Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
anderen
Internet-Seite. Wieder nichts. Das durfte doch nicht wahr sein!
Keine Verbindung! Dabei warteten doch schon ihre Freundinnen
im Forum auf sie. Anna liebte den schwarzen Humor und die
Slapstick-Szenen in der US-Serie Ally McBeal. Die ersten drei
Staffeln hatte sie bereits über das Internet bestellt und schaute
die Folgen immer wieder an. Im Forum wurde über den weiteren
Verlauf der Folgen spekuliert, über die Outfits der
Schauspielerinnen gelästert und natürlich von den
gutaussehenden Männern geträumt. Ihre Einträge spickte sie
immer mit kleinen hüpfenden, klatschenden, lachenden,
weinenden, schlafenden oder anderen gelben, roten oder blauen
Gesichtern. In diesem Augenblick würde sie ein puterrotes
Smiley wählen, das zornig die Zunge herausstreckte. Die Frau
raufte sich die Haare und versuchte es wieder. Und wieder.
„Verdammt nochmal!“, fluchte Anna, stieß heftig den
kleinen Computer von sich und sprang auf. Sie brauchte ein Bad.
Während das heiße Wasser in die Wanne floss, ließ sie ihren
Blick durch ihr Badezimmer streifen. Eigentlich war es das
typische Bad einer Mietswohnung, aber sie hatte es mit einem
blauen Netz an der Decke geschmückt, das sie mit kleinen und
großen Muscheln, vielen kleinen Kunststoff-Fischen und
getrockneten Seesternen dekoriert hatte, die ihr das Gefühl von
Südsee und Strand gaben, ohne jemals dort gewesen zu sein.
Das warme Wasser empfing sie liebevoll. Nach Lavendel
duftender Schaum umhüllte sie. Sie streckte die Beine aus, legte
ihren Kopf auf ein kleines Kissen und atmete tief durch.
Das Wasser entspannte sie. Die Sorgen fielen von ihr ab.
Ihr Atem ging tief und langsam. Schon fand sie sich an einem
Strand mit großen Palmen wieder. Wohlig ließ sie diese
Vorstellung wie eine Welle durch ihren Körper ziehen. Sie lag
im flachen Wasser, grub ihre Zehen in den Sand und spielte mit
den Wellen. Dicht neben ihr lag ein Mann, der sich über sie
beugte, um sie zu küssen. Ping!
Ping!
Ping! Ping! Ping!
Die Verbindung war wieder hergestellt.
Ping! Ping! Ping! Ping!
Neue Nachrichten trafen ein. Ausgerechnet jetzt!
Ping! Ping!
Sie weigerte sich die Augen zu öffnen. Doch das
Badewasser war kalt, der Mann verschwunden. Rasch trocknete
sie sich ab, zog ihren Morgenmantel über und lief zum Laptop.
Im Internet nannte sie sich
Lara Croft
.
***
Olaf versüßte sich das Warten mit einer Zigarette.
Draußen, vor dem Café. Damit war er überhaupt nicht
einverstanden und regte sich regelmäßig über das neue
Rauchverbot auf. Für ihn gab es nichts Besseres als seine
Zigaretten - außer Frauen natürlich. Eine nach der anderen. Dass
die Glimmstängel seine Gesundheit ruinierten, ignorierte er. Mit
einer Kippe im Mundwinkel wirkte er cool rechnete sich beim
schönen Geschlecht noch größere Chancen aus.
Heute hatte er ein Date mit
Lara Croft
. Genauer gesagt
nannte sie sich im Internet
Lara Croft
. Hoffentlich würde sie
auch genau wie auf ihrem Foto aussehen! Er hatte ihren
Steckbrief, der ihn erst richtig scharf gemacht hatte, noch vor
Augen:
Mein Traummann ist … sexy (breite Schultern, schmale
Hüften, schöne Augen).
Ich bin morgens … müde (bin nachts zu lange im Netz
unterwegs).
Ich tanze am liebsten zu … Depeche Mode, wenn ich mal
ausgehe.
Meine drei Dinge für eine zweisame Insel sind ... gutes
Essen (s. u.), Champagner, Kondome.
Ich koche am liebsten ... gar nicht.
Ich werde am liebsten geweckt … von einem Mann.
Meine Nase freut sich über ... teures Parfum.
Beim ersten Rendezvous werden wir … uns amüsieren
(kommt auf dich an).
Schwach werde ich bei ... starken Männern.
So hatte sie sich auf der Singleseite präsentiert. Und ich
bin ein starker Mann und werde mich mit ihr amüsieren, dachte
er, während er sich eine neue Zigarette anzündete.
In Gedanken versunken, stopfte er seinen Pullover tiefer
in die Hose, als er eine Frau entdeckte, die sich förmlich an die
Außenwand des Gebäudes quetschte und durchs Fenster ins Café
blickte. Na, wenn das nicht sein Date war! Er ging zu ihr.
„Willst du auch eine?“
Er hielt ihr die Schachtel hin.
„Nein, danke. Ich rauche nicht.“
Sie drehte sich um.
„Hallo. Bist du
Lara Croft
?“, sprach er sie nochmals an.
Keine Antwort. Warum Frauen auch immer so schüchtern
sind! Also würde wieder er den Anfang machen müssen.
„Warum gehen wir nicht hinein? Seit zwanzig Minuten warte ich
auf dich! Ich bin übrigens
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