen ausdrückt – vielleicht als Impuls, ihn in den Arm zu nehmen oder ihr die Hand zu halten. Das ist ein Ausdruck der Verbundenheit. Das können wir tun, ohne damit schon in den fragilen Raum der Sexualität einzutreten. Das kannst du, das kann ich tun, ohne damit unseren intimen Raum zu verletzen oder unserer Ehe zu schaden. Da ist keine Konkurrenz. Im Gegenteil: Vielleicht ist das eine Kraftquelle, die uns stärkt und kräftigt. Umso besser. Und dann können wir uns wieder in unseren Intimraum zurückziehen und unser großes, heiteres Fest der Sexualität feiern – wenn denn die Kinder endlich mal schlafen…
Ganze Frauen,
ganze Männer
Gott will den Mann als Mann und
die Frau als Frau; und will, dass jeder
von ihnen Mensch sei
.
Paracelsus
Ich bin so glücklich darüber, dass wir uns an diesem Punkt einig sind: Bei einem guten Fest wollen wir Männer und Frauen sehen – kraftvolle und beherzte Männer, schöne und leuchtende Frauen –, die gut gekleidet sind und gut riechen. Im Ernst, das finden wir wichtig. Wir wollen Männer, die wirklich Männer sind, und Frauen, die wirklich Frauen sind.
Nur darüber, was das eigentlich bedeutet, müssen wir uns immer wieder verständigen. Denn es ist mir ein Anliegen, in deinen Augen wirklich Mann zu sein; so wie ich mir wünsche, das weibliche Wesen in dir erstrahlen zu sehen – damit wir immer mutiger und geübter darin werden, uns gegenseitig dabei zu unterstützen, auch unsere Geschlechtlichkeit als ein Fest zu feiern.
David Deida, von dem ich zu diesem Thema viel gelernt habe, hat den mir sehr einleuchtenden Gedanken formuliert, die Essenz des Weiblichen zeige sich immer dann, wenn eine Frau „leuchtet“. Das Bild hat etwas, zumindest deckt es sich mit meiner Erfahrung. Es gibt dieses Leuchten von euch Frauen; es ist – bedauerlich genug – allerdings ziemlich selten. Doch wo eine Frau leuchtet – du wirst es mir nachsehen –, da ist sie im Auge eines Mannes unwiderstehlich; da ist sie schön; da umgibt sie eine Aura der Blüte und Ganzheit, der Reife und Pracht. Meist sind es entweder junge Mädchen oder reife und gestandene Frauen, bei denen ich dieses Leuchten finde. Bei jungen Mädchen wohl einfach deshalb, weil sich an deren Oberfläche die starren Ich-Muster noch nicht so sehr ausgeprägt haben;und bei reiferen und gestandenen Frauen habe ich herausgefunden, wissen wir beide, was dahintersteckt: Liebe, Herz, Eros!
Klar, Eros und vor allem die voll entfaltete weibliche Komponente in ihm, die Empfänglichkeit, die Hingabe, die Fähigkeit, sich beschenken zu lassen und sich berühren zu lassen. Frauen leuchten nach meiner Beobachtung immer dann, wenn sie in der Liebe sind. Es ist das Herz, das aus ihnen strahlt, ihr innerer Seelenraum ist vom Licht der Liebe durchdrungen, das von dort nach außen quillt. Sie schämen sich ihrer Schönheit nicht. Sie tragen sie in die Welt, nicht nur in ihren Kleidern und ihrem Schmuck, sondern auch in ihren Taten und ihrem ganzen Verhalten. Auch ihre „männlichen“ Anteile sind ausgeprägt und
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