Hingebungsvoll
wollte er sagen. Die Worte lagen bereits auf seiner Zunge, aber er brachte es nicht über sich. Damit würde er seinen Fehler eingestehen, immerhin hatte er sie nach oben geschickt und angewiesen, sich etwas anderes anzuziehen. Er presste die Zähne aufeinander und dachte nach. In den letzten Tagen hatte er Erica geradezu schmerzlich vermisst und wollte nicht noch mehr Streit. Also seufzte er nur und sah sie aus traurigen, großen Hundeaugen an.
Es war deutlich zu erkennen, wie sie mit sich kämpfte, doch dann beugte sie sich näher über die Theke und zischte: „So leicht kommst du dieses Mal nicht davon.“
Seufzend machte Edgar sich daran, ihren Lieblingsdrink zu mixen, einen Lemon Gingerini. Er griff nach den richtigen Flaschen und als er sich wieder umdrehte, war Erica verschwunden. Im ersten Moment konnte er sich im Getümmel auf der Tanzfläche nicht ausmachen, doch dann sah er sie am Arm eines anderen Mannes. Verdammt, warum provozierte sie ihn heute denn so?
So sehr er auch versuchte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, es wollte ihm nicht gelingen. Die Flirtversuche der anwesenden Frauen, die ihm sonst egal waren, nervten ihn heute ungemein und lange würde er seine aufgesetzte Höflichkeit nicht mehr beibehalten können.
Immer wieder wanderten seine Gedanken zu dem bezaubernden Biest. Seit knapp einer Stunde war Erica verschwunden und er wurde immer nervöser, sein Magen immer verkrampfter. Hatte er nicht deutlich genug herausgestellt, was er von der Vorstellung hielt, sie könnte mit anderen Männern-
Seine Gedanken stockten und er polierte das Glas in seiner Hand noch energischer. Egal, was er sich auch vorstellte, er wollte unter gar keinen Umständen, dass sie es mit einem anderen Mann tat. Edgar stellte das Glas ab und fluchte zum wiederholten Male. Sie brauchten endlich wieder einen zweiten Barkeeper. Seit Frances in seinen wohlverdienten Ruhestand gegangen war, schmiss Edgar den Betrieb hinter der Theke alleine. Bisher hatte ihn das nicht gestört, aber jetzt gerade konnte er nicht von der Bar weg und es trieb ihn an den Rand des Wahnsinns. Dale hatte ihm versprochen, sich nicht nur um die Neueinstellungen zu kümmern, sondern auch um einen zweiten Mann für das Aviditas .
In diesem Moment tauchte Vivian auf und Edgar seufzte erleichtert. Er winkte sie zu sich und umfasste ihre Schultern. Ohne ihren Protest zu beachten, schob er sie hinter die Theke und murmelte: „Nur zwei Minuten.“
Da er keine Ahnung hatte, was ihn erwartete, holte er tief Luft, um sich zu beruhigen, bevor er den öffentlichen Raum ansteuerte, in dem er Erica hatte verschwinden sehen. Für jede Minute, die er sie nicht gesehen hatte, war ein weiterer Strich auf der imaginären Liste gelandet. Bald würde er selbst in Gedanken eine zweite Seite brauchen.
Im Durchgang blieb er stehen; beinahe hätte er sich nicht getraut, überhaupt in das Zimmer zu sehen. Vorsichtig beugte er sich vor und seufzte leise. Erica saß vollkommen unbeteiligt auf einem Hocker an der Wand und wirkte, als würde sie sich nicht wohlfühlen. Plötzlich straffte sich ihr Rücken und sie drehte den Kopf. Ihre Augen weiteten sich. Er brauchte den leicht verschmierten Lippenstift nicht zu sehen, um ihr Schuldbewusstsein zu erkennen. Selbst in dem Dämmerlicht leuchteten ihre Wangen rot.
Edgar brauchte nichts zu sagen. Sie erhob sich, kam mit gesenktem Blick auf ihn zu und blieb so dicht vor ihm stehen, dass er den Duft ihres Haares riechen konnte. Den Finger unter ihr Kinn gelegt, hob er ihren Kopf zu sich hoch und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. Sie wollte die Arme um ihn legen, doch er trat zurück und sagte düster: „Warte oben auf mich.“
Erica deutete einen leichten Knicks an und gehorchte dieses Mal tatsächlich sofort. Am liebsten hätte er sie direkt begleitet und herausgefunden, was sie ausgefressen hatte, aber das musste wohl noch warten – schließlich konnte er Vivian nicht ewig hinter der Bar stehenlassen.
Bisher hätte Edgar seine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass das Warten für die Sub immer schlimmer war als für den Dom. Doch nach der heutigen Nacht war er sich nicht mehr so sicher. Die letzten Stunden hatten sich wie Gummi gezogen.
Aber dieses Mal war es keine Vorfreude gewesen, die er gespürt hatte, sondern Beklommenheit. Noch immer hatte er nicht vollkommen verstanden, weshalb Erica so aufgebracht gewesen war und ihm nicht einfach gesagt hatte, was sie beschäftigte.
Endlich war der
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