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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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das Ziel seiner Verfolgungsjagd, sondern auch sein einziger Rettungsanker. Eine andere Möglichkeit, in die unterirdische Stadt zurückzukehren, sah er nicht.
    Der Banditenchef war so in Gedanken, dass ihn der Sturm überraschte. Der Wind hatte sich gleichsam hinterrücks angeschlichen und wehte den Hünen beinahe um. Der Himmel öffnete seine Schleusen und schüttete einen dichten Flockenwirbel über die Erde aus. Das Wetter hatte urplötzlich umgeschlagen. Dicke Schneewolken verdunkelten den Himmel und tauchten die Umgebung in ein ultramarinblaues Dämmerlicht.
    Daher bemerkte Sungat auch nicht den riesigen schwarzen Schatten, der auf ihn herabgestürzt kam. Erst als er vom Boden abhob und seine Rippen wie in einem Schraubstock zusammengepresst wurden, begriff er, dass er in die Fänge eines geflügelten Raubtiers geraten war. Mit kräftigen Flügelschlägen schraubte sich die Bestie in die Lüfte und trug ihn mit sich fort.
    Verzweifelt versuchte der Steppenhund, sein Sturmgewehr zu fassen zu bekommen. Erbost durch das Gezappel der störrischen Beute, verstärkte der Mutant seinen brutalen Griff, und Sungat röchelte erstickt. Über sich sah er den grässlichen, mit einem mörderischen Schnabel bewehrten Kopf des Monsters, das mit seinen bösartigen schwarzen Adleraugen in die unten vorbeiziehenden Schluchten spähte.
    Mit verzweifelter Anstrengung riss sich der Steppenhund das Sturmgewehr von der Schulter, doch das war auch das Letzte, was er mitbekam. Abermals drückte die Bestie zu, und Sungat wurde vor Schmerzen schwarz vor Augen. Das Sturmgewehr rutschte ihm aus den entkräfteten Händen und verschwand trudelnd im Flockenwirbel, dann erlöste die Bewusstlosigkeit Sungat von seinen Leiden.
    Glebs Rücken schmerzte in der unbequemen Pose und seine Augen tränten vor Anstrengung. Trotzdem konnte der Junge sich nicht vom Bullauge losreißen. Das Kaspische Meer, das sich weit in die Ferne erstreckte, sah er schließlich zum ersten Mal. Der graue Eispanzer, der das Ufer säumte, endete nach etwa zwanzig Metern im offenen Wasser. Eine sanfte Brise kräuselte die Oberfläche, auf der sich die Strahlen der untergehenden Sonne spiegelten und eine glitzernde Illusion von heiler Welt erzeugten. Hinter der sicheren Panzerung der »Ameise« mutete die Erkundungsmission an der verwaisten Küste wie eine harmlose Ausflugsfahrt an.
    Nur Taran teilte die allgemeine Begeisterung nicht. Getrieben vom Knistern des Dosimeters dirigierte er den Raketentransporter immer weiter am Uferstreifen entlang, vorbei an zerfallenen Hütten, verlassenen Siedlungen und Geisterstädten, die durch den Dunstschleier an der Küste hindurchschimmerten. Immer weiter und weiter, bis vor dem Hintergrund eines fernen Bergmassivs die von Wind und Salz zermürbten, düsteren Fassaden der Stadt Kaspisk auftauchten.
    Aus dem Nebel, der über der Uferstraße lag, ragten rostige, von dickem Reif gefiederte Beleuchtungsmasten wie Bärenspieße heraus. Fragmente von Blechdächern, die der Wind von den Häusern gerissen hatte, hingen im Geäst entlaubter Baumriesen, die den Einzug der unerwarteten Gäste stumm verfolgten. Gebettet auf ein Lager aus Moos und Steppengras und eingehüllt in eine Decke aus Schnee, schlief die Stadt einen ewigen Schlaf.
    »Sieht so aus, als hätte der Raketenfritze uns verarscht«, schimpfte Migalytsch aufgebracht. »So viele Städte hätten auf unserem Weg gelegen, aber wir mussten ja unbedingt diesen Wahnsinnsumweg fahren. Wenn wir Pech haben, ist das hier eine radioaktive Kloake wie alle anderen auch.«
    »Mesenzew hätte keinen Grund gehabt, uns anzulügen«, widersprach Taran. »Ich glaube ihm. Wahrscheinlich hat er in den Tagen nach der Katastrophe am Funk gesessen und mit Überlebenden gesprochen.«
    »Schon möglich. Aber sollte sich herausstellen, dass wir den ganzen Weg umsonst gemacht haben …« Der Mechaniker schüttelte resigniert den Kopf. »Was das allein an Sprit gekostet hat!«
    »Keine Sorge, Väterchen, es war nicht umsonst«, mischte sich Gennadi ein, der die Fassaden hinter den Bäumen mit dem Fernglas in Augenschein nahm. »Ich glaube, ich habe ein Licht gesehen. Ein Feuer oder eine Lampe …«
    Dyms Bemerkung klang so beiläufig, dass die Mannschaft ihre Bedeutung im ersten Moment gar nicht realisierte. Doch der kollektive Aussetzer währte nur kurz. Taran trat abrupt in die Eisen, und die anderen stürmten zu den Fenstern.
    »Wo?«, riefen sie wie aus einer Kehle.
    »Ich sehe es!«, kreischte Aurora und

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