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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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euch ein
bisschen zurecht!“ Auch Patti wirkte jetzt fast wie ihr altes Ich. So, wie ich
sie kennengelernt hatte. Fröhlich, selbstbewusst und offen. Und eine abgebrühte
Lügnerin, wie ich mittlerweile wusste.
    Beim Training
war ich diesmal nicht bei der Sache. Zu viel ging mir durch den Kopf. Was
wollte sie hier? Warum war sie wieder da? Und was bedeutete das für uns? Eins
war zumindest sicher: Sie war von meinem Überleben genauso überrascht gewesen
wie ich von ihrem Erscheinen. Meinetwegen konnte sie also nicht hier
sein. Weshalb aber dann? Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, und
mir wurden die Knie weich. Sie war doch nicht etwa hier - wegen Mike? Konnte es
sein, dass sie ahnte – oder gar wusste – dass Arik nicht der einzige seiner Art
gewesen war? Dann wäre Mike in großer Gefahr!
    Es gab nur einen
Weg, das herauszufinden: Ich – oder besser wir – mussten uns noch einmal mit
ihr unterhalten. Auch wenn alles in mir danach schrie, ihr so schnell und so
weit wie möglich aus dem Weg zu gehen.
    „Hast du nachher
noch was vor?“, fragte ich sie deshalb gegen Ende des Trainings, bevor wir uns
wieder zum Umziehen begaben. Mike stand neben mir und warf mir einen
nachdenklichen Blick zu, sagte aber nichts. „Oder hättest du Lust, noch was
trinken zu gehen? Auf die alten Zeiten und so?“
    Sie ließ einen
prüfenden Blick über mich gleiten, den ich möglichst unbefangen erwiderte. Nach
einigem Nachdenken erwiderte sie gedehnt: „Also, nein, eigentlich habe ich
nichts vor.“
    „Super!“, rief
ich, bevor sie es sich anders überlegte. Dann fragte ich in die Runde: „Hat
vielleicht sonst noch wer Lust, mitzukommen?“ Der Gedanke war mir ganz spontan
gekommen. Wenn mehrere von uns dabei waren, würde es mir vielleicht leichter
fallen, mich natürlich zu geben, und außerdem würde sie in aller Öffentlichkeit
wohl auch kaum etwas gegen Mike oder mich unternehmen, wenn sie das vorhatte.
    Patti schien von
meiner Frage nicht sehr angetan, aber ihr fiel wohl kein Grund ein, dem zu
widersprechen, und so waren wir am Ende fast ein Dutzend Leute, die sich auf
den Weg zu einem nahegelegenen Pub machten. Sogar Jordan schloss sich uns an.
Ich bot Patti eine Mitfahrgelegenheit in Mikes Panda an, auch wenn ich sah,
dass er nicht gerade glücklich darüber war. Auch ich hätte mich gerne kurz
ungestört mit ihm unterhalten, aber ich hielt es für klüger, sie keinen Moment
aus den Augen zu lassen.
    Wir waren die
ersten im Pub und nahmen an einem großen Tisch Platz, wobei ich darauf achtete,
zwischen Mike und Patti zu sitzen. So konnte ich ihm bei Bedarf etwas
zuflüstern, was im allgemein herrschenden Trubel ganz natürlich war und keinen
Verdacht erregen konnte. Nach kurzer Zeit trudelten auch alle anderen ein, und
bald entspannen sich die üblichen Gespräche. Ich achtete darauf, beim
allgemeinen Smalltalk mitzumachen und nicht zu oft und zu direkt auf die Themen
zu kommen, die mich eigentlich interessierten. Patti sollte auf keinen Fall auf
die Idee kommen, dass ich sie einem Verhör unterzog.
    Zum Glück
übernahm Jordan, der auf ihrer anderen Seite Platz genommen hatte, die
Gesprächsführung ganz in meinem Sinne. „Und, Patti, werden wir dich jetzt
wieder öfter sehen? Du siehst ja, Clarissa ist ganz froh darüber, dich bei sich
zu haben – bei der männlichen Übermacht.“
    Er lachte, und
auch wenn nichts weiter von der Wahrheit entfernt war, stimmte ich scheinbar
fröhlich in sein Lachen mit ein. „Jaja, da hat er Recht. Gemeinsam sind sie
wirklich unerträglich!“
    Auch Patti
grinste. (Miese, verlogene Schlampe!) „Wem sagst du das. Wer braucht
schon Männer?“
    „Ach?“, warf
Mike ein, ebenfalls die Lässigkeit in Person. „Darf ich daraus schließen, dass
du an Männern im Allgemeinen und im Besonderen nicht mehr interessiert bist?
Das sah bei unserem letzten Treffen aber noch ganz anders aus!“ Er grinste
gekonnt anzüglich, während ich vor Schreck die Luft anhielt.
    Patti errötete
tatsächlich, auch wenn das außer mir in der schummrigen Kneipenbeleuchtung
wahrscheinlich niemand bemerkte. Dann fragte sie, ein wenig zu spät: „Bei
unserem letzten Treffen? Wann war denn das?“
    Unverfroren
erwiderte Mike: „Na, damals im Park, beim Guy-Fawkes-Feuer. Da warst du doch
mit so einem ältlichen Typen unterwegs. War das nicht dein Freund?“ Ich hätte
ihn am liebsten getreten, aber sein Grinsen war so unverschämt, dass es jeden
Verdacht auf Hintergedanken sofort nehmen

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