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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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sei
Mike dafür verantwortlich.
    „Ich – weiß es
nicht.“ Er klang vorsichtig, und mir kam sofort der Verdacht, dass er es doch
wusste, aber nicht sagen wollte.
    „Los, rück schon
raus damit!“
    Mike blickte
mich gequält an. „Ich weißes ehrlich nicht, Clarissa.“
    „Aber?“, hakte
ich nach. Irgendetwas an seinem Ton machte mir Angst.
    „Es ist nur eine
Theorie, okay?“
    „Okay“,
entgegnete ich ungeduldig.
    „Vielleicht…“ Wieder
zögerte er, bevor er sich dazu durchrang, es endlich auszuspucken. „Vielleicht
hängt es ja damit zusammen, dass er… dass er… naja, eben - tot ist.“ Er
sah mich wie um Verzeihung bittend an.
    Ich spürte, wie
eine eiskalte Faust nach meinem Herzen griff. „Wie meinst du das?“
    „Ich meine…“ Er
seufzte. „Ich meine, vielleicht ist der Tod eben doch das Ende.“
    „Nein!“,
unterbrach ich ihn, aber er sprach weiter.
    „Vielleicht kann
er nirgendwo – an keinem Ort und in keinerZeit – mehr sein. Weil er
eben aufgehört hat, zu sein.“
    „NEIN!“, schrie
ich. „NEIN! Das hat er nicht ! NEIN !“ Ich zitterte am ganzen
Körper und ballte die Hände zu Fäusten.
    „Clarissa!“ Er
sah mich beschwörend an und legte mir die Hände auf die Schultern. „Beruhige
dich! Ich sagte doch, es ist nur eine Theorie! Vielleicht hat er auch einfach
nur einen anderen Weg genommen!“ Ich hörte seiner Stimme an, dass er selbst
nicht daran glaubte. Er glaubte, dass Arik tot war. Und dass es keinen Weg gab,
ihn zurückzuholen. Der Tod – das Ende. Für jeden.
     
    Nachdem ich mich
halbwegs beruhigt hatte, beschlossen wir, dem Motorrad zu folgen. Es schien
unsere einzige Chance zu sein, zumindest den Platz in den Klippen
wiederzufinden. Egal, was uns dort erwartete. Ich musste es einfach versuchen.
Ich konnte ihn nicht einfach aufgeben.
    Noch einmal
gingen wir ein Stück in der Zeit zurück und warteten darauf, dass sie erneut
vorbeikamen. Diesmal saßen wir allerdings startbereit auf unserer Maschine. Bei
dem Tempo, das Patti und ihr Begleiter an den Tag legten, war es nicht
wahrscheinlich, dass sie uns bemerkten, und es war unsere einzige Chance, an
ihnen dran zu bleiben. Der Plan war riskant, die Gefahr, trotzdem entdeckt zu
werden, groß, doch wir sahen keine andere Möglichkeit. Unsere einzige Hoffnung
bestand darin, sie nicht aus den Augen zu lassen, und darauf zu vertrauen, dass
sie sich nicht zu uns umdrehten. Eine vage Hoffnung, das war mir klar.
    Doch alles
schien gut zu gehen. Sie kamen vorbeigerast, und kaum waren sie außer
Sichtweite – außerhalb meinerSichtweite, um genau zu sein – gab Mike
auch schon Gas und fuhr auf die Straße. Er hatte mir gesagt, dass er so viel
Abstand wie möglich halten wollte, um sie nicht auf uns aufmerksam zu machen,
aber auch so dicht an ihnen dran bleiben musste, dass ersie gerade noch
sehen konnte. Das war riskant, denn wenn sie uns doch bemerken sollten, müsste
ihnen sofort klar sein, dass wir über ihre Fähigkeiten verfügten. Niemand
anders wäre schließlich in der Lage, sie zu verfolgen. Und was dann geschehen
würde, wusste keiner.
    „Wenn wir Glück
haben, halten sie uns vielleicht für Arik“, meinte Mike, als ich ihn darauf
aufmerksam machte.
    „Super!“,
entgegnete ich ironisch. „Also machen wir sie so erst richtig auf ihn
aufmerksam? Und werden sie dann ihre Pläne ändern?“
    „Ich weiß es nicht“,
seufzte er. „Vielleicht. Aber hast du eine bessere Idee?“ Die hatte ich nicht.
„Lass uns einfach beten, dass sie uns nichtbemerken!“, beendete er das
Gespräch. Und das tat ich. Auch wenn beten normalerweise nicht zu meinem Alltag
gehörte. Aber was war schon normal?
    Ich bekam von
der wilden Verfolgungsjagd nicht mehr mit als beim ersten Mal, als ich ein
Stück weiter vorne mitgefahren war. Licht und Dunkelheit sowie das Wetter
wechselten in raschem Tempo, der Himmel stand zeitweise in Flammen. Ich versuchte
mir vorzustellen, dass ich jetzt gerade nicht nur die Verfolgerin, sondern auch
die Verfolgte war und gleichzeitig auf zwei Motorrädern dahinraste, und ich
musste mich sehr zusammenreißen, um nicht hysterisch zu kichern. Gleichzeitig
drehte ich meinen Kopf immer wieder soweit wie möglich nach hinten, in der
Hoffnung, ein drittes Motorrad auf dieser wilden Jagd zu entdecken. Aber da war
nichts. Zumindest nichts, was ichsehen konnte.
    Auf einmal
machte Mike ohne Vorwarnung eine Vollbremsung. Die Maschine rutschte mit
quietschenden Reifen noch einige Meter vorwärts und blieb dann

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