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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Gasturbinentriebwerke für die zivile und militärische Luftfahrt konstruierte. Ein bedeutendes Forschungszentrum, das könnt ihr mir glauben. Ist übrigens hier ganz in der Nähe. Vielleicht steht ja noch was davon …«
    »Hast du deiner Frau zuliebe mit der Fliegerei aufgehört?«, fragte Taran ohne Umschweife.
    Der Alte schüttelte den Kopf.
    »Im Gegenteil! Wera hat mich eher wegen meines Berufs geliebt …« Aus der Gasmaske drang ein tiefer Seufzer. »Alles nur wegen dieser fatalen Bruchlandung … Ein halbes Jahr Krankenhaus, Medizinkommission und … Berufsunfähigkeit, zum Henker damit. Allein schon dieses idiotische Wort: Berufsunfähigkeit … Ein Wort wie ein Brandmal. So was muss man sich erst mal ausdenken!«
    Migalytsch machte eine wegwerfende Handbewegung und wollte nach seinem Tabak greifen. Als er sich an die Gasmaske erinnerte, fluchte er leise. Er blieb noch eine Weile unschlüssig stehen und gab sich seinen Erinnerungen hin, dann ging er ein paar Schritte auf das Flugzeug zu und legte den Kopf in den Nacken.
    »Ich würde so gern wieder in die Lüfte steigen. Wenigstens ein einziges Mal …« Seine von der Maske gedämpften Worte wurden vom Wind getragen. »Als ich damals die Pilotenuniform ausziehen musste, ist mir das Herz gebrochen. Und diese Wunde ist nie mehr verheilt.«
    Keiner traute sich, den in bitterer Melancholie versinkenden alten Mann zu trösten. Selbst Aurora, die sich einen Ruck zu geben schien, blieb dann doch lieber stehen. Die Sache war einfach zu persönlich.
    Auf dem gesamten Rückweg sagte Migalytsch kein Wort. Er kapselte sich ab in seiner eigenen Welt, die im Moment nur aus schmerzhaften Erinnerungen und unerfüllten Hoffnungen bestand. Er war so abwesend, dass er ums Haar in einen offenen Gulli gefallen wäre, wenn ihn Gennadi nicht im letzten Augenblick am Kragen gepackt hätte.
    Als hinter der Ecke eines demolierten Ladens die Silhouette der »Ameise« zum Vorschein kam, atmeten alle erleichtert auf. Was konnte es jetzt Schöneres geben, als sich in die wohlig warme Kajüte zu hocken und ein warmes Abendessen zu genießen? Ein wenig Ablenkung war auch bitter nötig, um die deprimierenden Bilder der toten Stadt aus dem Kopf zu bekommen.
    Doch die Ausflügler hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Sitting Bull ließ den Traum von einem leckeren Mahl in Rauch aufgehen. Während die Mannschaft sich durch Ruinen kämpfte, hatte er nicht einmal angefangen zu kochen, sondern hatte schlecht gelaunt in seiner Ecke gehockt und den Dreck unter seinen Nägeln inspiziert. Sein Glück, dass Taran sofort in die Kabine ging, um die neue Route festzulegen, sonst hätte der Faulpelz sich ohne Zweifel einen gepfefferten Anschiss eingehandelt.
    Zum Glück war auch noch Aurora da. Sie nutzte jede Gelegenheit, sich im heiklen Metier der Kochkunst zu üben, und machte sich bereitwillig ans Werk.
    Gegen Mitternacht steuerten Migalytsch und Taran die »Ameise« ans Ufer der Wolga und parkten sie dort. Erst jetzt fand Gleb den Mut, mit seinem Vater über etwas zu sprechen, was ihm schon länger unter den Nägeln brannte.
    »Dann erzähl mal, was du auf dem Herzen hast«, sagte Taran, kaum dass der Junge in der Kabine aufgetaucht war. »Ich sehe doch schon den ganzen Tag, dass dich irgendwas umtreibt.«
    Gleb nahm auf dem Rücksitz Platz und schloss die Lukenklappe hinter sich.
    »Ist dir denn gar nichts Merkwürdiges aufgefallen?«
    Der Stalker musterte seinen Stiefsohn.
    »Sprich weiter.«
    »Ich glaube, dass mit dem Fußgänger irgendwas nicht stimmt«, flüsterte Gleb. »Überleg doch mal. Was hatte er auf der Brücke verloren? Wollte er ins Industriegebiet? In den Qualm? Wozu? Und wo hätte er groß hinfallen sollen? Wie hat er es überhaupt geschafft, sich am Bein zu verletzen? Hast du gesehen, wie fit er in Rybinsk herumgesprungen ist? Und selbst wenn er sich vorher wehgetan hatte, warum ist er dann auf die Brücke gegangen? Das ist wohl der Ort, wo man in der ganzen Gegend am leichtesten auffällt! Dabei war er doch angeblich auf der Flucht …«
    Der Söldner schaute aus dem Fenster, vor dem schwerelose Schneeflocken im Licht der Scheinwerfer tanzten. Man sah ihm an, dass ihn der Monolog seines Stiefsohns nicht sonderlich beeindruckte.
    »Und dann noch das da …« Der Junge zog eine ratzeputz leer gegessene Konservendose hervor und stellte sie aufs Armaturenbrett. »Unter dem Reserverad im Aufenthaltsraum liegen ein paar davon herum. Unser Invalide maust Happahappa.

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