Hingebungsvoll
lieber im Dutzend klonen.“
Jetzt musste Julian lachen. „Nimm doch Erica, sie kümmert sich hervorragend um den Empfang und lungert sowieso andauernd hier herum.“
„Ob du es glaubst oder nicht, Erica hat einen Job.“
Verlegen räusperte Julian sich. „Das wusste ich in der Tat nicht.“
„Sie ist Massage-Therapeutin, hat Edgar mir mal erzählt. Aber die Idee ist eigentlich nicht schlecht, vielleicht kann ich sie abwerben. Bei ihr bin ich mir zumindest sicher, dass sie clever ist und sich durchsetzen kann. Danke.“
Erleichtert sah Dale ihn an.
„Ich habe also dein Okay, um Katie zu entführen?“
„Auf gar keinen Fall“, protestierte Dale erneut, grinste dabei aber breit.
„Wunderbar, dann telefoniere ich wohl gleich mit meiner Agentin.“
„Oh, sie wird sich sicher freuen.“ Dale lehnte sich im Stuhl zurück und deutete auf die Uhr über der Tür. Es war kurz nach Mitternacht, wohl kaum die geeignete Zeit für einen solchen Anruf.
„Dann organisiere ich das eben morgen.“
„Wenn du das organisierst, muss ich mir ja keine Sorgen machen. Das wäre nämlich das erste Mal, dass etwas dabei herumkommt.“
„Blödmann.“
„Idiot.“
„Selber.“
Ein Räuspern veranlasste die beiden Männer, den Kopf zu drehen. Unbemerkt hatte Vivian mit Tuco das Zimmer betreten. Julian erschrak beim Anblick des riesigen Mischlings und sah entsetzt zu Dale. Dessen Blick sagte eindeutig, dass er ihn vorgewarnt hatte.
„Ich störe euer überaus intelligentes Gespräch nur ungern, aber ich habe eine Gruppe von Studenten, die ich heute Nacht betreuen muss. Einer von euch muss auf Tuco aufpassen.“
Dale reagierte sofort: „Auf gar keinen Fall!“
„Ich kann nicht“, kam dann von Julian.
Mit schmalen Augen sah Vivian zwischen Dale und Julian hin und her.
„Könnt ihr nicht ein anderes Mal die Sterne anstarren?“, versuchte Julian es zuerst.
Vivian nickte begeistert. „Gute Idee, dann sag ich auch kurz dem Meteoritenschauer, dass er ein anderes Mal wiederkommen soll – am besten tagsüber, damit wir ihn ganz besonders gut beobachten können.“
Julian wechselte einen Blick mit Dale. „Stein, Schere, Papier?“
Dale nickte finster. Sie hoben die Fäuste und Julian gewann mit der Schere, weil Dale seine flache Hand als Papier ausgestreckt hinhielt. „Zwei von drei gewinnt?“, schlug Dale vor und versuchte, sich auf diese Weise zu retten.
Julian bewegte sich bereits rückwärts auf die Tür zu – in gebührendem Abstand zu Tuco. „Sorry, Kumpel.“
„Du hast mich doch über den Tisch gezogen!“, rief Dale ihm empört hinterher.
„Richtig, das liegt bei uns in der Familie.“ Mit einem Zwinkern verschwand er.
Seufzend drehte Dale sich zu Vivian. „Dann bleibt Tuco wohl an mir hängen.“
„Stell dich nicht so an. Ich bin in ein paar Stunden zurück und Tuco ist brav. Nicht wahr?“ Sie beugte sich zu dem Mischling und kraulte ihn. Tuco genoss die Behandlung sichtlich.
„Kannst du ihm mal das Fell heben? Ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüsste, dass er wirklich Augen hat.“
Vivian warf ihm lediglich einen bösen Blick zu, tätschelte Tuco noch einmal und verschwand.
„Okay, Tuco, dann werden wir jetzt wohl oder übel miteinander auskommen müssen, oder?“ Obwohl ihm nicht ganz wohl dabei war, streckte Dale die Hand aus und winkte den Hund zu sich. „Komm mal her, dann traue ich mich auch und streichle dich.“
Tuco hob sein Hinterteil vom Boden und trottete langsam um den Schreibtisch herum. Dabei hätte er seinen Kopf problemlos auf der Tischplatte ablegen können. Dale versuchte, so gelassen wie möglich zu wirken und legte die Hand vorsichtig auf den großen Schädel. Tuco schnaufte zufrieden und setzte sich wieder auf seine vier Buchstaben.
Ermutigt weitete Dale seine Streicheleinheiten aus und ertappte sich dabei, wie er sich darüber freute, dass Tuco begann, mit dem Schwanz zu wedeln. Er verstand nicht viel von Hunden, wertete es aber als gutes Zeichen.
Er griff nach einem Stift und notierte auf dem nächstbesten Block, dass er ein Buch über Hunde besorgen wollte. Er sah auf den Hund hinab und strich vorsichtig das Fell von den Augen. Tuco hatte große, warme Augen und sah so wesentlich weniger bedrohlich aus.
„Sag mal, mein Großer, was hältst du davon, wenn ich dir hier ein bisschen das Fell stutze?“ Er griff nach der Schere, die in seinem kleinen Becher mit Büromaterialien stand und zeigte sie Tuco. Dieser schnüffelte kurz
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