Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
der Junge sich auf dem Boden krümmte. »Ich weiß auch so, dass du zur Bande dieses dreisten Bastards gehörst, der fünf von meinen Leuten umgelegt hat. Er hat dich spionieren geschickt, nicht wahr?!«
Der Junge schwieg, rappelte sich trotz der Schmerzen auf, hob die Hände vors Gesicht und ballte die Fäuste.
»Oh, jetzt kriege ich aber Angst«, spottete Sungat und prustete vor Lachen. Dann packte er Gleb am Kragen und zischte ihm direkt ins Ohr: »Ich hab genug von dem Theater! Oder willst du auch den Helden spielen, wie eurer dunkelhäutiger Hippie neulich? Nur zu deiner Information, für ihn ist es schlecht ausgegangen. Du hast noch die Chance davonzukommen, aber nur, wenn du mir haarklein erzählst, was du von meinem Privatgespräch mit Schustow mitbekommen hast …«
Anstatt zu antworten, zappelte Gleb mit den Beinen, versuchte sich loszureißen und seinen Peiniger in die Hand zu beißen. Daraufhin packte ihn Sungat zornig am Hals und hob ihn hoch in die Luft. Als der Junge spürte, wie ihm die Pranke des Hünen die Gurgel zudrückte, schlug er verzweifelt mit den Füßen um sich. Doch er hatte keine Chance, den verhassten Feind zu treffen.
»Du wirst mir alles erzählen, Bürschchen!«
Sungats Drohung klang wie von ferne, als hätte Gleb Watte in den Ohren. Seine Lungen brannten wie Feuer. Er riss reflexartig den Mund auf und schnappte nach Luft. Das hassverzerrte Gesicht seines Peinigers verschwand hinter einem roten Schleier.
Als der Junge kurz davor stand, das Bewusstsein zu verlieren, löste sich plötzlich der eiserne Griff. Er fiel zu Boden und schlug hart auf dem Bürgersteig auf. Doch im selben Moment strömte auch wieder Luft durch seine Kehle und kühlte die brennenden Lungen.
Gleb kroch auf allen vieren und machte den Rücken krumm. Die Reste des Abendessen kamen ihm wieder hoch. Danach fühlte er sich etwas besser. Der Blick wurde langsam wieder klar, und der pochende Schmerz in den Schläfen ließ nach. Als er noch ziemlich benommen den Kopf hob, sah er Sungat, der rücklings auf dem Boden lag, und einige Soldaten, die den aufgebrachten Taran von ihrem Chef wegzerrten.
»Aufhören! Auseinander!«
Die zackigen Kommandos kamen von Schustow. Der stämmige Kraftprotz eilte herbei und warf seinen Untergebenen wütende Blicke zu. Hinter ihm tauchte plötzlich Aurora auf.
»Das ist doch Sungat! Mörder!«, krakeelte das Mädchen. »Haltet ihn! Er war es, der Sitting Bull …«
Schustow packte die Plaudertasche und hielt ihr den Mund zu. Dann übergab er sie an die Wachmänner, die einen dichten Ring um Dym, Migalytsch und den Heiden gebildet hatten.
Der Rotbart hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt, spuckte einen ausgeschlagenen Zahn aus und ging auf den Stalker los, der von seinen Leuten festgehalten wurde.
»Aufhören, hab ich gesagt! Das reicht! Break!«
Mit geröteter Birne baute sich Schustow vor dem Bandenchef auf. Doch Sungat dachte nicht daran, diese Schmach auf sich sitzen zu lassen, schon gar nicht vor den Augen seiner Untergebenen. Er riss sich die Jacke vom Leib und winkte Taran mit dem Finger herbei.
»Los, Stalker! Nur wir beide! Du bist doch nicht so ein Schlappschwanz wie euer Hippie, den ich angezündet habe!«
Die umstehenden Soldaten ermunterten ihren Chef mit freudigem Grölen und drängten die Gaffer ab. Der entstandene freie Platz erfüllte die Funktion eines Rings.
»Mit Vergnügen«, erwiderte Taran grimmig und zog sich unter dem Gejohle der Menge das Hemd aus.
Schustow unternahm noch einen letzten Versuch, einen Kampf zu verhindern, indem er Sungat eine unangenehme Unterredung mit dem Oberst in Aussicht stellte, doch als auch diese Drohung verpuffte, winkte er resigniert ab. Seine Schimpftirade ging im Geschrei der Menge unter, die sich auf ein unterhaltsames Spektakel freute.
Die beiden muskulösen, körperlich gleichwertigen Kämpfer begannen durch den Ring zu tänzeln und sich zu belauern. Beim Anblick von Sungats tätowiertem Oberkörper und seinem gnadenlosen Killerblick machte sich Gleb ein wenig Sorgen um seinen Vater. Gennadis Aufmunterung kam da wie gerufen.
»Jetzt bist du fällig, Ziegenbart!«, trompete Dym mit seinem donnernden Bass. »Los, Taran, mach ihn alle, den Bastard!«
Als die Soldaten sich den Mutanten vorknöpfen wollten, fletschte dieser die Zähne, hob die baumdicken Arme und ballte die Fäuste. Die Männer begriffen, dass es ungesund sein konnte, sich mit dem grünhäutigen Koloss anzulegen, und richteten ihre Aufmerksamkeit
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