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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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wichtige Erfahrung, mich immer wieder auf
unterschiedliche Gegner einzustellen. Und oft stellte sich auch Jordan als
Partner zur Verfügung. Von ihm lernte ich am meisten.
    Ich hatte mich
daran gewöhnt, das einzige Mädchen zu sein, und so war ich einigermaßen erstaunt,
als ich eines Nachmittags im April hörte, wie sich die Tür zur Umkleide öffnete
und jemand hereinkam. Zum Glück befand ich mich gerade im benachbarten
Waschraum und konnte nicht sehen, wer das war. Denn ansonsten hätte ich meinen
Gesichtsausdruck niemals rechtzeitig unter Kontrolle bekommen.
    „Hallo! Ist da
jemand?“
    Mir war, als
hätte mir jemand ohne Vorwarnung einen Tritt in den Magen verpasst. Diese
Stimme hätte ich unter Hunderten erkannt! Sofort bekam ich schweißnasse Hände.
    „Hallo?“
    In meinem Kopf
überschlugen sich die Gedanken. Das konnte nicht sein! Sie war doch weg!
Instinktiv sah ich mich nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch das war
aussichtslos. Ein Fenster gab es nicht, und die einzige Tür öffnete sich zum
Umkleideraum, in dem sie darauf wartete, eine Antwort zu bekommen. Mit
Sicherheit hatte sie meine Tasche gesehen und wusste, dass sich jemand hier
befand. Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen, bevor sie misstrauisch
wurde. Nur was?
    Nachdem meine
erste Panik abgeebbt war, begann ich wieder, klarer zu denken. Sie hatte
versucht, mich umzubringen, und ging vermutlich davon aus, dass es ihr gelungen
war. (Zumindest ich war nach wie vor davon überzeugt, dass sie es
gewesen war – mit Mike hatte ich nach seiner abweisenden Reaktion nicht mehr
darüber gesprochen.) Wenn sie jetzt aber zu den anderen in die Halle ging,
würde sie auf jeden Fall erfahren, dass ich noch lebte. Und befürchten, dass
ich sie möglicherweise erkannt hatte. Dann würde sie bestimmt versuchen, ihr
misslungenes Werk zu vollenden. Und wenn sie die Fähigkeiten hatte, die ich bei
ihr vermutete, wäre das ein Klacks für sie.
    Ich atmete tief
durch, um mein Nervenflattern zu unterdrücken. Dann rasten meine Gedanken
weiter.
    Eigentlich gab
es nur eine Möglichkeit, mich aus der Gefahrenzone zu bugsieren: Ich musste ihr
selber gegenübertreten und klarmachen, dass ihr von mir keine Gefahr drohte.
Dass ich nichts von ihrer Beteiligung an meiner Entführung ahnte. Und an dem
Mord. Denn sonst – wenn mir das nicht gelang - könnten wir unsere
Rettungsaktion ein für allemal vergessen.
    Ich biss die
Zähne zusammen, als mir klar wurde, wie ich sie am wirkungsvollsten von meiner
Arglosigkeit überzeugen könnte: Ich müsste ihr nicht nur vormachen, dass ich
wirklich vollkommen ahnungslos war – sondern auch, dass ich mich über ihr
plötzliches Erscheinen freute. Schon bei dem Gedanken daran wurde mir schlecht.
Aber es war unsere einzige Chance.
    All diese
Überlegungen waren mir in wenigen Sekunden durch den Kopf geschossen, und bevor
mich die Panik handlungsunfähig machte, holte ich schnell tief Luft – und begab
mich dann mit einem ungläubigen Ausdruck in den Umkleideraum.
    „Patti?“
    Auch wenn mich
bei ihrem Anblick eine weitere heftige Welle der Angst überschwemmte, gelang es
mir doch halbwegs, meine erfreut-überraschte Miene beizubehalten. Zumindest
hoffte ich das. Und ich wurde sofort mit Pattis vollkommen offensichtlichem
Entsetzen belohnt, das sie nicht rechtzeitig in den Griff bekam. Sie sah mich
an, als hätte sie ein Gespenst gesehen. (Was ich für sie, wenn man es genau
bedachte, ja wohl auch war. Sie musste wirklich fest von meinem Tod überzeugt
gewesen sein. Hätte ich noch irgendwelche Zweifel an ihrer Schuld gehabt, so
wären sie spätestens jetzt endgültig verschwunden.)
    Ich tat jedoch,
als bemerkte ich nichts davon, sondern eilte mit ausgestreckten Armen auf sie
zu. „Patti! Du bist es wirklich! Wie schön, dich mal wieder zu sehen!“ Und dann
krönte ich meinen oscarreifen Auftritt damit, dass ich sie an mich zog und
herzhaft umarmte. Es bereitete mir fast so was wie ein perverses Vergnügen,
festzustellen, wie sie sich in meinen Armen versteifte. So schnell wie möglich
löste sie sich wieder von mir, und nichts war mir lieber als das. Aber das ließ
ich sie nicht merken.
    Immerhin
schaffte sie es, ihr Gesicht wieder halbwegs in den Griff zu kriegen, und auch
ihre Stimme gehorchte ihr zumindest ansatzweise. „Cla… Cla… Clarissa?“,
krächzte sie. „Aber… aber… ich dachte…“ Fassungslos schüttelte sie den Kopf.
    Ich genoss es,
sie zappeln zu sehen. Sollte sie doch selbst sehen, wie sie sich

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