Hingabe
schrecklichen Timings. »Oh nein. Was ist los mit ihr? Bitte, sag mir, dass es nichts Ernstes ist.«
»Brustkrebs.«
Unvermittelt blitzt vor meinem geistigen Auge Dylans zerbrechlicher, vom Krebs ausgezehrter Körper auf; es ist wie ein Schlag in die Magengrube. Überzeugt, dass auch Chris an ihn denken muss, drücke ich seine Hand. »Wie schlimm ist es?«
»Stadium zwei. Sie haben es früh gemerkt. Sie hat morgen eine Mastektomie, und da Freitag ist, bleibt er übers Wochenende und fliegt am Montag wieder nach Hause, um sich mit der Polizei zusammenzusetzen. Er ist sauer darüber, dass Ava die Dinge verdreht und ihn gerade jetzt von seiner Familie wegreißt. Ich soll dir sagen, dass er sich um sie kümmern wird.« Er lächelt. »Und du kennst Mark ja. Wenn er es sagt, meint er es ernst. Also hör auf, dir Sorgen zu machen. Zusammen hast du mit mir, Mark und Stephen einen Löwen, einen Tiger und einen Bären auf deiner Seite.«
Erheitert frage ich: »Wer bist du?«
»Alle drei, wenn ich muss – und für dich, Baby, werde ich alles tun.«
Ich schließe die Hand über seiner Tätowierung, kräftige Muskeln dehnen sich unter meinen Fingern, und sein Gesichtsausdruck wird verlockend sinnlich. Mein Körper erwacht kribbelnd zum Leben angesichts meiner Fähigkeit, mit einer simplen Berührung Wirkung auf ihn zu erzielen. »Ich werde den Drachen nehmen.« Ich versuche nicht zu verbergen, wie sehr ich ihn will. »Nur den Drachen.«
Seine Augen glänzen sanft, seine Wimpern senken sich, aber nicht bevor ich ein Aufblitzen des gleichen Gefühls sehe, das ich schon vor ein paar Minuten wahrgenommen habe. Ich umfasse sein Gesicht und dränge ihn, mich anzusehen.
»Monsieur Merit«, sagt ein Mann neben unserem Tisch.
Chris und ich drehen uns um, um unseren Besucher zu inspizieren. Wiedererkennen blitzt in Chris’ Gesicht auf, und er erhebt sich, um einem kleinen dunkelhaarigen Mann die Hand zu schütteln. Ich schätze, dass er zwischen fünfzig und sechzig ist, und Chris stellt ihn mir als einen Angestellten einer der vielen Galerien in Paris vor. Ich höre zu, während die beiden reden und lachen und verstehe nichts, aber ich kann sehen, wie sehr der Mann Chris mag. Alle mögen Chris, und so wenige kennen den gepeinigten Mann unter der Oberfläche. Aber ich kenne ihn. Oder? Er scheint es jedenfalls zu glauben. Bei allem, was ich gesehen habe, allem, was wir durchgemacht haben – was könnte noch Schlimmes an ihm sein, dass er sich davor fürchtet, es mit mir zu teilen?
Unser Besucher geht, als unser Essen kommt und bevor ich in Versuchung komme, mehr zu grübeln, als gut sein kann. Als Teller mit köstlichen mexikanischen Speisen vor uns abgestellt werden, fallen meine Sorgen von mir ab. Chris reibt sich die Hände und tätschelt mein Bein. »Du wirst es lieben.«
Ich lächele über seinen ansteckenden Enthusiasmus und tue genau das, wozu er mich angeregt hat. Ich mache mich über meine Käse-Enchiladas her, während Chris meine Reaktion beobachtet. Ihr würziger Geschmack entfaltet sich in meinem Mund. »Hmmm«, bringe ich zustande, während ich schlucke. »Es ist umwerfend.« Ich tunke etwas Soße auf und schlucke abermals. »Wirklich umwerfend.«
Chris nimmt eine Gabel voll von seiner Hühnchen-Enchilada und hält sie mir an den Mund. »Koste mal meins.«
Ich nehme den Bissen, und er zieht langsam die Gabel aus meinem Mund und beobachtet mich. Sein Blick ist hungrig – und nicht auf das Essen. »Gut?«, fragt er. Seine Stimme ist sanft und samtig.
»Ja.« Meine eigene Stimme klingt rau, und zwar nicht wegen der Schärfe der Speisen. »Sehr gut.« Aber nicht so gut wie er.
Er rückt näher an mich heran und streift mit seinem Mund meinen. »Von deinen Lippen schmeckt es noch besser als von meinen.«
Ich erröte, als er sich wieder zurücklehnt. Es ist mir unbegreiflich, wie er es schafft, mich immer noch erröten zu lassen, aber so ist es.
Er lächelt über meine Reaktion, sein Gesichtsausdruck nichts als männliche Befriedigung. »Glaubst du jetzt, dass man in Paris gut isst?«
Ich bin mir sicher, dass in Chris’ Gesellschaft alles besser schmecken wird. »Ich glaube, du hast mich überzeugt.«
Unsere Blicke treffen sich, und unser Gelächter verebbt. Die Luft scheint zu flimmern, und etwas, das ich nicht benennen kann, flammt zwischen uns auf und kribbelt durch meinen Körper. »Ich würde dich nie anlügen, Sara«, sagt er, und da ist eine Rauheit in seiner Stimme, wo zuvor Samt gewesen ist. Er redet
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