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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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meiner Überraschung erholt hatte, stieß ich schließlich die Tür
auf und gesellte mich zu ihnen. Beide Köpfe wandten sich gleichzeitig zu mir,
und ich hätte schwören können, dass das schon einen Sekundenbruchteil, bevor
sie mich eigentlich hören konnten, geschah. Warum war mir diese erstaunliche
Ähnlichkeit nicht schon vorher aufgefallen? (Wahrscheinlich, weil ich sie noch
nie so nahe beieinander gesehen hatte.)
    „Hi, Clarissa“,
begrüßten sie mich wie aus einem Mund, worauf sie beide schlagartig
verstummten.
    Meine Anspannung
machte sich in einem leicht hysterischen Kichern Luft. Mehr fiel mir nicht ein,
denn ich war mir nicht sicher, inwiefern Anspielungen auf die neue Harmonie
zwischen ihnen diese sofort wieder gefährden würden.
    Mike rettete
mich. „Wir haben uns gefragt, ob du nicht Lust hast, noch was essen zu gehen?“
Er blickte mich abwartend an.
    Ich schnappte
erneut nach Luft. „Äh – du meinst, wir drei?“ Die Vorstellung war so absurd,
dass ich fast schon wieder gekichert hätte. Nur eiserne Selbstbeherrschung
bewahrte mich vor diesem peinlichen Ausrutscher.
    „Ja, warum
nicht?“, mischte sich jetzt Arik ins Gespräch.
    Ich starrte ihn
ungläubig an. „Aber – ich dachte, du… er…“ Ich brach ab.
    Wieder war es
Mike, der in die Bresche sprang. „Wir haben das geklärt. Es gab da wohl ein
paar - Missverständnisse auf beiden Seiten. Also, wie sieht’s aus – kommst du
mit?“
    Zwar war mir die
plötzliche Freundschaft zwischen den beiden suspekt, aber mir sollte es recht
sein. Also machten wir uns gemeinsam – ich mangels Helm mit Mike im Auto, Arik
mit dem Motorrad hinterher – auf den Weg in die Innenstadt, wo wir uns nach
einigen Diskussionen auf eine Pizzeria, die Mike kannte, einigten.
    Der Kellner
führte uns zu einem Vierertisch am Fenster. Arik setzte sich auf die Bank an
der Fensterseite, Mike auf einen der beiden Stühle gegenüber – und dann sahen
mich beide erwartungsvoll an. Ich schluckte. Ich kam mir vor wie bei einer
besonders schwierigen Prüfung. Einen würde ich vor den Kopf stoßen müssen, das
war klar. Doch dann sah ich Ariks schwarze Augen auf mich gerichtet, und meine
Entscheidung war gefallen. Ohne Mike anzusehen, schob ich mich auf die Bank.
Sekundenlang hatte ich das Gefühl, dass die Atmosphäre über dem Tisch sich
schlagartig auflud, wie bei einem Gewitter, doch genau so schnell, wie er
entstanden war, verschwand dieser Eindruck auch wieder.
    „Okay, dann
lasst uns mal sehen, was es hier gibt.“ Mit diesen Worten griff Mike nach einer
der beiden Speisekarten, die vor uns auf dem Tisch lagen. Arik und mir blieb
nichts übrig, als gemeinsam die zweite zu nehmen. Dass ich näher an ihn
heranrücken musste, um auch etwas sehen zu können, erschien mir dabei nicht
unbedingt als ein Nachteil.
    Nachdem der
Kellner uns schließlich unsere Getränke und Pizzas gebracht hatte – Mike und
Arik hatten sich unabhängig voneinander für dieselbe entschieden, wie wir alle
drei nur halbwegs überrascht registrierten – und der erste Hunger gestillt war,
hielt ich es nicht mehr aus. „Also, was ist nun mit euch beiden? Seid ihr
Zwillinge, oder was?“
    Mikes Lachen
klang fröhlich, Ariks nicht wirklich.
    „Verblüffend,
was?“, grinste Mike. „Auch wenn man uns das nicht gerade ansieht, scheinen wir
unter demselben Stern geboren zu sein.“
    „Nicht nur unter
demselben Stern, sondern sogar am selben Tag“, entgegnete ich.
    Jetzt war es
Mike, der zuerst mich, dann Arik verblüfft ansah. „Wirklich?“
    Der nickte. „5.
November. Guy-Fawkes-Day. “
    Mike runzelte
die Stirn. „Ach. Und in welchem Jahr?“
    „Äh – 1990.“
Ariks Antwort kam zögernd, so als hätte er zuerst darüber nachdenken müssen.
    „Dann sind wir
tatsächlich unter demselben Stern geboren! Mein Geburtsjahr ist auch 1990!“,
erwiderte Mike begeistert. „Das ist ja irre. Da scheint an Horoskopen ja doch
was dran zu sein!“
    Ich konnte nicht
ganz folgen. „Wieso 1990? Ich dachte, du wärst ein Jahr jünger, so wie ich“,
wandte ich mich an Arik. „Dann müsstest du ja in einer Stufe mit Mike sein!“
    „Ich bin eine
Zeitlang gar nicht zur Schule gegangen, deshalb bin ich noch nicht so weit“,
erklärte er.
    In meinem Kopf
wirbelten die Gedanken durcheinander. Gleicher Geburtstag hin oder her –
trotzdem war das kein hinreichender Grund für die seltsame Ähnlichkeit der
beiden. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass noch mehr dahinter steckte. „ Wo seid ihr denn

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