Hindernisse zum Glück (German Edition)
schon die Hälfte der Boxen gemacht hatte, tauchte Jeanette auf. Sie sah ihn verwirrt an. Offensichtlich hatte sie überhaupt nicht mit ihm gerechnet.
„ Oh Chef! Guten Morge n, sorry, ich habe verschlafen!“ sagte sie verlegen. Sie war blass und sah völlig übernächtigt aus.
„ Ja, ist gut! Das ist mir heute auch wieder passiert! Komm, verteil schnell das Futter, i ch mache noch die Boxen fertig!“ Johann war sauer auf sie, konnte es aber nicht zeigen, weil Marie und er schon zwei Tage hintereinander verschlafen hatten. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass Jeanette es provoziert hatte zu verschlafen, um Marie eins auszuwischen. Er hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil er im Stall arbeitete und nicht Marie.
Paul tauchte auch bald auf. Er sah gut erholt und ausgeschlafen aus. Als er Joha nn beim Misten sah, meinte er: „ Mann, dich hat es voll erwischt, wenn du schon den zweiten Tag für Marie die Arbeit machst! “
„ Spar dir deine Sprüche und pack mit an!“ befahl Johann und musste sich ein Grinsen verkneifen. Paul musste noch eine Box misten, dann gingen sie zu dritt zum Frühstück.
Marie saß bereits an einem Tisch und zu Johanns Überraschung, saß Bodo bei ihr.
„ Bodo, guten Morgen! Du überraschst mich immer wieder!“ rief Johann.
„ Ach, ich dachte, ich bleibe hier u nd schaue wie ihr heute reitet!“ meinte Bodo verlegen. Bei Johann kam der Verdacht auf, dass sein Trainer die Nacht bei einer Frau verbracht hatte und darum noch in Kassel war. Er hielt es für besser, ihn nicht darauf anzusprechen.
Paul sollte um zehn Uhr in einer leichten L-Prüfung mit zwei Pferden starten. Johann sah ihm beim Abreiten zu und gab ihm ein paar Tipps. Er wollte, dass Paul mit der einen Stute vorne in der Platzierung mit ritt. Da das Pferd schon sechs Jahre alt war und seit zwei Jahren in seinem Stall, sollte es endlich verkauft werden. Das Problem an dem Tier war, dass es wenig Ausstrahlung hatte und auch sonst unscheinbar aussah. Die Stute hatte ein unglaubliches Springvermögen, was sie auszeichnete. Vielleicht hatte Johann heute Glück und fand einen Käufer! Während Johann mit verschränkten Armen an der Bande des Abreiteplatzes stand, kamen Herr und Frau Heisel zu ihm.
„ Guten Morgen, Herr Buchenland! Na, heute is t für S ie nicht so viel zu tun?“ grüßte Maries Vater freundlich.
„ Oh, guten Morgen! Nein, heute haben Paul und ich jeweils zwei Prüfungen. Paul nimmt am ersten L-Spring mit zwei Pferden teil und bei der zweiten Prüfung mit einem Pferd! Dann werde ich später im M-Springen mit einem Pferd mitmachen und im Finalspringen um drei Uhr reite ich mit zwei Pferden mit!“ berichtete Johann.
„ Dann können wir heute M ittag zusammen was essen!“ sagte zu Johanns Überrasch ung Frau Heisel ganz erfreut. „ Agathe hat genau in der Mittagszeit eine Prüfung. Wir können in das Cateringzelt am Dressurplatz gehen und ihr zuschauen! “
„Ja, gerne!“ meinte Johann. „ Heute sollten wir Zeit zum Essen haben! “
„ Da s ist schön! Wo ist denn Marie?“ wollte Frau Heisel wissen.
„ Im Stallzelt. Sie verräumt schon ein paar Sachen, die wir nicht mehr brauchen und putzt die Pferde!“ antwortete Johann.
„ Oh, meinen S ie, ich kann kurz mit ihr sprechen? “
„ Aber natürlich, Frau Heisel ! Wie gesagt, heut e haben wir keinen Stress mehr! “ sagte Johann fröhlich.
Frau Heisel machte sich auf den Weg zu ihrer Tochter.
Johann hörte auf die Ansage vo m Hauptplatz und rief Paul zu: „Reite Schritt! Der Reiter vor dir ist schon drin! Wir gehen vor!“
Paul ritt vom Abreiteplatz in Richtung Springplatz. Johann begleitete ihn, während er zunächst nicht bemerkte, dass Herr Heisel ihm folgte. Er postierte sich in der Nähe des Eingangs zum Springplatz und wartete darauf, dass Paul angesagt wurde.
„Der Junge ist richtig gut!“ Herr Heisel machte sich bemerkbar.
„Oh ja, das ist er!“ sagte Johann stolz. „ Ich hoffe, dass er noch lange in meinem Stall bleibt! “
„ Es ist immer schwierig, wenn man keine Kinder hat, die alles übernehmen können!“ murmelte Herr Heisel .
„Was?“ Johann hatte sich auf Pauls Start in den Parcours konzentriert und nur mit halbem Ohr Herrn Heisel zugehört. „ Ach so, Kinder. Das ist schwierig, wenn man niemanden als Erbe oder Nachfolger im Auge hat! Der Jüngste bin ich, ehrlich gesagt, auch nicht mehr. Wenn ich Glück habe, kann ich diesen Sport noch fünfzehn bis zwanzig Jahre im
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