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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Gespräch zu beginnen. Er wechselte nur die Sitzposition, indem er sich mit dem Ellbogen an der rauen Betonwand abstützte.
    »Ach lass ihn … Werfen wir lieber noch mal einen Blick in den Kontrollraum, um sicherzugehen, dass von hier aus nie wieder eine Rakete abheben wird.« Taran stand auf und zwinkerte unbemerkt seinem Stiefsohn zu. »Gleb, du passt auf den Onkel hier auf. Wenn er Dummheiten macht, schießt du ihn über den Haufen.«
    Der Junge wartete ab, bis die Stalker draußen waren, dann holte er ein köstlich duftendes Proviantbündel aus seinem Rucksack. Er schnitt das Dörrfleisch säuberlich in Scheiben und begann in aller Ruhe zu kauen.
    Der Gefangene schaute mit gequältem Gesichtsausdruck dabei zu, wie Scheibe um Scheibe vom Tuch verschwand. Als der Junge seinen hungrigen Blick bemerkte, schob er die Delikatesse näher zu ihm.
    »Bedienen Sie sich.«
    Der Offizier ließ sich das nicht zweimal sagen, nahm ein Stück und verputzte es gierig.
    Sich von Feldmäusen und Schnecken ernähren zu müssen – so etwas wünscht man nicht einmal seinem schlimmsten Feind.
    »Nehmen Sie ruhig noch! Es ist genug da.«
    Während der Junge beobachtete, wie der Mann das Fleisch, fast ohne zu kauen, hinunterschlang, fasste er sich ein Herz, es doch noch mal mit einer Unterhaltung zu versuchen.
    »Ich heiße Gleb. Aber das wissen Sie ja schon.«
    Die Offizier hielt für einen Augenblick inne.
    »Nikolai … Mesenzew«, murmelte er widerstrebend in seinen Bart.
    Dem Jungen schien es der richtige Zeitpunkt, in die Offensive zu gehen.
    »Sie leben alleine hier?«, fragte er wie beiläufig.
    »Was heißt hier leben?« Der Gefangene rang sich zum ersten Mal so etwas wie ein Lächeln ab. »Ich tue hier Dienst, mein Sohn. Nach dem Tod des Divisionskommandeurs habe ich seine Pflichten übernommen. Und bis jetzt hat mich noch niemand davon entbunden. Was ihr am Standort einer geheimen Einheit verloren habt, wird noch zu klären sein! In Kriegszeiten steht darauf …«
    »In Kriegszeiten?!«, fiel ihm Taran ins Wort, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. »Und gegen wen, bitte schön, führst du hier Krieg, Freundchen? Es ist über zwanzig Jahre her, dass die Leute wie die Fliegen gestorben sind, und dich juckt es immer noch in den Fingern, aufs Knöpfchen zu drücken?«
    »Zwanzig Jahre? Das kann nicht sein …« Die Verwunderung im Gesicht von Mesenzew schlug in Entrüstung um. »Warum werden keine Ersatztruppen geschickt? Ich versuche auf sämtlichen vorgesehenen Frequenzen, Kontakt zum Armeestab aufzunehmen, aber niemand antwortet mir!«
    »Was für ein verdammter Armeestab?! Komm zur Besinnung, Mann! Der Krieg ist längst vorbei!«
    Der Gefangene pendelte mit dem Oberkörper und glotzte auf den Boden.
    »Das kann nicht sein …«, stammelte er nach einiger Zeit mit brechender Stimme. »Wer hat denn dann … gesiegt?«
    »Die Frage ist falsch gestellt, Nikolai Dingsbumbsowitsch. Denn wenn Geisteskranke wie du aufs Knöpfchen drücken, gibt es nur Verlierer!« Der Stalker sah Mesenzew feindselig an. Seine Stimme war plötzlich wütend und laut geworden. »Niemand hat gesiegt, du armer Irrer! Weil niemand mehr da ist, der siegen könnte! Niemand, kapiert?!«
    Taran hatte den Gefangenen am Kragen gepackt und schien kurz davor, ihn an die Wand zu klatschen. Doch der völlig leere, abwesende Blick des Offiziers brachte ihn davon ab, und er ließ ihn wieder los.
    »Das ist nicht wahr … Völliger Unsinn … Kaspisk ist doch auch noch …«, plapperte Mesenzew und nickte fieberhaft mit dem Kopf, als wollte er sich selbst davon überzeugen, im Recht zu sein. »Ich muss die Einsatzbereitschaft der Raketen prüfen … Jawohl! Die Abschussvorrichtungen zwei und vier …«
    Wie von der Tarantel gestochen wetzte der Offizier in den Kontrollraum, schwang sich in einen durchgesessenen Bürostuhl, tippte auf vergilbten Tasten herum und starrte auf den leblosen, schwarzen Monitor. An den verrosteten, von Feuchtigkeit welligen Bedientableaus leuchtete kein einziges Lämpchen, doch Mesenzew hörte nicht auf, wie ein Besessener auf die Tasten einzuhacken.
    »Bei dem sind ein paar Schrauben locker«, diagnostizierte Dym mit einem Seitenblick durch die Tür. »Es geht mir nicht in den Kopf, wie er es geschafft hat, die Funkanlage in Gang zu bringen.«
    »Du kannst ja versuchen, es herauszufinden«, schlug der Stalker ohne großen Enthusiasmus vor.
    Während Gleb Nikolai Mesenzew bei seinen sinnlosen Verrichtungen beobachtete, versuchte er sich

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