Hinter der Nacht (German Edition)
drehte sich wieder zu seinem Gegner um und
rammte ihm gleich darauf blitzschnell den rechten Ellenbogen in die Seite.
Als ich Raphaels
ersticktes Stöhnen hörte, griff ich an. Mit einem Seitwärtstritt traf ich Arik
an der Hüfte, so dass er von Raphael weggeschoben wurde, doch er fing sich
sofort wieder und fuhr wütend zu mir herum. Dann nahm er seinerseits Schwung
und trat mich voll in den Magen. Ich ging zu Boden und schnappte nach Luft,
wobei ich mir nicht sicher war, was mehr schmerzte – der Tritt oder der Schock,
dass er mich wirklich verletzen wollte.
Hilflos musste
ich mit ansehen, wie Arik sich wieder Raphael zuwandte und ihm nun einen
gezielten Kinnhaken verpasste, so dass der wie ein Sack Kartoffeln umfiel. Was
mich dabei am meisten erschreckte, war die Brutalität, mit der Arik vorging. Er
schien jede Vernunft verloren zu haben und raste wie ein wildes Tier. Raphael
dagegen unternahm noch nicht einmal den Versuch, sich zu verteidigen. Er stand
nur da und ließ sich verprügeln.
Plötzlich sprang
ein schwarzer Schatten von hinten auf Ariks Rücken und klammerte sich dort fest.
„Lass – meinen – Vater – in – Ruhe!“
Ich atmete auf.
Mike hatte uns erreicht und war offensichtlich ebenfalls nicht bereit, Arik
kampflos sein Werk vollenden zu lassen. Mühsam rappelte ich mich wieder hoch,
wobei jeder Atemzug schmerzte.
Mike hing noch
immer an Ariks Rücken, doch der machte einen schnellen Schritt vorwärts, beugte
sich dann ruckartig nach vorn und schleuderte seinen Gegner über seinen Kopf
auf den Boden, wo er mit einem lauten Krachen landete und liegenblieb. Auch
Raphael lag bewegungslos am Boden. Der Anblick machte mich zornig.
„Hast du jetzt
genug?“, schrie ich Arik an.
Der wendete
seinen Kopf langsam mir zu und stierte mich an. „Genug? Das habe ich erst, wenn
er tot ist!“, stieß er dann hasserfüllt hervor.
Entsetzt starrte
ich zurück. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Wie gelähmt beobachtete ich,
wie er sich dem am Boden liegenden Raphael näherte und ihn unsanft am Kragen
packte, um ihn hochzuziehen. Da brannten bei mir die letzten Sicherungen durch.
„Nein!“ Ich nahm
all meine Kraft zusammen und rannte mit voller Wucht gegen Arik. Überrascht
ließ der Raphael wieder los, bevor wir gemeinsam auf die Erde krachten. Ich lag
keuchend auf Arik und versuchte, ihn mit aller Kraft unten zu halten, doch ich
fürchtete, dass ich das nicht lange durchhalten würde. Er war deutlich stärker
als ich.
Kaum hatte ich
das gedacht, krümmte er sich auch schon unter mir zusammen, und mit einem
Brüllen, das mir durch Mark und Bein ging, schien er unter mir zu explodieren
und schleuderte mich nach oben.
Ich machte mich
auf eine harte Landung gefasst, doch in diesem Augenblick schoss plötzlich
irgendetwas aus der Dunkelheit auf mich zu und packte mich. Wie mit
Stahlklammern wurden meine Arme an meine Seiten gepresst.
Der Schreck ließ
mich fast ohnmächtig werden. Ich schnappte nach Luft und wollte schreien, doch
ich bekam keinen Ton heraus. Hilflos zappelte ich mit den Füßen und trat um
mich, doch auch das blieb völlig wirkungslos. Dabei wusste ich noch nicht
einmal, wer – oder was – mich da gepackt hielt. Panisch blickte ich um mich,
doch in der plötzlich undurchdringlichen Dunkelheit konnte ich nichts erkennen.
Im nächsten Moment spürte ich, wie meine zappelnden Füße geschnappt und ich
dann unsanft hochgehoben und weggeschleppt wurde.
Endlich fand ich
meine Stimme wieder und schrie. Aber obwohl doch überall um uns herum Menschen
sein mussten, reagierte niemand.
Entführt
Clarissa
Nach einer
kurzen Strecke wurde ich abrupt auf den Boden geworfen. Der Schmerz machte mich
bewegungslos, und bevor ich auch nur an Flucht denken konnte, spürte ich, wie
etwas um meine Hand- und Fußgelenke geschnürt wurde. Es fühlte sich rau und
kratzig an. Ein Seil. Ich war gefesselt.
Der Schock über
diese Erkenntnis raubte mir die letzte Kraft und machte mich stumm. Auch von
meinen Angreifern hörte ich nach wie vor keinen Ton. Dafür konnte ich
mittlerweile wenigstens ein paar Umrisse sehen, denn komischerweise schien es
schon wieder heller zu werden, auch wenn es noch nicht einmal Mitternacht sein
konnte. Hektisch blickte ich mich um und versuchte zu erkennen, wo ich war. Wir
schienen noch immer in dem kleinen Park zu sein. Jetzt, wo ich wieder mehr sehen
konnte, schien es mir sogar so, als ob ich etwas abseits einen großen
rauchenden Haufen ausmachen konnte.
Aber
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