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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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Sollte Raphael doch selbst sehen, wie er sie
komfortabel zurechtschüttelte. Mit dem Staubsauger im Schlepptau betrat ich den
Flur genau in dem Moment, als auch Mike unten die Haustür öffnete.
    Erst, als ich
abends meine verschwitzte und staubige Jeans auszog, merkte ich, dass der
Zettel mit dem Gedicht immer noch in meiner Hosentasche steckte. Ich musste ihn
ganz in Gedanken dorthin gestopft haben.

Raphael
    Clarissa
     
    Als mein Wecker
klingelte, kaum dass ich nach vielen wirren Träumen endlich eingeschlafen war,
fühlte ich mich wie gerädert. Ich quälte mich aus dem Bett und huschte unter
die Dusche. Erst, als ich fertig angezogen wieder in meinem Zimmer war und
einen Blick auf den Stundenplan warf, um meine Tasche zu packen, fiel mir auf,
dass es Samstag war – keine Schule also. Ich war verwirrt. Warum, um alles in
der Welt, hatte ich denn dann meinen Wecker auf sieben Uhr morgens gestellt?
Während ich mir die Schuluniform wieder vom Leib riss, kämpfte ich mit mir, ob
ich zurück ins Bett gehen oder wach bleiben sollte.
    Ich hatte mich
gerade für das Bett entschieden, als Mike an meine Zimmertür klopfte.
„Clarissa, bist du fertig? Wir müssen los! Der Flieger landet bald!“
    Ich schlug mir
mit der Hand vor die Stirn. Heute kam Mikes Vater zurück! Und ich hatte mich
bereit erklärt, ihn mit vom Flughafen abzuholen.
    „Sofort!“, rief
ich zurück, während ich mir in aller Eile die erstbesten Klamotten überwarf,
die ich fand. Ein rascher Blick in den Spiegel zeigte mir, dass ich in diesem
Outfit bestimmt keinen Modelwettbewerb gewinnen würde, aber zum Umziehen war es
zu spät – ich hörte Mike schon von unten ungeduldig hupen.
    Auf dem Weg zum
Flughafen besorgten wir uns noch schnell einen Becher Tee und ein Croissant als
Frühstücksersatz, die wir während der Fahrt hinunterschlangen. Natürlich
schaffte ich es nicht, den Tee unfallfrei zu trinken, so dass bei unserer
Ankunft am Flughafen auch noch ein dicker dunkelbrauner Fleck den rechten
Oberschenkel meiner Jeans zierte. Raphael würde wahrhaftig einen tollen ersten
Eindruck von mir bekommen.
    Der Flieger
sollte um kurz nach acht landen, doch als wir um genau 7.59 Uhr in die
Ankunftshalle stürmten, leuchtete uns schon das „Verspätet“-Zeichen hinter dem
Flug aus Glasgow entgegen. Mike ging zum nächsten Schalter der Airline und
erfuhr, dass wir noch mindestens eine halbe Stunde warten mussten, da es beim
Abflug in Glasgow eine Verzögerung gegeben hatte. Also beschlossen wir, unserem
Fast-Food-Frühstück ein richtiges folgen zu lassen, und suchten uns einen Platz
in einem Bistro, wo ich mir ein „ Full Scottish Breakfast “ mit allem drum
und dran gönnte. Danach erwachten meine Lebensgeister endlich so langsam.
    Um kurz vor halb
neun schlug Mike vor, dass wir uns wieder zur Ankunftshalle begeben sollten.
Wir zahlten und gingen. Schon auf den ersten Blick sah ich, dass das
„Verspätet“-Zeichen immer noch leuchtete. Wir fanden eine Bank in einer ruhigen
Ecke, von der aus man die Anzeigentafel gut im Blick hatte, ohne selbst auf dem
Präsentierteller zu sitzen, und ließen uns dort nieder. Mike entschuldigte sich
kurz, weil er noch eine Zeitung kaufen wollte, während ich sitzen blieb und
meinen Blick durch die Halle schweifen ließ.
    Und da sah ich
ihn. Er stand versteckt hinter einer Säule und blickte starr in Richtung der
elektrischen Schiebetüren, durch die die Fluggäste kommen mussten. Ich sah nur
sein Profil, aber das war unverkennbar. Arik.
     
    Mein erster
Gedanke war, aufzuspringen und zu ihm zu rennen - doch stattdessen blieb ich
wie angewurzelt sitzen. Meine Gedanken überschlugen sich. Was machte er hier?
    Auf einmal
siegte meine Neugier über den Wunsch, ihm sofort um den Hals zu fallen
beziehungsweise an die Kehle zu gehen – welches Bedürfnis von diesen beiden
stärker war, war ich mir noch nicht sicher. Aber was auch immer - es musste
warten, denn vielleicht war dies die ersehnte Chance, endlich mehr über ihn
herauszufinden. Nur durfte er dazu nicht bemerken, dass ich ihn gesehen hatte.
Zum Glück war Mike in die andere Richtung davongegangen, und Arik schien voll
und ganz auf die Schiebetüren fixiert. Schnell sprang ich auf und ging Mike in
Richtung Zeitungskiosk entgegen. Dann hakte ich ihn unter, und gemeinsam
schlenderten wir zurück, während ich ihn mit irgendetwas vollquatschte.
    Wie auf Kommando
erlosch in diesem Augenblick das gelbe Zeichen, und gleichzeitig ertönte eine
Stimme aus dem

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