Hinter dem Mond
an, dass er sofort aus der Wohnung floh und in seinem blöden alten Toyota auf Parvaneh wartete. Natürlich fragte ich sie später, was mit diesem Cousin abginge und wieso sie überhaupt mit dem befreundet sei.
Sie entschuldigte sich zu meiner Überraschung damit, dass er wahnsinnig eifersüchtig sei und ihr nie glaubte, dass keine Jungs dabei waren.
»Was für ein Idiot! Ist der dein Aufpasser, oder was?«
»Na ja, …« Parvaneh stockte und wurde rot.
»Was will der? Ein blöder Cousin, der soll sich verpissen …«
Parvaneh stotterte: »Ja, weißt du, es ist so, … wir haben ein Verhältnis, wir sind eigentlich zusammen …«
»Was? Mit dem ekligen Arschloch bist du zusammen? Das ist dein Cousin!«
Ich schnappte nach Luft.
»Ja, aber meine Eltern dürfen das nicht wissen …«
»Was? Deine Eltern merken das nicht, wenn der Cousin die ganze Zeit in ihrem Haus rumsitzt und mit dir bumst?«
»Sie denken, wir sind Freunde. Er ist ja Familie. Er kommt immer nachts heimlich durch mein Fenster …«
»Was? Durch dein Fenster?«
Ich fand die Geschichte so schockierend, dass ich sie sofort meiner Mutter erzählen musste.
»Mama, Parvaneh schläft mit ihrem Cousin.« Ah, es war raus, was für eine Erleichterung.
Meine Mutter erstarrte mit der Schüssel Bolognesesoße in der Hand.
»Was?«
»Ja!«
Ich grinste breit und zufrieden, weil ich das tolle Kind war, das niemals mit einem Cousin schlafen würde, und nahm mir von den pappigen persischen Spaghetti.
»Wenn ihre Eltern nachts schlafen, dann kommt er durch ihr Fenster und legt sich zu ihr ins Bett.« Ich nahm mir reichlich Soße und schmierte sie über die schlechten Nudeln, damit sie nicht so zusammenklebten. Die Bolognese meiner Mutter war die beste der Welt.
»Nein, das ist ja furchtbar. Wissen ihre Eltern das?«
»Nein!«
»Der kam mir auch komisch vor, als er wie ein Irrer die Zimmer kontrolliert hat. Aber das kann doch nicht sein! Die kann doch nicht mit ihrem Cousin …«
»Ja genau! Er hat kontrolliert, ob hier Männer sind!«
Meine Mutter setzte sich zu mir und sah mich schockiert an.
»Sie ist doch erst vierzehn! Wieso merkt die Mutter das nicht?«
»Und der Cousin ist supereklig!«, rief ich mit vollem Mund.
»Ich werde das der Mutter sagen …«
»Nee, lass das mal, das gibt Riesenärger!«
Meine Mutter wieder, die Hüterin darüber, dass alle Mütter alles erfuhren.
Als es wärmer wurde, trafen wir uns donnerstagnachmittags abwechselnd bei jemandem, der einen Pool hatte. Bei mir ging es leider nicht, ich konnte unmöglich mit einer Horde räudiger Jungs und kreischender Mädchen laut grölend Wasserspiele in Mamans Garten veranstalten, obwohl es sicher lustig gewesen wäre.
Sonjas Pool war eher ein Teich ohne Wasser, Lucie wohnte mit ihren unglücklichen Eltern und einem kleinen Bruder in einer traurigen Wohnung, und Parvaneh hatte gar keinen Pool. Gina und Tina lebten zwar mitsamt der ganzen Familie bei ihrem Großvater, aber sie luden uns gern ein.
Der Großvater hatte eine riesige Villa, ziemlich pompös und so groß, dass man nicht wusste, wo der Eingang war.
»Wo ist deine Großmutter?«, fragte ich und umarmte einen der dicken Marmorengel an den Ecken des Pools.
»Tot«, sagte Tina.
Mich vor den Jungs im Bikini zeigen zu müssen, war mir jedes Mal mehr als unangenehm, vor allem, weil Cyrus auch dabei war und mich die ganze Zeit heimlich beäugte. Aber nicht so heimlich, dass ich es nicht merkte. Die Jungs wollten die Videofilme ansehen, die sie dabei hatten. Wir saßen also alle im Fernsehzimmer und aßen Sandwiches und Obst von den großen silbernen Platten, die uns der Diener gebracht hatte, und sahen erwartungsvoll auf den Bildschirm. In dem Film ging es eigentlich nur darum, wie eine attraktive Frau ununterbrochen mit mehreren gut aussehenden Männern gleichzeitig Sex hat. Die meisten Szenen spielten in einer gigantischen Poollandschaft. Später sah ich nach, wie der Film hieß: »The Stud«. Und die geile Frau war Alexis Carrington vor ihrer »Denver Clan«-Karriere.
Die Jungs fanden den Film super, vor allem, wenn sich The Stud stöhnend ihre perfekten Titten im Wasser massierte.
Cyrus sah mich streng an: »Wieso hast du das eben im Pool nicht gemacht?«
»Chaffe scho!« Halt die Fresse.
Michael grabschte nach Gina und schob seine Hand unter ihr Shirt, sie quiekte laut.
»Ey, reißt euch mal zusammen«, sagte ich.»Wir sind hier bei einem persischen Großvater, nicht bei Dr. Sommer.«
Ich wollte auf keinen
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