Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
Vom Netzwerk:
Der Stalker blieb stehen und lauschte. Es klang wie herabfallender Putz. Als wäre jemand, der sich im Dunkel der Gänge versteckte, aus Versehen gegen die marode Wand gestoßen. Jemand, der zumindest vorläufig nicht die Absicht hatte, seine Anwesenheit zu verraten …
    Gleb war mulmig zumute. Er drängte sich näher an seinen Vater heran, doch Taran bedeutete ihm, bei Gennadi zu bleiben, und verschwand plötzlich lautlos in der Dunkelheit. Der Junge wollte hinterher, doch der Mutant hielt ihn an der Schulter zurück.
    Minuten angespannten Wartens dehnten sich zur Ewigkeit. Dann tauchte der Stalker ebenso lautlos und plötzlich wieder auf und schüttelte den Kopf. Doch ein falscher Alarm? Gleb wurde das Gefühl nicht los, dass noch jemand in der Nähe war. Jemand, der die ungebetenen Gäste schon lange beobachtete und sich über ihre fruchtlose Suche nach den hiesigen Bewohnern köstlich amüsierte.
    Während die Kundschafter durch die endlosen Gänge irrten, knisterte immer wieder das Dosimeter und zeigte erhöhte radioaktive Strahlung an. Dann ging Dym voraus, sondierte die Lage und holte die anderen nach.
    Der ermüdende Streifzug endete in einem zweiten Bunker, der wesentlich größer als der erste war und über mehr Räume verfügte. Der Funkraum und eine benachbarte Kammer sahen bewohnt aus. Eine frische Feuerstelle neben dem Rauchabzug, eine Pfanne mit undefinierbaren Essensresten – halb verkohlten, glibberigen Klumpen, ein Klappmesser, dessen Klinge praktisch bis zum Rücken abgeschliffen war, ein rußiger Wasserkessel auf einem alten Kanonenofen, ein Becher mit Resten eines aromatischen Gebräus …
    Dym nahm eine Schüssel mit Teekrümeln, die daneben stand, schüttete sich eine Prise in die Hand, zerrieb sie zwischen den Fingern, roch daran und rümpfte die Nase.
    »Ich tippe mal auf Moos. Riecht irgendwie nach Torf, das Zeug. Na ja, in der Not frisst der Teufel Fliegen …«
    »Ich habe die Sendestation gefunden«, meldete Taran aus dem Nachbarraum.
    Gennadi und Gleb eilten hinüber, um mit eigenen Augen zu sehen, von wo aus der unbekannte Soldat der Raketendivision seine Funksprüche abgesetzt hatte.
    Auf dem Tisch mit der Sendeapparatur lag aller möglicher Kram herum: vergilbte Papiere, geöffnete Umschläge, ein Handbuch mit Entschlüsselungscodes, Tabellen mit Rufzeichen und eine Weltkarte, die mit schnörkeligen Markierungen übersät war.
    »Mich würde interessieren, was dieser Labersack abzuschießen gedenkt. Etwa gebratene Schnecken?« Dym kratzte sich mit seiner riesigen Pranke am Hinterkopf. »Vielleicht wird der Funkspruch automatisch übertragen?«
    »Das glaube ich kaum.« Taran leuchtete mit der Lampe auf einen staubigen Tischgenerator mit Handkurbelantrieb. »Damit die Funkstation funktioniert, muss jemand immer wieder den Akku aufladen.«
    »Klingt logisch. Dann warten wir hier, bis dieser Jemand auftaucht?«
    Das Warten erübrigte sich. Als Gleb die Schüsse krachen hörte, begriff er nicht sofort, dass aus dem Gang gefeuert wurde. Funken sprühten, als einige Kugeln an den Metallregalen abprallten. Eine davon schlug in einem Gerät der Relaisstation ein. Die Scheibe der Instrumententafel zersprang in tausend Scherben.
    Noch ehe Taran ein Kommando gab, warf sich Gleb auf den Boden und rollte unter den Tisch, um den Erwachsenen nicht im Weg zu stehen. Dym hatte einen Treffer abbekommen. Er hielt sich fluchtend den Oberarm, rumste mit Karacho gegen einen Schrank, und noch während er zu Boden ging, gab er mit dem Fuß der Tür einen Schubs.
    Der Angreifer hatte nun keinen Überblick mehr und zögerte kurz. Diesen Augenblick nutzte Taran, um eine lange Salve abzufeuern. Die Geschosse durchschlugen die Holztür und flogen in den Korridor. Doch der Aggressor ließ sich nicht abschrecken und schoss zurück, diesmal allerdings ungezielt.
    Aus seiner Position konnte Gleb beobachten, wie sein Vater tonlos die Lippen bewegte. Anscheinend zählte er die feindlichen Schüsse ab. Hatte er die Waffe des Angreifers gesehen oder sie womöglich am Klang erkannt?
    Der Stalker hörte plötzlich zu zählen auf, stürmte zur Tür, rammte sie mit der Schulter auf und eröffnete gleichzeitig das Feuer. Das Getacker des Sturmgewehrs hallte durch den Gang. Irgendetwas Schweres fiel mit Getöse um – wahrscheinlich der Kanonenofen.
    Gennadi hatte sich wieder aufgerappelt und suchte fieberhaft nach seiner Waffe, die ihm entglitten war.
    Das Gewehrfeuer hörte kurz darauf auf. Durch die Löcher in der

Weitere Kostenlose Bücher