Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
Olaf.“
„Ja, du kannst mich
Lara Croft
nennen.“
Nicht schlecht das Püppchen. Nettes Kleid und eine gute
Figur. Sein fachmännischer Blick erkannte auf Anhieb den
wohlproportionierten Körper. Die könnte ich auf der Stelle
vernaschen. Er leckte sich die Lippen, während er die Kippe auf
dem Boden austrat und ihr ins Café folgte. Das
Zeitlos
war nach
seinem Geschmack, genau wie die Frau in Blau mit den
schillernden braunen Augen, die sich ihm gegenüber setzte. Nur
etwas gesprächiger könnte sie sein. Vielleicht wollte sie ja
schnell zur Sache kommen. Aber ein wenig Smalltalk musste
schon sein, um sich gegenseitig anzuheizen. „Du siehst genau
aus wie auf dem Foto.“ Er trank sein kühles Bier zügig, sie hatte
ihre Cola noch nicht angerührt.
„Du nicht.“
Gut, er hatte ihr nicht sein Originalfoto geschickt. Aber
musste sie sich deshalb so anstellen? Jetzt war wohl Ehrlichkeit
angesagt.
„Das mit dem Foto ist doch üblich im Netz. Ich war
richtig verwundert, dass deines echt ist“, erklärte er ihr. „Du
siehst übrigens gut aus!“ Komplimente zogen immer. Er beugte
sich vor, schaute in die dunklen Augen und strich sich seinen
Oberlippenbart glatt.
„Entschuldige mich kurz“, flüsterte sie und unterbrach das
Schweigen, das anstelle des Rauchs in der Luft lag. Die Frau
nahm ihre Handtasche und fragte die Kellnerin nach dem Weg
zur Toilette. Olaf beobachtete ihren Gang dorthin nicht ohne
Genugtuung. Er hoffte, sie würde sich für ihn frisch machen.
Als sie zurückkam, wirkte sie entschlossen. „Du, es tut
mir leid, aber ich muss los, hab heute noch etwas anderes vor.
Meine Zeit ist zu kostbar für unehrliche Typen wie dich.“ Sexy
warf sie ihr langes dunkles Haar über die rechte Schulter. Olaf
starrte sie mit offenem Mund an. Das war ihm noch nie passiert.
Okay, das eine Mal war eine Frau kurz vor seiner Haustüre
Zigaretten holen gegangen und nicht wieder gekommen, gestand
er sich ein. Aber ein Mal war kein Mal.
Die Schöne schnappte sich ihre Jacke und verließ hektisch
das Lokal. Jetzt musste er auch noch ihre Cola bezahlen. Auf
diese unerwartete Wendung des Abends genehmigte Olaf sich
erst einmal einen doppelten Schnaps und lud zwei junge Frauen
vom Nebentisch zu sich ein.
Auf ihrem Rückweg war die dunkelhaarige Frau so in
Gedanken versunken, dass sie ihren heimlichen Beobachter nicht
bemerkte.
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8
Auf dem schmalen Weg, der zur Eingangstür des
Reihenhauses führte, lagen die bunten Blätter unseres
Nussbaums. Ich trat einige mit den Füßen vor mir her. Am
liebsten wäre ich umgekehrt, hätte auf das Mittagessen
verzichtet. Mir war noch flau im Magen von der gestrigen Party.
Peinlicher ging es nicht …
Hoppla, was war denn das? Beinahe wäre ich über einen
Koffer gestolpert, der vor der Haustür stand. Was war hier los?
Zog mein Vater endlich aus? Neugierig klingelte ich. Meine
Mutter öffnete mir die Tür.
„Lena, gut, dass du kommst.“
„Mama … Jan … Jan hat Schluss gemacht“, hörte ich
mich sagen, obwohl ich dies eigentlich für mich behalten wollte.
„Sei froh, dass du den los bist. Du verdienst einen
besseren Mann als diesen Fotografen. Der ist nicht einmal
festangestellt!“
Irgendetwas passte nicht ins Bild. Der kurze Rock meiner
Mutter war am unteren Rande der Geschmacklosigkeit. Sie trug
ihre großen goldenen Ohrringe und ein Make-up, als würde sie
ausgehen. Jetzt erst fiel mein Blick auf einige Taschen und
Beutel, die im Flur standen. „Lena, hilfst du mir bitte mit dem
Gepäck!“
Sie
ging?
Ein Taxi hielt vor unserem Haus. Der Fahrer belud den
Kofferraum. „Hier ist die neue Telefonnummer. Melde dich,
wenn du was brauchen solltest.“ Mit diesen Worten drückte sie
mir einen Zettel in die Hand, einen klebrigen Kuss auf meine
Wange und stieg ein.
„Komm so schnell du kannst! Ich brauche dich, Lena!“
Die Worte meines Vaters am Telefon sausten noch in
meinem Ohr. Vielleicht sollte ich einfach wieder verschwinden
…
Mama hatte sich zwar schon immer mit Liebhabern
getroffen, aber sie war immer da gewesen. Vor allem nachts,
wenn Albträume mich nicht hatten schlafen lassen. Dazu die
Angst zu ersticken … Probleme in der Schule. Neunte Klasse …
Ich saß allein hinten im Klassenraum, als ich meine Mitschüler
tuscheln hörte.
„Fragen Sie doch mal die Lena!“
Die Lehrerin kam auf mich zu und baute sich vor mir auf.
„Wo hast du ihn versteckt?“ Ich schaute
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