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Hinter dem Mond

Hinter dem Mond

Titel: Hinter dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wäis Kiani
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Molly auf mein Bett.
    »Lass dich doch nicht von meiner Mutter anschleimen.«
    Kurz danach klopfte es an der Tür, und als ich ja schrie, kam meine Mutter herein, und, ich glaubte es wieder kaum, brachte höchstpersönlich ein großes Tablett mit Apfelkuchen, einer Schale Erdbeeren, Erdbeereis und einem Kännchen Tee für Ramin mit, stellte es auf den Schreibtisch und fragte Ramin todernst, ob er seinen Tee nur mit Zucker trank oder auch noch Milch bräuchte, so wie Lillys Vater. Mir blieb der Mund offen stehen. Das hatte sie noch nie gemacht, noch nie. Wenn sie gut drauf war, hat sie nur gerufen: In der Küche steht Kuchen, könnt ihr euch nehmen, und ich musste dann Fatmeh Chanum bitten, uns etwas zu bringen. Wenn sie schlecht drauf war, verschwand sie einfach. Sie setzte sich auf den anderen Stuhl und sagte, sie hätte den Kuchen natürlich selbst gebacken, und wie Ramins Prüfungen gelaufen seien.
    Ich wartete, bis wir unseren Kuchen gegessen hatten, dann sagte ich:
    »Danke, Mama, aber wir müssen jetzt lernen.«
    »Was müsst ihr denn lernen? Die Prüfungen waren doch schon.«
    »Für nächstes Jahr, Mama. Man kann nicht früh genug anfangen.«
    Sie ließ sich regelrecht rausschieben. Ich schloss die Tür und verdrehte die Augen.
    Ramin lachte verlegen. Dann meinte er:
    »Deine Mutter ist ja supernett. Wirklich sehr nett. Und ganz jung.«
    Ich verdrehte noch einmal die Augen, nahm Mr Molly auf den Schoß und begann, ihm mit einem Teelöffel von dem Eis ins Maul zu schieben, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte.
    Irgendwie war das sich Gegenüber-sitzen-Gefühl und sich nur ansehen ausgereizt. Er hatte mich immer noch nicht geküsst, und ich begann es blöd zu finden. Er saß ernst an meinem Schreibtisch, so wie er sonst an seinem saß, und sah ruhig zu, wie ich die Katze mit dem knallrosa Erdbeereis fütterte.
    Später, als Ramin sich verabschiedet hatte, sah ich mit Entsetzen, wie ihm mein Vater unten im Garten entgegenkam, während er sein Motorrad rausschob. Mein Vater kam nach oben und ich hörte, wie er meine Mutter fragte, wer da sein Motorrad in unserem Garten geparkt hätte, und sie antwortete das war Ramin, Lillys Freund. Ich hielt die Luft an und duckte mich vor Angst. Aber er kam nicht.

    Das nächste Mal, als Ramin zu uns kam, war mein Vater zu Hause. Ramin begrüßte meine Eltern, und keiner sagte etwas, als wir in mein Zimmer gingen und die Tür schlossen.
    Ich zog meine Vorhänge zu, legte die »American Gigolo«-Soundtrack-Kassette ein. Das erste Lied war Blondie: »Call me«.
    Ich grinste ihn an. Er schaute ernst.
    »Sie ist toll, nicht?«
    Er schaute ernst.
    »Du kennst doch den Film, oder?«
    Er schüttelte ernst den Kopf. »Welchen Film?«
    »Ähm, ›American Gigolo‹. Mit Richard Gere?«
    Er sah mich an wie ein großer ernster brauner Hase. Er kannte den Film nicht.
    »Da spielt Richard Gere einen Callboy …« Der Hase verzog keine Miene.
    Er kannte auch Richard Gere nicht? Das konnte nicht sein.
    »Aber Blondie kennst du …!«
    Der Hase sah mich genauso an wie vorher.
    »Aber du hast doch Blondie auf der Kassette, die du mir geschenkt hast.« Ich lächelte ihn verzweifelt aufmunternd an.
    Er schüttelte etwas den Kopf, so dieses persische: Wasmeinst-du-Kind-Schütteln. Er kam anscheinend überhaupt nicht mit, warum ich von einem Film sprach, wenn ich eine Kassette hörte.
    Ich fand es plötzlich ganz rührend, dass er keine Ahnung von irgendetwas hatte und anscheinend noch nicht mal Blondie kannte. Aber er hatte ja mich. Ich würde ihm schon alles beibringen.
    Ich umarmte ihn, kroch auf seinen Schoß auf meinem Schreibtischstuhl und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Gleich, dachte ich, gleich werde ich ihn küssen.
    Er wurde steif und nervös.
    »Wollen wir uns den Film ansehen?«, flüsterte ich, »ich hab ihn auf Video. Ein toller Film. Ich kaufe mir genau so einen Mercedes, wie ihn Julian fährt … genau den …«
    »Ja, aber setz dich erst wieder dahin, bitte.«
    Er zeigte auf mein Bett, Lichtjahre weit weg.
    »Wieso denn?«
    »Lilly, bitte, setz dich wieder aufs Bett.« Er schob mich von seinem Schoß. Dann flüsterte er: »Deine Eltern können jederzeit reinkommen.«
    »Ach, meine Eltern … Mir sind meine Eltern doch scheißegal …« Ich zog ein Gesicht, setzte mich auf meine grüne Tagesdecke und sah ihn böse an. Er hatte die Gelegenheit, von mir geküsst zu werden, ausgeschlagen, weil meine Eltern reinkommen könnten. Als ob ihm dann etwas passieren

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