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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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unüberschaubaren Menge allerdings schleierhaft. Und auch
meine Hoffnung, Arik zu treffen – falls er überhaupt hier wäre – schwand dahin.
    Gegen acht kam
Bewegung in die Wartenden, und kurz darauf hörte ich aus der Ferne den
unverkennbaren Klang von Dudelsäcken. Die Musik näherte sich, bis die Urheber,
eine militärisch wirkende Truppe von korrekt mit Kilt und allem, was
dazugehörte, bekleideten Musikanten, schließlich heranmarschierten, in ihrem
Gefolge ein Mann mit einer lebensgroßen Strohpuppe, die an der Spitze einer
langen Stange befestigt war. Die ganze Gruppe blieb in der Nähe des Holzstoßes
stehen, und nach einem letzten Lied verstummte die Musik. Die Umstehenden
applaudierten. Dann senkte sich erwartungsvolle Stille über den Park.
    Der Mann mit der
Strohpuppe stapfte bis zu dem Holzhaufen und ließ im breitesten schottischen
Dialekt eine lange, sich offensichtlich reimende Rede vom Stapel, von der ich
kein Wort verstand, die von der Menge aber begeistert bejubelt wurde. Nachdem
er endlich geendet und der Lärm sich wieder einigermaßen gelegt hatte,
schwenkte er die Puppe noch einmal wild hin und her und rief dann: „Also -
wollen wir ihn brennen lassen?“
    „Ja, mach ihm
Feuer unterm Hintern!“, scholl ein vielstimmiger Chor zurück.
    Und dann sah ich
zu meinem Befremden – um nicht zu sagen Entsetzen – wie plötzlich eine große
Flamme aus dem Kopf der Strohpuppe schoss. Der Mann drehte den brennenden Kerl
noch einmal in alle Richtungen, bevor er ihn mit großer Geste auf das
aufgeschichtete Holz schleuderte, das daraufhin ebenfalls rasch Feuer fing.
    „Wie makaber ist
das denn?“, fragte ich angewidert.
    „Sag bloß, du
kennst die Geschichte von Guy Fawkes nicht?“, ertönte eine bekannte Stimme
hinter meinem Rücken. Ich drehte mich um und erblickte Patti mit ihrem Freund.
    Neugierig
musterte ich ihn. Wie ein Schüler unserer Schule sah er nicht aus, dafür war er
einfach zu alt. Bestimmt schon Mitte zwanzig. Davon abgesehen ein recht
attraktiver Typ – wenn man auf lange Haare stand. Seine waren hellblond, und er
hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, was einen eigenartigen Kontrast zu
Pattis kurzem Schopf bildete. Genauso übrigens wie seine harten Gesichtszüge,
die so gar nicht zu Pattis immer fröhlicher Miene passten. Trotzdem wirkten die
Blicke, die die ansonsten so selbstbewusste Patti ihrem Begleiter zuwarf, schon
fast anbetend.
    Ich fühlte mich
ertappt. Vermutlich hätte ich mich mal erkundigen sollen, was an diesem
schottischen Feiertag überhaupt gefeiert wurde, aber in letzter Zeit hatte mich
außer Arik einfach nichts interessiert. Also schüttelte ich schuldbewusst den
Kopf.
    „Na, dann muss
ich dich ja dringend mal aufklären“, grinste Patti, und dann gab sie mir eine
Kurzversion der Taten dieses verruchten Mannes. Ich erfuhr, dass Guy Fawkes
zusammen mit anderen Verschwörern geplant hatte, das britische Parlament in die
Luft zu jagen, zum Glück aber gerade noch rechtzeitig gefasst wurde.
Beziehungsweise zu seinem Pech, denn er hatte daraufhin sein Ende auf dem
Scheiterhaufen gefunden, und seitdem wurde seiner gedacht, indem man den armen
Kerl Jahr für Jahr erneut verbrennen ließ. Auch, nachdem ich die Geschichte nun
kannte, fand ich den Brauch, eine menschengroße Puppe zu verbrennen, um an eine
Hinrichtung zu erinnern, immer noch makaber, aber die Briten waren ja bekannt
für ihren schwarzen Humor.
    Es kamen immer
noch Nachzügler an, aber den einen, auf den ich sehnsüchtig wartete, konnte ich
nirgends entdecken. So langsam schwand auch der letzte Rest meiner Hoffnung
dahin.
    Pattis Gedanken
schienen in die gleiche Richtung zu gehen. „Ist Arik gar nicht hier?“
    Ich schüttelte
den Kopf.
    Sie musterte
mich prüfend und sagte dann tröstend: „Ach, mach dir nichts draus. Bestimmt
kommt er noch!“
    Auch, wenn ich
ihre Zuversicht nicht teilte, fand ich es doch nett von ihr, dass sie
versuchte, mich aufzuheitern. Mein Lächeln fiel dennoch kläglich aus, nicht
zuletzt, weil ich auf einmal einen dicken Kloß im Hals spürte.
    Mike rettete
mich mal wieder. Das schien eine feste Angewohnheit von ihm zu werden. „Komm“,
mischte er sich ins Gespräch, „wir suchen mal meinen Vater und die
Verpflegung.“ Er hakte sich bei mir unter und wir verabschiedeten uns von Patti
und ihrem Anhang, der die ganze Zeit kein Wort mit uns geredet hatte. Dann
machten wir uns auf die Suche.
     
    Es dauerte nur
ein paar Minuten, bis wir Raphael fanden. Er hatte sich

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