Hinter der Nacht (German Edition)
weiter.
Schließlich ging
ich niedergeschlagen zu Mike zurück.
„Nicht da?“
Ich schüttelte
den Kopf.
„Und jetzt?“
„Weiß nicht.“
Obwohl es ja eigentlich keinen Anlass zu der Hoffnung gegeben hatte, dass er da
sein würde, war ich doch sehr enttäuscht. Und wütend. Vor allem auf mich
selbst. Was hatte dieser unzuverlässige Scheiß-Typ nur an sich, dass ich nicht
von ihm loskam? Warum konnte ich ihn nicht einfach in Ruhe lassen, wie er mich
wiederholt so unmissverständlich aufgefordert hatte? Ich sollte ihn ein für
allemal vergessen und keinen weiteren Gedanken an ihn verschwenden!
Doch stattdessen
kramte ich schließlich einen alten Kassenbon und einen Kugelschreiber aus dem
Handschuhfach und kritzelte darauf: Wo bist du? Du fehlst! C. Zu meiner
Erleichterung fragte Mike nicht nach, als ich den Zettel schnell, damit ich es
mir nicht anders überlegen konnte, in den Briefkasten neben der Eingangstür
warf. Und auch die Rückfahrt verlief weitestgehend schweigend.
Kampf
Clarissa
Der Donnerstag
rückte mit Riesenschritten näher, und Mike, Raphael und ich waren vollauf mit
den Vorbereitungen für die große Feier beschäftigt. In der Schule bekam ich
nicht viel mit, außer, dass es von Arik weiterhin keine Spur gab. Ich sah mich
ständig um, ob er heimlich irgendwo lauerte, aber entweder tat er es nicht,
oder ich hatte nicht das Geschick, ihn zu entdecken. Langsam begann ich, unter
Verfolgungswahn zu leiden. Selbst nachts im Bett hatte ich noch das Gefühl,
beobachtet zu werden.
Raphael war
während dieser Zeit still und zurückgezogen. Ich merkte es Mike an, dass er
sich Sorgen machte, aber er weihte mich nicht ein. Ich hätte ihm gerne
geholfen, wusste aber nicht, wie. Dafür tappte ich ja selbst noch viel zu sehr
im Dunkeln. Und das Wenige, was ich wusste, klang auch nicht gerade beruhigend.
Auch an seinem
Geburtstag sah ich Arik erwartungsgemäß nicht in der Schule. Den
Nachmittagsunterricht ließen Mike und ich mit Raphaels Einverständnis
ausfallen. Stattdessen half ich meinen beiden Gastgebern, die Vorbereitungen
für den Abend zu treffen.
Der Plan war,
nach dem öffentlichen Freudenfeuer im Park, zu dem halb Inverness erwartet
wurde (wobei mir der genaue Anlass dafür nicht wirklich klar war), mit Mikes
Freunden dort noch weiterzufeiern, weswegen diverse Getränke und
Picknickutensilien in Raphaels kleinen Panda verfrachtet werden und haufenweise
Sandwiches geschmiert werden mussten. Erst am späteren Nachmittag waren wir
endlich soweit fertig, dass Raphael seine beiden Hilfskräfte in Gnaden entließ,
damit wir uns auch selbst für die Feier fertigmachen konnten. Dank Mikes
Galanterie gewann ich den Wettlauf zur Dusche, und eine halbe Stunde später
fühlte ich mich wieder halbwegs wie ein Mensch. Fehlte nur noch das passende
Outfit, was bei mir wie immer auf schwarz hinauslief.
Wie ich kurz
darauf feststellte, hatte Mike sich ausnahmsweise ebenfalls für den
„Black-is-beautiful“-Look entschieden und sah in seiner schwarzen Jeans und der
ebenfalls schwarzen Lederjacke, die seine Haare und Augen erst recht zum
Leuchten brachten, ziemlich sexy aus. Aber ehrlicherweise musste ich zugeben,
dass mein Herz bei seinem Anblick vor allem deswegen höher schlug, weil die
schwarzen Klamotten bei mir sofort Assoziationen mit einem anderen
üblicherweise dunkel gewandeten Jungen weckten. Es schien fast, als hätte Mike
unbewusst das Outfit gewählt, das ihn Arik besonders ähnlich sehen ließ.
Nachdem wir
fertig waren, machten wir uns zu Fuß auf den Weg in den Park. Raphael wollte
mit dem Wagen und seiner wertvollen Fracht nachkommen. Für uns war dort kein
Platz mehr gewesen.
Je näher wir dem
Park kamen, desto nervöser wurde ich. Nach und nach füllten sich die Straßen,
und als wir unser Ziel erreichten, war dort schon eine riesige Menschenmenge
rund um einen imposanten Holzstoß, der mich in seinen Ausmaßen an unsere
heimischen Osterfeuer erinnerte, versammelt. Aus der Ferne sah ich Jenny im
Kreise ihrer Clique und Patti Hand in Hand mit einem unbekannten Mann, der um
einiges älter wirkte als sie, sowie einige andere Gesichter von der Schule,
aber die meisten Menschen hier waren mir völlig fremd. Mike und ich suchten uns
einen Platz, an dem wir einen möglichst guten Blick auf die Menschenmassen
hatten, die sich um den Holzstapel herum drängten. Raphael war noch nicht
aufgetaucht, aber Mike war zuversichtlich, dass er uns finden würde. Wie, war
mir angesichts der
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