Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
anderen andrehen.
So haben wir nicht gewettet. Das war‘s mit uns! Ich will dich nie
wieder sehen!“
Er knallte die Tür hinter sich zu.
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38
Mein Anrufbeantworter blinkte nicht. Wir hätten eine
schöne Familie sein können. Es war doch sein Kind! Hätte ich
doch nie ...! Ich musste mit jemandem reden. Thilo! Vielleicht
konnte er mir helfen.
Heftig trat ich in die Pedale auf dem Weg zu Thilo ins
Stadtteil Paradies. Sind das nicht Thilo und Niklas auf dem
Spielplatz? Wer ist denn die hübsche Frau, die mit Niklas spielt?
Thilos neue Freundin? Sie wirkten so vertraut miteinander. Und
gerade jetzt hätte ich ihn so dringend gebraucht. Allein.
***
„Hallo Thilo!“, begrüßte ihn Lenas Vater, als er vom
Spielplatz zurückkam.
„Hallo Alfred, was macht der Garten?“, fragte er
freundlich und freute sich ehrlich, Lenas Vater zu sehen.
„So langsam wird es wärmer. Wenn der Boden wieder
aufgetaut ist, beginne ich mit dem Umgraben.“
„Sieht wirklich schon viel besser aus.“
Alfred arbeitete inzwischen zweimal die Woche im
Garten. Ab und zu trafen sich Thea und Lenas Vater abends und
spielten Karten. Thilos Mutter passte sehr auf, dass Alfred keine
alkoholischen Getränke zu sich nahm. In letzter Zeit häuften sich
diese Treffen. Seitdem nörgelte seine Mutter wenigstens nicht
mehr so an ihm herum.
„Hallo“, begrüßte er seine Mutter, die hinter dem Herd
stand.
„Hallo Thilo, wie war es denn heute zu dritt?“
„Ganz okay.“
„Wird das wieder was mit dir und Esther, jetzt, wo sie
zurück ist?“ Thilo zuckte mit den Schultern. Woher sollte er das
wissen? „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“ Sie schüttelte
ihren tadellos frisierten Kopf. Gemeinsam bereiteten sie das
Mittagessen zu. Es gab Niklas` Lieblingsessen: Schnitzel mit
Pommes und Salat. „Andererseits weißt du, dass Niklas eine
Mutter braucht“. Sie blickte ihn ernst an. Thilo konzentrierte sich
auf das Waschen des Salats. Gewissenhaft drehte er die gelben
und grünen Blätter um und suchte nach braunen Stellen und
Ungeziefer.
***
Paul packte seine Koffer. Sein Honorar würde in den
nächsten Tagen auf dem Konto eingehen. Sein Job in diesem
furchtbaren Hochhaus war erledigt. Das Online-Magazin wollte
nicht nur seinen Artikel veröffentlichen; sie hatten ihm auch
weitere Aufträge erteilt.
Er hatte es geschafft! Francesca würde endlich stolz auf
ihn sein. Vielleicht sogar sein Dad. Zumindest würde er bald sein
eigenes Geld verdienen. Dann würde Francesca ihren Mann
verlassen.
Trotz dieser guten Nachrichten litt er seit Tagen unter
Appetitlosigkeit und Sodbrennen. Er hatte Lena zwar von einer
Reportage erzählt, aber verschwiegen, was sich wirklich dahinter
verbarg. Er betrachtete den Ausdruck aus dem Internet. Wirklich
gelungen. Aber ob Lena das auch so sah? Zweifel konnte er sich
nicht erlauben. Er nahm seinen Koffer und ging.
Die Kartons würde ein Umzugsunternehmen abholen.
***
Der erste März stand vor der Tür. Mein Geburtstag. Ich
war todunglücklich. Daniel hatte sich seit drei Wochen nicht
mehr gemeldet. Thilo, Melissa und der Rest der Gruppe würden
vorbeikommen. Feiern. Wahrscheinlich werde ich allen absagen,
dachte ich, als es heftig an der Tür klingelte!
Daniel!
So spät am Abend? Ich lag bereits auf dem Bett und
wollte allein sein, um in meinem Selbstmitleid zu ertrinken. Ich
hatte es nicht anders verdient.
Die Türklingel drohte zu explodieren. Vielleicht war
etwas passiert! Ich schlurfte zur Tür, schaute durch den Spion
und traute meinen Augen nicht. Sah nochmal hin. Sie stand
immer noch da. Ausgerechnet die! Mutter sah sehr aufgelöst aus.
Papa? Ein Rückfall? Furchtbares ahnend, öffnete ich die Tür.
Vielleicht wollte sie sich entschuldigen und mir zum
Geburtstag gratulieren. Nein, eher würde es im Sommer
schneien.
„Anna-Lena, ich habe es schon immer gewusst …“ Sie
wedelte mit einem gefalteten Papier vor meiner Nase herum. „…
Warum hast du mir das angetan? Wie stehen wir denn jetzt da?
Kannst du mir das vielleicht erklären?“ Ihre Stimme musste im
ganzen Haus zu hören sein.
„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Komm doch
erst einmal herein.“
Schnell schloss ich die Tür hinter ihr und lehnte mich
erschöpft an die Wand. Es musste ja nicht alle Nachbarn
eingeweiht werden.
„Lena, was habe ich dir eigentlich getan, dass du uns so in
der Öffentlichkeit
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