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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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– wenn ich so weitermachte,
würde ich das Schuljahr nach meiner Rückkehr in Deutschland mit Sicherheit
wiederholen müssen, da ich sounmöglich die Prüfungen am Schuljahresende
bestehen würde. Aber den Gedanken an die Rückkehr nach Deutschland verdrängte
ich sowieso weitestgehend, was mir umso leichter fiel, je mehr Fragen sich in
meinem Kopf drängten. Obwohl es bei genauerer Betrachtung eigentlich nur die
immer wieder gleiche Frage war: Wie konnte ich mehr über Arik und seine
Vergangenheit herausfinden? Leider wollte und wollte mir keine auch noch so
kleine Antwort darauf einfallen.
    Auch Mikes
normalerweise immer blendende Laune schien mir untypisch gedämpft. Auf der
ganzen Rückfahrt von der Schule sprach er höchstens drei Worte mit mir. Er
schien seinen eigenen unerfreulichen Gedanken nachzuhängen. Welche das waren,
erfuhr ich aber erst, als wir zu Hause ankamen.
    Während wir es
uns freitags normalerweise bei einem entspannten Lunch gemütlich machten,
stopfte Mike sein Essen diesmal achtlos in wenigen Minuten in sich hinein, um
dann mit noch vollem Mund schon wieder aufzuspringen, während mein Teller im
Gegensatz zu seinem noch zu drei Vierteln voll war.
    „Was ist denn
mit dir los?“, fragte ich erstaunt. „Hast du noch was vor?“
    „Allerdings“,
murmelte er mit einer wahren Leichenbittermiene. Dann zählte er an seinen
Fingern ab: „Böden, Küche, Bad, Schlafzimmer, Wäsche. Und dann noch Einkaufen.
Ich weiß gar nicht, wie ich das alles schaffen soll!“ Er zog eine so
komisch-verzweifelte Miene, dass ich mir ein Lachen verkneifen musste. Leider
hatte ich trotzdem keine Ahnung, wovon er sprach.
    „Seit wann bist
du denn so ein Putzteufel?“
    „Seit mein Vater
morgen früh zurückkommt!“, erwiderte er mit Märtyrerstimme.
    „Oh.“ Das hatte
ich über meinem persönlichen Kummer ja völlig vergessen! Das erklärte
allerdings einiges. Mike und ich hatten es uns in den letzten Wochen in unserem
eigenen Chaos recht gemütlich gemacht und ein paar Stapel ungespültes Geschirr
oder einige Staubflocken hier und da hatten keinen von uns gestört. Aber wenn
ich wüsste, dass meineMutter hier hereinspazieren würde, dann ginge es
mir vermutlich jetzt genauso wie Mike. Oder schlimmer. „Ich verstehe“,
versicherte ich ihm deshalb mitfühlend. „Lass mich nur noch eben aufessen, dann
helfe ich dir.“
    Der Blick, den
er mir zuwarf, war so erleichtert, dass ich schon wieder lachen musste.
„Clarissa! Das würdest du tun?“
    „Hey, ist doch
selbstverständlich! Schließlich wohne ich auch hier. Und es ist ja nicht nur
dein Dreck!“ Und, wie ich in Gedanken hinzufügte - eigentlich kam mir dieser
Hausputz sogar ganz recht, denn er lenkte mich wenigstens von meinen
ergebnislosen Grübeleien über Arik ab.
    Kurz darauf war
ich gesättigt und voller Tatendrang. Glücklicherweise hatte sich auch Mikes
düstere Miene sichtlich aufgehellt, nun, wo er nicht mehr alleine schuften
musste. Wir teilten uns strategisch auf: Während er sämtliche dreckige Wäsche,
die in den diversen Zimmern verteilt herumlag, einsammelte und in der Küche zu
einem beeindruckenden Berg aufschichtete, schnappte ich mir den Staubsauger und
schleppte ihn ins obere Geschoss. Die Wäsche war Mikes Revier, da konnte ich
ihm nicht helfen, denn die Technik seiner vorsintflutlichen schottischen
Waschmaschine war für mich einfach undurchschaubar.
    Nachdem ich das
Bad geputzt und dann alle Böden einschließlich Mikes Zimmer gesaugt hatte,
blieb ich schließlich unschlüssig vor der verschlossenen Tür am Ende des Flurs
stehen. Dahinter lag Raphael Lows Zimmer, in das ich bisher keinen einzigen
Blick geworfen hatte. Selbst Mike hatte ich nie hineingehen sehen. Allerdings
hatte es wochenlang leer gestanden - eine Reinigung würde ihm sicherlich nicht
schaden.
    „Mike?“
    Sein Kopf
tauchte am unteren Rand der Treppe auf, erhitzt vom Kampf gegen den Wäscheberg.
„Ja?“
    „Soll ich das
Zimmer von deinem Vater auch saugen?“
    Er zögerte kurz,
als sei er sich selber nicht ganz sicher, dann jedoch zuckte er mit den
Schultern. „Klar, warum nicht? Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch
gern noch das Bett frisch beziehen!“
    Sein Kopf
verschwand wieder. Ich kehrte zu der geschlossenen Tür zurück. Dann drückte ich
neugierig die Türklinke herunter.
    Muffige,
abgestandene Luft schlug mir entgegen. Sehen konnte ich nichts – in Raphaels
Reich herrschte absolute Finsternis, die nur unzulänglich durch das jetzt

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