Hingabe
nicht mehr vom Essen, und die Aufrichtigkeit tief in seinen Augen berührt mich bis ins Innerste.
»Ich weiß«, flüstere ich. Und ich weiß es wirklich. Ich weiß es wirklich und wahrhaftig. Dieser Mann hat mich mit Haut und Haar. Das ist nicht wahr, und es tut mir weh, das zuzugeben, auch mir selbst gegenüber. Er hat fast alles von mir. Es ist schwer, ein klein wenig zurückzuhalten, solange ich weiß, dass ich nicht alles von ihm habe.
12
Der Anwalt ruft Chris während unserer Heimfahrt vom Restaurant an, und wie versprochen lässt Chris mich direkt mit ihm reden. Obwohl er mir nur wenig Neues zu sagen hat, schafft Stephen es doch, dass ich mich besser fühle, weil er mir versichert, dass die polizeilichen Ermittlungen mit der gebotenen Sorgfalt vorgenommen werden und ich keinen Grund zur Sorge hätte. Und nein, ich brauche Paris nicht zu verlassen.
Das entspannt mich tatsächlich, und Chris und ich planen unsere Erkundung der Stadt. Wir diskutieren darüber, welche Ausstellungen wir zuerst besuchen wollen, und ich komme zu dem Schluss, dass ich ein großer Glückspilz bin. Ich werde berühmte Kunst mit einem berühmten Künstler an meiner Seite sehen. Das Ganze ist wie ein wahr gewordener Traum.
»Meine einzige Verpflichtung ist ein Übernachtungscamp für körperbehinderte Jungen am Freitag im Louvre«, sagt Chris, als wir auf die Avenue Foch in der Nähe unseres Hauses einbiegen.
»Keine Sitzungen?«
»Keine Sitzungen«, bestätigt er. »Was bedeutet, dass ich frei bin, mit dir in mehrere Museen zu gehen und dich einigen wichtigen Leuten der hiesigen Kunstwelt vorzustellen.«
»Mit denen ich nicht werde reden können.«
»Es gibt jede Menge Leute, die Englisch sprechen.« Sein Handy klingelt zum dritten Mal, und er schaut auf das Display, bevor er den Anruf ablehnt. Dann richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich, und plötzlich geht eine subtile Anspannung von ihm aus. »Diese ganze Stadt ernährt sich vom Tourismus, vor allem von Amerikanern. Es gibt mehr Leute, die Englisch sprechen, als du vielleicht annimmst.«
»Ich will trotzdem die Sprachbarriere loswerden«, sage ich und frage mich dabei, was die beiden weggedrückten Anrufe zu bedeuten haben. Wer es auch ist, Chris will nicht vor mir mit dem Anrufer reden. Wahrscheinlich ist es Amber. Sie weiß, dass er sauer ist, und mein weiblicher Instinkt sagt mir, dass sie das, was vorhin in ihrem Laden passiert ist, nicht auf sich beruhen lassen will, sondern mit ihm Verbindung aufnehmen wird.
Wir kommen am Tor des Hauses an, und Chris kurbelt sein Fenster herunter, um den Eingangscode einzutippen. Einen Moment später biegen wir in die Garage ein, die an das Haus angebaut ist.
Sein
Haus. Ich werde niemals wirklich das Gefühl haben, hier zu Hause zu sein, bis diese Geheimniskrämerei aufhört.
In der Wohnung flüchte ich in ein heißes Schaumbad, um meine verworrenen Gedanken wenigstens in irgendeine Ordnung zu bringen. Ich werde mir nicht gestatten, darüber nachzudenken, dass Chris … wen auch immer … zurückruft. Schließlich neige ich dazu, meine Fantasie mit mir durchgehen zu lassen.
Ich habe mich kaum bis zum Kinn in den Schaum gleiten lassen, als Chris mit einem Glas Wein in der Hand ins Badezimmer geschlendert kommt und sich auf den Rand der Wanne setzt. »Das wird dir helfen, deine Nerven zu beruhigen«, sagt er und hält mir das Glas hin. »Ich habe einen gut bestückten Weinkeller außerhalb der Stadt, den mein Vater mir hinterlassen hat. Einige Flaschen bewahre ich hier für Gäste auf.«
Flaschen, die ihm sein Vater, der Weinexperte, der sich daran zu Tode getrunken hat, hinterlassen hat.
Bei dem Gedanken ist mir unbehaglich, und ich stelle das Glas auf die andere Seite der Wanne.
Ich packe Chris’ Hemd und kralle meine nassen Finger hinein, ziehe seinen Mund nah an meinen. »Danke, aber ich will keinen Wein. Ich will nur dich.«
Er sieht mich wissend an. »Die Vergangenheit ist die Vergangenheit. Ich lasse sie hinter mir und hinter uns.«
Wieder regt sich Unbehagen in mir. Dies passt in gewisser Weise in sein Verlangen nach Kontrolle, aber ich bin mir nicht sicher, wie genau. »Die Vergangenheit ist ein Teil von dir und von uns. Du kannst sie an einem anderen Ort lagern, aber du kannst sie nicht verschwinden lassen. Und du kannst dich nicht einmal von ihr lösen, bis du, bis wir uns ihr stellen.«
»Was glaubst du, was ich versuche?«
Vielleicht geht es doch nicht um Kontrolle. Vielleicht geht es darum, sie zu
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