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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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die groß gewachsene Gestalt des Stalkers, der mit federndem Gang auf ihn zukam, und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.
    Als die beiden einander – Gasmaske an Gasmaske – gegenüberstanden und versuchten, sich durch die spiegelnden Scheiben in die Augen zu schauen, brach der Steppenhund als Erster das Schweigen.
    »Wie heißt du?«
    »Interessiert dich das wirklich?«
    »Nicht sonderlich«, erwiderte Sungat. »Aber wer ihr seid und wo ihr herkommt, wüsste ich schon ganz gern.«
    »Wir sind Touristen«, wich der Stalker aus. »Von weither …«
    Taran deutete mit dem Kopf nach hinten, was seine Angabe nicht wesentlich präziser machte. Der Fragesteller grinste ironisch, ließ es aber dabei bewenden.
    »Folgendes …« Zum ersten Mal während des ganzen Gesprächs schaute der Fremde in der Gegend umher. »Wir haben euch nicht hergebeten, stimmt’s? Stimmt. Aber wenn ihr schon mal da seid, könntet ihr wenigstens für die Durchfahrt bezahlen.«
    »Das ist aber nicht sehr gastfreundlich …«
    »Die Zeiten sind hart«, erwiderte Sungat achselzuckend. »Gott hat uns gelehrt, mit unseren Nächsten zu teilen. Brüderlich, sozusagen.«
    »Brüderlich, sagst du …« Auch Taran musterte sein Gegenüber äußerst aufmerksam, doch welches Spiel dieser Bandit spielte, war auf Anhieb schwer zu sagen. »Und wenn wir an einen anderen Gott glauben als ihr?«
    Eine Windböe peitschte aufgewirbelten Schnee gegen Tarans Anzug. Der Stalker kniff unwillkürlich die Augen zu, obwohl sie durch die Gasmaske geschützt waren.
    »Dafür sind Kugeln für alle gleich«, entgegnete Sungat leicht gereizt. »Blei verbindet besser als jede Religion.«
    »Was willst du für die Durchfahrt?«
    »Wie ich schon sagte, wir teilen brüderlich. Also fifty-fifty.« Der Bandit taxierte den angeschweißten Eisenbahntank. »Die Hälfte des Treibstoffs und der Munition. Bei den Lebensmitteln machen wir auch halbe-halbe. Und ein bisschen zu viel Kanonen hast du auf dem Dach. Ein rares Gut heutzutage, das musst du schon verstehen, Brüderchen.«
    »Ist das nicht ein bisschen viel?«
    »Nö. Genau richtig.«
    »Einverstanden«, stimmte der Stalker ohne Weiteres zu. »Wo sollen wir die Sachen hinbringen? Zeig mir den Weg.«
    »Was macht er da?! Warum hat er zugestimmt?!«
    Gleb erschrak, als ihm Aurora ihre Bedenken direkt ins Ohr schnatterte. Er strafte sie mit einem missbilligenden Blick und beugte sich wieder zum Lautsprecher, um nichts von der launigen Unterhaltung der beiden Anführer zu versäumen.
    »Das hat schon seine Richtigkeit. Es ist nur ein Spiel. Der Bandit hat mit einer ablehnenden Reaktion gerechnet. Jetzt muss er seine Karten aufdecken. Wenn er auf die Vereinbarung eingeht, gewinnen wir Zeit, um aus dem Hinterhalt rauszukommen. Wenn er weiter provoziert, wissen wir endgültig, dass er nur verhandelt hat, um sich die Bewaffnung der ›Ameise‹ aus der Nähe anzuschauen und die Kräfteverhältnisse auszuloten.«
    »Dann dürfen wir ihn auf keinen Fall gehen lassen!«
    »Ich denke, das sieht Taran genauso.«
    »Du spielst wohl gerne Spielchen, Alter?«, sagte schließlich Sungat. »Pass nur auf, dass du dich nicht verzockst …«
    »Mich schüchterst du nicht ein«, gab der Stalker zurück. »Na, hast du genug gesehen? Dann geh endlich aus dem Weg, du verhinderter Robin Hood.«
    Der Bandit reagierte erstaunlich kaltblütig. Seine Mimik verriet nicht die geringste Regung. Nur, dass er nicht mehr normal sprach, sondern wie eine Schlange zischte.
    »Dafür wirst du an deinem eigenen Blut ersticken!«
    »Das wird sich zeigen. Worauf wartest du? Ich halte dich nicht auf.«
    Während Taran dem abziehenden Sungat hinterherschaute, hob er plötzlich den Arm und ballte die Faust.
    Im selben Augenblick heulte der Dieselmotor auf, und der Raketentruck rollte los. Elektromotoren summten und hoben den riesigen Schneepflug an. Taran schlüpfte durch den schmalen Spalt, der sich zwischen Schaufel und Boden aufgetan hatte.
    Der Steppenhund reagierte nicht schnell genug. Als er sich umdrehte, raste bereits eine stählerne Wand auf ihn zu und mähte ihn um.
    Sungat fiel in den Schnee wie ein gefällter Baum. Der Schneepflug hatte ihn am Kopf getroffen. Taran beugte sich über den reglosen Körper des Gefangenen und fühlte den Puls an dessen Hals: positiv, nur ausgeknockt. Die Ameise war kurz nach dem Aufprall stehen geblieben. Jetzt senkte sich der Schneepflug wieder und schirmte die beiden gegen die Blicke fremder Beobachter ab.
    Über den Wipfeln der

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