Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
es aber
nicht aus …
So schlecht hatte er gar nicht ausgesehen, erinnerte ich
mich, als ich die letzten Bissen des Brötchens in die köstliche
Suppe tunkte …
Endlich war ich mit Mutter allein. Mein Blick blieb an
den schönen Möbeln kleben. Sie waren zwar etwas dunkel für
meinen Geschmack, jedoch bestimmt sehr teuer. Fotos fehlten.
Ob Mutter das Haus bezahlt hatte? Insgeheim freute ich mich
auf den Moment, an dem ihr Erbe aufgebraucht wäre und sie
arbeiten müsste - wie andere Menschen auch ...
„Wohne ich hier nicht schön?“, brach Mutter strahlend
die unangenehme Stille im Raum. Ich wünschte mir wirklich,
mich mit ihr freuen zu können. Aber dazu stand zu viel zwischen
uns.
„Was macht Sebastian eigentlich heute beruflich?“,
fragte ich sie, nur um irgendetwas zu sagen.
„Weißt du das nicht? Er hat doch BWL studiert und
arbeitet jetzt bei Siemens. Er hat was aus sich gemacht, Lena“,
und ist nicht so eine Bohnenstange, wie du, vervollständigte ich
den Satz für sie. Jetzt fing sie mit ihrer alten Leier an. Damit
hörte sie so schnell nicht wieder auf. Gleich würde sie mich
abermals an mein abgebrochenes Studium erinnern. Um ihr
zuvorzukommen, bat ich sie rasch um etwas Geld für meinen
Urlaub. Ohne Kommentar drückte sie mir zwei Hunderter, für
die ich viele Stunden hart arbeiten müsste, in die Hand, und
fragte glücklicherweise gar nicht erst, was ich vorhatte ...
Jetzt aber zurück zu deinen Plänen. Lena, konzentriere
dich! Ich warf einen Blick auf die gähnende Leere meiner Liste
und notierte in Gedanken.
Erstens würde ich mir kein Geld mehr bei Mutter holen.
Natürlich lieh sie es mir nur, aber wann ich in der Lage sein
würde, es ihr zurückzuzahlen, stand in den Sternen.
Zweitens musste ich mich dringend um Papa kümmern.
Diesen Sebastian würde ich nicht erwähnen. Ändern ließen sich
die Tatsachen zwar nicht, aber er musste es nicht von mir
erfahren.
Und drittens war Jan dran. Rache war bekanntlich süß und
heilsam! Ich würde ihm von meiner heißen Nacht mit dem tollen
Typen erzählen.
„Der Neue ist übrigens viel besser, als du es je warst. Die
Orgasmen mit dir habe ich nur vorgetäuscht“, würde ich ihm
sagen. Mitten ins Gesicht. Ja, das würde ihn in seinem
männlichen Stolz treffen. Ich sah ihn schon zerknirscht vor mir.
Es musste richtig wehtun!
Ich würde natürlich ganz cool sein, ihn wegen der Kartons
anrufen, die noch im Keller standen, ihn um ein abschließendes
Gespräch bitten, das er mir schuldig sei. Der richtige Tonfall
durfte nicht fehlen. Jan sollte sich bloß nicht einbilden, er hätte
mir das Herz gebrochen! Dem würde ich es heimzahlen.
Frisch gestärkt malte ich mir die Situation in schillernden
Farben aus.
Mit diesen erfrischenden Vorsätzen fiel mir der Rückweg
nach Konstanz besonders leicht.
Die Gelegenheit, den dritten Punkt meines Plans in die
Tat umzusetzen, bekam ich schneller, als mir lieb war. Am
Montagmorgen packte ich gerade meinen kleinen Koffer aus, als
das Telefon klingelte.
„Anders.“
„Hallo Lena. Ich bin‘ s.“
„Hallo.“
Stille.
„Das, was letztens auf der Party passiert ist, das wollte ich
nicht.“ Jans Stimme klang angenehm. Jetzt würde er sich bei mir
entschuldigen, auf den Knien angekrochen kommen und betteln,
damit ich ihm verzieh! Aber nicht mit mir. Ich würde ihn
abblitzen lassen und mich an seinem Unglück ergötzen. Jawohl!
„Ich hätte dich nie auf so einer Party vermutet. Dazu
hattest du doch immer zu viel Angst.“
„Du hast deine Kartons vergessen.“
„Na, ja wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich dir
vorher von meiner Neuen erzählt.“
Hatte ich richtig gehört?
„Es hat mich einfach erwischt. Sie ist eins meiner
Foto-Models. Ich wusste nicht, wie ich dir das sagen sollte.“
„Ich schick dir dein Zeug mit der Post.“ Die rot markierte
Taste drückte sich wie von selbst. Dann fand mein Finger
automatisch die grüne und wählte „... 4756.“
Freizeichen.
„Dr. Schön-Ling. Sie sprechen mit Frau Bitter. Was kann
ich für Sie tun?“, antwortete eine freundliche Stimme am
anderen Ende der Leitung.
„Mein Name ist Lena Anders. Ich hätte gerne einen
Termin.“
„Wollen Sie sich beraten lassen?“, fragte Frau Bitter.
„Ja.“
„Beratungstermine sind immer abends zwischen 17 und
18 Uhr. Mal sehen, wann noch etwas frei ist.“ Sie schien in ihren
Unterlagen zu blättern.
„Ich kann Ihnen Dienstag,
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