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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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aus dieser
Situation herauswand. Ich hatte jedenfalls kein schlechtes Gewissen.
    „Wie… was… wieso
bist du nicht… äh – Wieso bist du - wieder da?“ In Gedanken übersetzte ich ihre
Frage mit dem, was sie wohl eigentlich wissen wollte: Wieso bist du nicht
tot?
    Ich spielte die
Unschuldige. „Ach richtig, das hast du ja gar nicht mehr mitgekriegt!“, rief
ich aus. „Da warst du ja schon weg! Du bist weggezogen, oder? Wo wohnst du denn
jetzt?“
    „In… äh…
London“, stotterte sie, was eindeutig nach Lüge klang. Trotz aller Wut, die ich
verspürte, und die mir fast die Luft abschnürte, begann das Spielchen, mir
unerwartet fast Spaß zu machen. Kein Wunder, denn im Moment war ich ihr
gegenüber eindeutig im Vorteil. „Aber… was war denn mit dir ?“
    Ich merkte, dass
sie langsam wieder an Fassung gewann, und beschloss, doppelt auf der Hut zu
sein, um mich ja nicht zu verraten. „Stell dir vor, ich bin entführt worden!“,
erzählte ich in sensationslüsternem Ton, indem ich so gut wie möglich
versuchte, Jenny nachzuahmen.
    „Ja, das habe
ich… schon gehört“, entgegnete sie. „Die ganze Schule hat ja von nichts anderem
geredet. Aber… wie bist du denn deinen - Entführern - entkommen?“
    Ich registrierte
fasziniert den Plural und redete schnell weiter, bevor ihr auffiel, dass ich
nicht erwähnt hatte, dass es mehrere Entführer gewesen waren. Auch wenn sie
damals absolut kaltblütig gewirkt hatte, benahm sie sich jetzt nicht gerade wie
ein Profi.
    „Ich hatte
Glück. Sie wollten mich umbringen, so wie…“ Die Tränen, die mir in die Augen
stiegen, waren nicht gespielt, aber ich ging darüber hinweg. „Sie haben Arik
umgebracht. Diese – Monster . “ Das flüsterte ich nur, und ich sah sie
dabei nicht an. Ich war mir sicher, dass ich die Scharade sonst nicht hätte
aufrechterhalten können.
    Patti ließ
irgendeinen Ton hören, der wohl ihr Mitgefühl ausdrücken sollte. Ich versuchte,
ihn auszublenden, bevor mir schlecht wurde.
    „Und dann haben
sie mich gefesselt ins Meer geworfen. Aber ein paar Fischer haben mich gerettet.
Dann war ich wochenlang im Krankenhaus, und jetzt bin ich wieder hier. Das ist
alles.“ Erst jetzt blickte ich sie wieder an.
    Sie hing mir wie
gebannt an den Lippen, aber ich sah kein Misstrauen in ihrem Gesicht. Offenbar
hatte sie meine Geschichte geschluckt. „Und – die Entführer? Hat man sie
gefasst?“
    Ich schüttelte
den Kopf. „Ich konnte der Polizei nicht viel helfen. Ich weiß nicht, wer das
war oder warum sie das gemacht haben. Außer, dass sie wohl vor allem hinter
Arik her waren. Aber was sie von ihm wollten, weiß ich auch nicht. Irgendeine
alte Geschichte. Die Polizei glaubt, dass es Profis waren, Mafia oder so. Und
dass sie mich jetzt in Ruhe lassen werden, weil ich sie ja sowieso nicht
identifizieren konnte. Deshalb bin ich auch hier geblieben, in Schottland. Ich
schätze, diese Verbrecher sind längst über alle Berge.“
    Pattis ganze
Haltung verriet, dass sie sich entspannte. „Dann kannst du dich ja wirklich
glücklich schätzen, was?“
    Ernst erwiderte
ich ihren Blick. Auf einmal war mir nicht mehr nach Spielen zumute. „Glücklich?
Ich habe überlebt. Arik nicht. Ich werde nie wieder glücklich sein!“
    Sie erbleichte
und blickte rasch zu Boden, wobei sie etwas Unverständliches murmelte.
    Ich wandte mich
ab und ging zu meiner Tasche. „Ich denke, wir sollten uns mal langsam umziehen,
bevor man glaubt, ich sei wieder entführt worden.“ Diese Anspielung konnte ich
mir trotz allem nicht verkneifen, und befriedigt sah ich, dass sie
zusammenzuckte.
     
    „Ratet mal, wer
da ist!“, rief ich möglichst freudestrahlend, als ich kurz darauf auf die
bereits in der Halle wartenden Jungen und Jordan zueilte. Dabei warf ich Mike
einen warnenden Blick zu. Zum Glück sah er ihn und blickte fragend zurück. Ich
schüttelte nur unmerklich den Kopf, und dann hörte ich auch schon, wie hinter
mir die Tür der Mädchenumkleide wieder aufging.
    „Patti! – Was
machst du denn hier? – Das ist aber eine Überraschung! – Hat Clarissa dich zu
Hilfe gerufen, weil sie mit uns allein nicht fertig wird?“ Die freudigen
Ausrufe, die bei ihrem Anblick durch die Halle hallten, waren diesmal echt, und
ich sah zu meiner Beruhigung, dass auch Mike seine Gesichtszüge im Griff hatte.
Er schloss sich den anderen an, die Patti wie die verlorene Tochter umringten.
    „Ach, ich war
gerade in der Gegend, und da dachte ich, ich komm mal vorbei und stutz

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