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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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habe heute dein Mißfallen erregt, oder vielmehr, ich bin in deiner Achtung gesunken; das nagt mir am Herzen. Ich kann es nicht ertragen, wenn du meinem Reden und Tun mißtrauest. Lieber gleich sterben und von all meinem Glück scheiden, als in steter Angst schweben, du möchtest irre werden in deinem Glauben an mich, deiner Liebe zu mir. Deshalb komme ich jetzt in dieser feierlichen Stunde nach ernster Reue, um dir zu sagen, daß keine Lüge je wieder über meine Lippen kommen soll, im großen wie im kleinen. Was auch geschieht – ein krampfhaftes Zucken flog durch ihre Glieder – ich werde stets die Wahrheit lieben, das gelobe ich dir bei dem, was mir das Teuerste auf Erden ist – meines Gatten Liebe.

    Wie zum heiligen Schwur legte sie ihm beide Hände aufdie weiße Stirn, er aber zog sie an sich, ohne ein Wort zu sprechen, doch im Innersten bewegt; sie lag an seinem Herzen, ihre Augen schlossen sich, und süßer Friede ruhte einen Augenblick auf ihren Zügen. Dann richtete sie sich mutig in die Höhe, preßte beide Hände zusammen und blickte ihn an, als wolle sie sagen: Was begehrst du zu wissen? Frage mich – du sollst die Wahrheit hören.Doch er rief beglückt: Jetzt habe ich meinen fleckenlosen Demant und will mich seines Besitzes freuen. Zum erstenmal im Leben fühle ich mich vollkommen glücklich. Und voll Leidenschaft schloß er sie in die Arme.
    Dies geschah um Mitternacht. Am andern Morgen fragte Frau Kameron ihren Mann, ob er auch im Osten der Stadt Krankenbesuche zu machen habe. Er erwiderte, er fahre hauptsächlich in diese Gegend, um nach Molesworths Patientin im Hospital zu sehen, mit deren Befinden er recht zufrieden sei.
    Würdest du mich wohl manchmal mitnehmen, fragte sie schüchtern, wenn du Armenbesuche machst? Ich möchte dich gern zu den Leuten begleiten, denen du Hilfe bringst.
    Möchtest du das? Ein Freudenschein erhellte seine Züge. Ein Weib zu besitzen, das Anteil an seiner Arbeit nahm, das hatte er nicht zu hoffen gewagt. Du kannst gleich heute mitkommen, rief er, und sie eilte hinauf, sich anzukleiden.
    Zuerst fuhren sie nach dem Hospital. In der Abteilung, wo Brigitte Halloran lag, schritten sie durch zwei Reihen von Krankenbetten voller Leidensgestalten. In der Nähe von Kamerons neuer Patientin angekommen, standen sie überrascht still, denn am Bett des armen Weibes, ihnen den Rücken zukehrend, saß ein Mann, den sie hier nicht erwartet hatten. Jetzt wandte er sich um – es war wirklich Doktor Molesworth, – Kameron trat schnell auf ihn zu.
    Welche unverhoffte Freude! sagte er. Wie lange – er hielt inne und besann sich – können Sie schon wieder ausgehen?
    Seit gestern, war die kurze Antwort; dann verbeugte er sich gegen Frau Kameron. Auch Sie interessieren sich für unsere Patientin?
    Ich bin zum erstenmal hier, versetzte sie; ich hoffe, Sie finden eine Besserung im Befinden Ihrer Patientin.Moleswurth sah die schöne Sprecherin einen Augenblick bedeutungsvoll an, dann versetzte er:
    Der Fall ist rätselhaft und die geheimen Vorgänge zum Teil unverständlich, doch hoffe ich, es wird alles gut gehen. Wenn nur hinter meinem Rücken kein Irrtum begangen wird. Man kann sich auf die Frauen nur schwer verlassen. Ich werde streng bei meinem Verfahren beharren und hoffe, Sie geben mir auch jetzt noch recht, Doktor Kameron, daß es seine Wirkung nicht verfehlt.
    Er blickte seinen Vertreter fragend an; dieser verbeugte sich zustimmend: Die Kur nimmt einen erfreulichen Fortgang, sagte er, mehr läßt sich noch nicht erwarten.
    Molesworth lächelte. Reden Sie doch einen Augenblick mit der Kranken. Sie sagt, Ihr freundliches Gesicht tue ihr wohl.
    Während Kameron und seine Frau mit Brigitte sprachen, trat er an ein anderes Krankenbett, war aber bald wieder bei ihnen. Genofeva die Hand reichend, sagte er: Obgleich Ihr Herr Gemahl in meiner Abwesenheit so gut für die Kranke gesorgt hat, bin ich doch froh, ihre Pflege jetzt wieder selbst übernehmen zu können; auch die Selbstverleugnung hat ihre Grenzen.
    Sie starrte verwirrt auf seine Hand und wechselte die Farbe. Ja – nein, stammelte sie bestürzt; dann wandte sie sich an ihren Mann: Bleibst du noch länger? Wollen wir nicht gehen?
    Molesworth schien ihre offenbare Unfreundlichkeit nicht zu bemerken und wandte sich an Kameron. Gönnen Sie mir Ihre Gesellschaft noch einen Augenblick! sagte er, ich möchte Ihnen einen andern Fall zeigen, der Sie vielleicht interessiert.
    Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung, rief sein Kollege voll

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