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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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ins Zimmer geeilt war, um die Lösung des Rätsels zu erfahren.
    Gryce deutete auf ein Fenster am Ende des kleinen Alkovens, Hier ließ sich der Ausgang leicht finden, sagte er, trotzdem es keine zweite Tür gibt.
    Richtig, rief Kameron nähertretend. Das Fenster ging auf das platte Dach einer Veranda hinaus.
    Sie sehen, das Fenster ist geöffnet, fuhr Gryce fort. Seit jenem Abend hat niemand das Zimmer wieder betreten; wenn nun von den andern Fenstern, die gleichfalls auf das Dach gehen, noch eines offen stand, so konnte sie leicht in das Nebenzimmer hinabklettern; von da gelangte sie in die Hausflur und auf die Hintertreppe.
    So ist es, bestätigte der Doktor.
    Dies kann also als feststehend betrachtet werden, bemerkte Gryce. Dagegen ist mir etwas anderes noch unbegreiflich: wie nämlich Fräulein Farleys brauner Schleier, den ich hier in der Hand halte, unter den Haufen Kleider gekommen ist, welcher da vor Ihnen liegt. Wenn Frau Doktor Kameron das ebenso leicht erklären könnte, wie ich das Verschwinden des Mädchens aus dem verschlossenen Zimmer, so wäre ich ihr sehr verbunden.
    Kameron sah sich nach seiner Frau um; sie stand mittenim Gemach, den Blick auf die am Boden liegenden Kleidungsstücke geheftet, nach welchen Gryce zeigte.
    Weißt du, wie der Schleier unter den Haufen gekommen ist, Genofeva? fragte ihr Gatte.
    Sie hob langsam die Augen zu ihm empor. Das geht mit sehr einfachen Dingen zu, sagte sie; ich konnte beim Anziehen ein Kleidungsstück nicht finden und warf in meiner Hast alles aus den Schränken heraus. Als dann Mildred kam, trug sie den ganzen Haufen nach dem Alkoven, um ihn aus dem Wege zu räumen. Beim Bücken wird ihr der Schleier vom Hut gefallen sein.
    Höchst wahrscheinlich.
    Kameron richtete sich erleichtert auf; auch Frau Gretorex schien befriedigt und rauschte zur Tür hinaus. Nur Genofeva war augenscheinlich halb unwillig, halb erschöpft und abgemattet. Der Detektiv bemerkte es, stellte aber doch noch eine letzte Frage:
    Gehörte Ihnen denn der hellgraue Schleier, der sich bei Fräulein Farley vorfand?
    Das weiß ich nicht. Ich habe damals so vielerlei gekauft, daß mir nicht alles gegenwärtig ist. Doch erinnere ich mich, mir fehlte der Schleier zu meinem Reisehut, als ich ihn aufsetzen wollte.
    Damit war die Sache abgetan. Gryce bedankte sich für die gefällige Auskunft und entfernte sich. Kaum war er fort, so begab sich Genofeva zu ihrer Mutter.
    Ich kam hierher, um meine Sachen mit dir zu ordnen, sagte sie. Aber der Mensch hat mich so ermüdet mit seinen endlosen Fragen, daß ich jetzt nicht mehr imstande bin, etwas zu tun. Sei doch so gut, selbst über alles zu verfügen, sobald du Zeit hast; mir ist die Lust dazu vergangen.
    Ohne die Antwort abzuwarten, nahm sie ihres Mannes Arm und zog ihn nach der Treppe. Wirst du mir je verzeihen können? flüsterte sie.
    Er sah sie lächelnd an. Wir sind zu jung, um aus einer Mücke einen Elefanten zu machen, sagte er. Ihr Weltdamen nehmt es oft mit der Wahrheit nicht allzu genau. Ich will versuchen, dein Unrecht zu vergessen, zumal ich hoffe, daß du nie wieder etwas tun wirst, wovon du weißt, daß es mir Schmerz bereitet.
    Sie stand still, ihm den Mund mit einem Kuß zu verschließen.
    O, wie ich dich liebe, flüsterte sie. Ich begehre nichts auf der Welt, als dir die treueste, sorgsamste Gattin sein zu dürfen.
    Seine freundlichen Worte hatten sie förmlich neu belebt, sie strahlte vor Wonne und Glück.
    Als sie in den Wagen stiegen, sahen sie gerade noch, wie des Detektivs würdige Gestalt um die Ecke bog. Dieser überlegte sich jetzt seinen Schlachtplan.
    Julius Molesworth mußte ins Gefängnis wandern; das lag auf der Hand. Niemand als er hatte Mildred Farley umgebracht, wenn sie sich nicht selbst den Tod gegeben. Ob letzteres der Fall sei, war Sache der Geschworenen zu entscheiden, die Polizei aber hatte die Pflicht, seine Verhaftung vorzunehmen. Zwar waren die Beweise gegen ihn nicht ganz so überzeugend, wie Gryce wohl gewünscht hätte, aber ein Giftmord ist ja stets weit schwerer zu ergründen als Verbrechen, bei denen Dolch und Messer eine Rolle gespielt haben. Zudem waren hier die begleitenden Umstände höchst verdächtig. Daß Molesworth das Mädchen sterbend auf den Treppenstufen gefunden haben wollte, während sie in Wahrheit in seinem Wagen ihr Leben ausgehaucht und er das Fläschchen nur auf die Straße geschleudert hatte, um die von ihm erdachte Geschichte glaubwürdig zu machen, ließ auf einen sorgfältig vorher

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