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Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Titel: Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia M. Dölger
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wie in einem
schlechten Film zu, wie sie meine braune Ledertasche über dem
Tisch ausschüttete …
    „Das war ich nicht. Sie müssen mir glauben“, flüsterte
ich. Sie hielt mir den nagelneuen, knallroten Sony-Walkman von
unserem Klassenstreber Sebastian unter die Nase. Alle lachten
und zeigten mit dem Finger auf mich.
    „Die Lena hat geklaut.“ …
     
    Ihren Gesichtsausdruck sah ich heute noch vor mir, als
wäre es gestern gewesen …
     
    Ich musste zum Direktor. Nachsitzen. Zwei Wochen ging
ich einfach nicht zur Schule. Als Mutter merkte, dass ich kein
Bauchweh hatte, landete ich bei einem fremden Arzt.
    „Erzähl mir mal, was genau passiert ist!“, sagte er und
guckte mich von oben herab an. Ich saß im Schaukelstuhl, und er
bohrte in meinem Gedächtnis. „Lena, du musst dich doch
erinnern!“
    Ich wollte aber gar nicht. Es tat zu weh. Lieber wollte ich
mit meinem Kaninchen spielen. Außerdem ging es ihn nichts an.
Mama saß hinter mir und hörte genau zu.
    Die Probleme wurden größer. Sie riefen mich
„Bohnenstange“, „Mauerblümchen“ und „Diebin“. Diebin, das
war das Schlimmste.
    Nachts bekam ich keine Luft, hatte Angst zu ersticken. Ich
hielt die Augen so lange offen, bis sie brannten und juckten. Also
sah ich mich einer anderen Psychologin gegenüber, die in
meiner Kindheit kramte wie in einer Schublade voller
Krimskrams.
    „Jetzt hören Sie mal, was für eine Unverschämtheit! Lena
hatte es immer gut bei uns. Wir sind eine Familie wie aus dem
Bilderbuch. Es hat ihr an nichts gefehlt. Mein Mann und ich
waren immer für sie da! Ihre Probleme müssen eine andere
Ursache haben. Wenn Sie mich fragen, liest Lena zu viele
Romane und lebt in einer Fantasiewelt! Kein Wunder, dass sie
nicht schlafen kann.“
    Die Ärztin war wohl anderer Meinung als Mama. Es
wurde eine neue Spezialistin für mich gesucht. Diesmal ging ich
alleine hing, erzählte der Ärztin von meinen Albträumen und
meiner Erstickungsangst. Es war eine eiskalte Schreckschraube
mit ihren riesigen Augen und der hässlichen Brille. Für sie war
ich ein hoffnungsloser Fall.
    „Lena, du musst rein in die Angst! Wenn du weißt, was
dir Angst macht, suche diese Situationen. Du musst die Angst
zulassen!“ …
     
    Seit meinem achtzehnten Geburtstag hatte ich keine
solche Praxis mehr von innen gesehen. Stattdessen entwickelte
ich meine eigene Überlebensstrategie. Nach wie vor hockte ich
übrigens vor unserer Eingangstür. Irgendwie konnte ich mich zu
gar nichts aufraffen.
    „Meine kleine Prinzessin. Schön, dass du gekommen
bist!“
    Mein Vater zog mich an sich und riss mich mit einem
Kuss auf den Mund aus der Vergangenheit. Er roch nach Wein,
wirkte aber einigermaßen gefasst.
    „Papa, du kannst mich wieder loslassen.“
    „Es ist so schön, dich zu sehen, Lena! Die Mama ist weg.
Endgültig.“ Jetzt weinte er doch noch. Wir gingen ins Haus und
setzten uns in die Küche. „Ich ... ich schlag uns ein paar Eier in
die Pfanne. Brot ... müsste noch … da sein.“
    Während ich aufräumte, jammerte mein Vater mir die
Ohren voll, als sei die Welt untergegangen. Die Firma kündigte
ihm und Mutter gab ihm den Laufpass.
    Es war fast wie früher …
     
    Mama schimpfte mit Papa: „Alfred, wie konntest du nur?
Schon wieder. Mir reicht es mit dir. Ich kann mich nicht auf dich
verlassen.“
    „Pst, nicht vor dem Kind!“
    Mama und Papa stritten schon wieder. Armer Papa.
Mama konnte ganz schön böse sein. Papa saß am Küchentisch.
Ich kuschelte mich auf seinen Schoß. Er roch nicht gut. „Ich
habe doch nur ein paar Bierchen getrunken. Reg dich nicht so
auf, Louise.“ Mamas Augen wurden immer größer. Sie haute
ihm ins Gesicht und lief weg. Plötzlich fiel die Eingangstür mit
einem riesigen Krach ins Schloss. Papa weinte und redete auf
mich ein. „Meine kleine Prinzessin, wir kriegen das alles wieder
hin. Wir müssen nur zusammenhalten. Hörst du, Lena! Du darfst
mich nie alleine lassen. Niemals. Versprichst du mir das?“
    „Ja, Papa. Ich hab dich lieb.“ Mit meinen kleinen
Händen strich ich über sein Gesicht …
     
    Wir aßen Spiegeleier. Mein Vater schwieg. Er sah bis auf
die verweinten Augen gut aus. Groß war er noch nie gewesen,
aber er besaß schon immer sanfte Gesichtszüge, bis auf das
markante Kinn, das ich von ihm geerbt hatte - genau wie die
blonden Locken. Seine wurden allmählich grau.
     
    ***
     
    Die Tage wurden kürzer und kälter. Anna alias
Lara

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